Freiburg erstklassig – 2. Bundesliga am 32. Spieltag: Braunschweig besiegt Nürnberg, München im Glück, Abstiegsfrage ist ungeklärt; 1. Liga: Werder: Stuttgart 6:2, noch wird nicht abgestiegen

© Foto: Andreas Hagemoser, 2016
Unten rum ist die 2. Liga noch spannender als die 1.: Der SC Paderborn 07 ist jetzt auf dem letzten Platz. Das 2:1, das dem SC Freiburg den Aufstieg 2 Spieltage vor Schluss bescherte, schickte Paderborn auf den letzten Platz, punktgleich mit dem MSV.
Paderborn heißt so, weil hier der kürzeste Fluss Deutschlands, die Pader, entspringt (Born). In slawischen Sprachen bedeutet ‚padat‘ fallen – kein gutes Omen für den Verbleib in der jetzigen Liga.

Die Düsseldorfer Fortuna konnte diesmal keinen Punkt ergattern, auch hier hieß es 2:1 – zuhause für den MSV. Diese 3 Punkte sind für Duisburg Gold wert. Ob das Autokennzeichen DU jetzt für „sie sind durch“ steht? Auch wenn das Duisburgs letzter Saisonsieg werden würde, könnte damit der Abstieg in Liga 3 verhindert worden sein. Siege sind selten am Ende der Tabelle. Zwei Unentschieden würden vielleicht reichen, denn die Nachbarn schwächeln auch, das Gedränge im Keller ist groß.

Paderborn war gegen Freiburg fast chancenlos und kann sich nur über ein Heimtor freuen. 28 Punkte aus 32 Spielen, das wären zum Beispiel 28 Remis und viermal verloren – der 2. Bundesliga wirklich unwürdig. (In Wirklichkeit waren 6 Siege dabei und 10 Unentschieden, die anderen 16 Spiele gingen verloren). Genausoviel hat der MSV, der mit minus 23 Toren aber unter den letzten dreien am besten da steht.
Die Tordifferenz: Ein „geheimer“ Indikator
Hier sieht man wieder den Wert den „geheimen Indikators“ Tordifferenz: Danach scheinen sich jetzt die Ligen zu sortieren. Dortmund sammelt eine ganze Handvoll Tore gegen Wolfsburg, das sich mit einem Ehrentreffer auswärts begnügen muss. Kein anderer Bundesligaverein hat bis jetzt so viele Tore geschossen: 80! (Freiburg brachte es auf 72 bisher.) Bei 77 Punkten eine Tordifferenz von plus 49. – Bayern hat bei 75 Toren einfach die besseren Torhüter und deshalb nur 15 Gegentore (= plus 60). Wenn Mats Hummels jetzt auch noch nach München ginge, würde sich die Zahl der Gegentore wohl bald nochmals reduzieren.
Überall, wo die Tordifferenz auffällig ist, kann demnächst in der Tabelle etwas passieren. So geschah es mit Hertha, vor kurzem noch auf Platz 3, die nach dem 2:1 in Leverkusen den CL-Platz verlassen hat und damit die Reihenfolge der besten Plätze nach Tordifferenz sortierbar machte.

Etwas weiter unten steht Wolfsburg halbverhungert auf Platz 10. Schon jetzt wäre der VfL nach einem Sieg gegen Dortmund auf Platz 8. Die nur minus 5 Tore weisen aber darauf hin, dass Aufsteiger Ingolstadt überrundet werden könnte, der mit -7 genauso viel zu wenig hat wie der theoretisch noch abstiegsgefährdete HSV.

Zurück in die 2. Liga
Hier spricht die Tordifferenz für Nürnberg und gegen Leipzig. Beide waren nicht besonders erfolgreich. Leipzig kam am Freitag gegen Bielefeld über ein 1:1 nicht hinaus, nach Punkten und Toren. Und das zu Hause. Nürnberg machte es nicht besser. Krz vor der Halbzeit pause schoss Khelifi ein. Ken Reichel und Maximilian Sauer machte innerhalb 7 Minuten ab der 59. dann alles klar. Eine knappe Viertelstunde später hieß der Torschütze Guido Burgstaller, aber das war für Nürnberg zu wenig und zu spät. Man kann sich streiten, ob das 3:1 zu hoch ausfiel. Fakt ist: in der Leistung waren die Teams nicht auseinander, wie man aufgrund des Tabellenplatzes vermuten könnte. Bleiben die Braunschweiger das nächste Mal zu Hause wieder ungeschlagen, hat man das Dutzend voll.

Ergebnis: Der Aufstiegswettbewerb bleibt spannend. Freiburg hat es mit 69 Zählern schon geschafft, wird aber sicher noch welche holen. Der RB hinkt mit 64 hinterher, Nürnbergs 59 bedeuten nur rein rechnerisch die Chance auf Platz 2. Zwei Siege für Nürnberg, darauf könnte man wetten, aber nicht, dass der RB gleichzeitig keine Punkte holt. Es sei denn, er verliert einmal und spielt das andere Mal Remis. Dann würde das Torverhältnis Nürnberg zum Tabellenvize machen.

Eigentlich hätte man das Treppchen an der Spitze nach den aus dem letzten Spiel geholten Punkten bilden können: Freiburg 3 – Platz 1; Leipzig 1 – Platz 2 und garantierter Aufstieg, Nürnberg geht leer aus – nur Bronze und Chance.
Braunschweig steht am freien 1. Mai auf Platz 8 punktgleich mit Karlsruhe und Fürth – wieder entscheiden der Torunterschied. Doch der KSC muss am Montag um 18.30 Uhr noch gegen Sandhausen spielen und hätte schon bei einem Unentschieden Platz 8 sicher. Bei einem Sieg würde der KSC auf Platz 7 hochschnellen, von Union Berlin nur durch – die Tordifferenz getrennt, schon klar.

Sandhausen hatte es ja kürzlich trotz der drei Punkte Abzug wegen Verstößen gegen Vorschriften der Lizensierungsordnung geschafft. Die beiden Mannschaften, die am Feiertag noch drei Plätze und vier Punkte entfernt sind, könnten sich auch in der Tabelle noch näherkommen. Allerdings müsste der Sieg des Tabellenhinteren schon sehr hoch ausfallen, denn zwischen Platz 9 und 10 (KSC und Fürth) und Platz 11 und 12 (Kaiserslautern) entschiede dann – raten Sie mal – die Tordifferenz. Bei einem 0:3 wären Karlsruhe und Fürth nicht nur punktgleich, sondern hätten dieselbe Tordifferenz. Sandhausen bräuchte schon 8 Tore Unterschied, um an den dann punktgleichen Lauterern vorbeizuziehen, dann wären Sandhausen und Karlsruhe auch in der Tabelle Nachbarn. Ein Rechenspiel, denn das wird nicht passieren. 

In der Realität kann man die Distanz zwischen Sandhausen und Karlsruhe, gut 50 Kilometer, über die A5 in einer Dreiviertelstunde zurücklegen.
Aktuelle Lage nach den Montagsspielen
Für Karlsruhe war es ein Heimspiel, dass in der zweiten Halbzeit klar mit 3:0 entschieden wurde. Dimitris Diamantakos traf zweimal (68./88. Minute), Grischa Prömel dazwischen einmal. Es ging um nichts, das sahen in der ersten Halbzeit auch gut 13.400 Zuschauer im Wildparkstadion. Dann brachte der KSC in Erinnerung, dass er vor einer Saison auf Platz 3 stand und dann gegen den HSV die Relegation ausfocht, ganz knapp. Der KSC ist jetzt wieder auf Platz sieben, punktgleich nicht mehr mit Braunschweig und Fürth, sondern mit Union. Als einziger Verein beider Ligen mit einem ausgeglichenen Torverhältnis. Bochum und St. Pauli können noch überholt werden.
Das letzte Spiel des Spieltags bestritt in der 1. Liga Werder Bremen und profitierte endlich vom Ausscheiden aus dem Pokal und der Konzentration auf die Hauptaufgabe, oben zu bleiben. Mit einem sehenswerten 6:2 schickte die Mannschaft mit dem grünen Salmi die Stuttgarter auf Platz 17. Wichtige Punkte, doch unten bleibt es sehr, sehr eng. Nur zwei Pünktchen trennen die einen Hessen von den anderen und dem VfB, mittendrin Werder mit 34 Zählern. Stuttgart schrammte vor einem Jahr fast wie die Titanic am Untergang entlang. 2 Spieltage vor Schluss sieht es böse aus und die Motivation der Mitbewerber ist hoch.

Für die Bremer Sieger trafen Fin Bartels, Öztunali, Claudio Pizarro, wieder Bartels und Joker Anthony Ujah. Nur 5 Tore? Nein. Federico Barba half dem Weserteam mit einem lustigen Eigentor, tilgte die Schmach aber nach dem Wechsel mit einem Tor für die Baden-Würrtemberger. In der ersten Halbzeit hatte Daniel Didavi die Führung aus dem 1. Bartelstor zum 1:1 egalisiert.

Meine Prophezeiung von der Wichtigkeit der Tordifferenz traf in beeindruckender Weise ein: Alle acht Abstiegskandidaten sind nach dem 6:2 in Bremen fein säuberlich nach ihr sortiert, vom HSV mit -7 über Werder mit nur noch -16 und Hannover 96 mit minus 30.
Im Mittelfeld
Fürth war nach den zwei Heidenheimer Kopfbällen auf Platz 10 gerutscht, der 1. FC hatte durch das 0:2 Platz 7 erklommen. Bei den acht Mannschaften, die in der Tabelle zwischen Bielefeld und Union stehen, kann noch viel passieren mit nur acht Punkten Abstand.

Bielefeld wirkt gerade ein bisschen wie das Augsburg der 2. Liga. Eine Mannschaft, die mehr kann und nicht alle Chancen der Saison genutzt hat. Nach einem Unentschieden gegen einen Tabellenhöheren kriecht man dem Klassenerhalt entgegen.

Im Keller ist es eng
Auf Platz 14 steht jetzt der TSV 1860 München und kann Bielefeld nicht mehr einholen. Aber das man überhaupt soweit gekommen ist wird Daniel Bierofka zugeschrieben, der im 2. Spiel mit seiner Mannschaft den 2. Sieg feiern konnte. Für die Löwen traf Daylon Claassen überraschend nach 9 Minuten und in der 88. Levent Aycicek. Ein Fehlpass von Enis Alushi führte zum 1. Treffer für die Gäste. St. Pauli hatte den Aufstieg im Blick und war gut ins Spiel gekommen. Der eine Patzer und die gute Münchner Abwehr machten aus dem Heimspiel für St. Pauli nicht nur eine Niederlage, sondern auch den Abschied vom Aufstieg. Denn auch rechnerisch kann der nun nicht mehr gelingen. Wenn eine Hamburger Mannschaft nächste Saison in der 1. Liga spielt, dann heißt sie HSV. Die Chancen stehen viel besser als vor einem Jahr, als der HSV gegen den KSC in die Relegation musste und im Volksparkstadion unentschieden spielte. 
Doch München hat noch zwei Spieltage vor sich und nur zwei Punkte mehr als die Mannschaften hinter sich, Düsseldorf und Frankfurt. Die große Unterschied in der Tordifferenz von 8 Toren sieht gut aus, doch die Kicker aus der Landeshauptstadt brauchen Fortuna, wenn sie auf dem Platz 15 bleiben wollen, auf den sie jetzt gerutscht sind.

Ganz unten mit einem Zähler weniger Duisburg und Paderborn. Ginge es nach dem Torverhältnis, müsste der FSV Frankfurt 1899 am Tabellenende stehen.

Der selbe Fakt spricht dafür, dass Bochum St. Pauli auf dem 4. Platz einholt, allerdings ohne Folgen für den Ligaverbleib, denn der ist gesichert, Aufstieg ausgeschlossen.
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