Für den Preis dieses Buches kommt man Grönland näher oder Seine „Abenteuer in Eis und Schnee“ – Annotation zum neuen Lese- und Bilderbuch von Arved Fuchs

© Delius Klasing
Geil war Fuchs aber immer wieder auf Grönland. Drei Dutzend Jahre lang führten viele Expeditionen (die Ski-Expedition 1998 an der Ostküste zwischen Germania Land und Ittoqqortormiit oder die Hundeschlitten 2012 im Westen am Kane Basin) Fuchs nach Grönland.
Der Untertitel des „Grönland“-Buches von Fuchs lautet „Meine Abenteuer in Eis und Schnee“. Das deutet darauf hin, dass der Mann auf Wasser in flüssiger und fester Form reiste. Grönland sei, so Fuchs, „in den siebziger Jahren etwas für absolute Insider, für Freaks und Abenteurer, die das Außergewöhnliche suchten“, gewesen.
Grönland ist, wie wir Wikipedia entnehmen, nicht nur nicht gleichbedeutend mit Nordpol, Grönland ist vor allem groß. Gigantisch groß. In der Mercatorprojektion wirkt Grönland größer als Afrika. Von Nord bis Süd, von 59 ° 46”² nördlicher Breite bei Kap Farvel bis 83 ° 40”² nördlicher Breite, Kaffeklubben-Insel bei Kap Morris Jesup, ist das Land wirklich 2650 Kilometer lang. An seiner breitesten Stelle beträgt die Entfernung 1200 km. Zwischen Nord und Süd, West und Ost liegen auf 2.166.086 km ² jede Menge Berge und Täler, Flächen voller Eis und Schnee. Noch immer ist das Innere der gigantischen Insel völlig mit Eis bedeckt, auch wenn es Jahr für Jahr weniger wird.
Fuchs wandert quer über das dicke Inlandeis. Wäre das weg, würde der Meeresspiegel nicht nur um ein paar Meter ansteigen, das Land selber würde sich erheben. In „Der Planet Erde – Gletscher“ heisst es dazu: „Sollte das Grönlandeis eines Tages verschwinden, so würde sich die Insel um etwa 600 Meter heben.“ Der höchste Berg Grönlands, der Gunnbjí¸rns Fjeld mit derzeit 3694 m, wäre dann noch höher. Das Gunnebjörnfjeld, wie Fuchs festhält, hat er erst letztes Jahr bestiegen.
Fuchs führt den Leser in diesem 144seitigen spannenden Lese- und Bilderbuch im A4-Format mit 136 Farbfotos und neun Schwarz-Weiß-Fotos kreuz und quer über die Insel. Vor allem kreuzt er mit seiner Segelschiff „Dagmar Aaen“ vor der Küste. Oft wird der Kurs des Haikutters „von dichten Treibeisfeldern bestimmt“, notiert Fuchs.
Nach 18 Kapitel in Eis und Schnee stellt Fuchs sich die Frage „Quo vadis, Grönland?“. Grönland würde sein Sehnsuchtsland bleiben, hält er fest (S. 141). Gegenwart und Geschichte, vor allem die Menschen in den kleinen Siedlungen und die Naturlandschaften würden ihn „gefangen“ nehmen. Fuchs hofft auf ein gutes Gleichgewicht zwischen den bodenständigen Bewahrern der Traditionen und den quirlingen Veränderern der Moderne. „Die Wertschätzung, die die alten Grönländer trotz aller Härten für ihr Land und ihr einfaches Leben verspüren, darf nicht verloren gehen“, schreibt er (S. 143). Das ist zu hoffen, aber nicht zu erwarten. Fuchs, für den „Schnee, Eis und Kälte längst ihre Schrecken verloren“ haben (S. 138), hofft auf eine weitere Expedition in den Norden „zwischen der Wetterstation Danmarkshavn, bis zu der Kapitän Carl Koldewey einst kam, und dem Washington Land“.
Für den Preis dieses Buches oder einer Hochsee-Kreuzfahrtkarte kommen sie Grönland zwar näher, aber lernen es nicht wirklich kennen. Wie wäre es also mit einer Expedition?!
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Arved Fuchs, Grönland, Meine Abenteuer in Eis und Schnee, 144 Seiten, 136 Farbfotos, 9 S/W Fotos, 20 farbige Abbildungen, Format: 22 x 28,7 cm, gebunden mit Schutzumschlag, Verlag: Delius Klasing, 1. Auflage 2015, Bielefeld, ISBN: 978-3-667-10282-9, Preise: 29,90 Eur (D), 30,80 Euro (A)
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