Frankfurt, das Geld und Goethe

© WELTEXPRESS, Foto: Dr. Jürgen Pyschik

Weltweit Beachtung findet derzeit die in Frankfurt residierende EZB und ihre Möglichkeit, nahezu ohne Begrenzung Staatsanleihen aufzukaufen. Und Staatsanleihen sind auch das Stichwort, um einen Blick auf Frankfurts Geschichte zu werfen, denn in dieses Jahr fällt auch der 200. Todestag von Meyer Amschel Rothschild, Frankfurter und Begründer der bekannten Bankiersdynastie. Wie der stellvertretende Direktor des jüdischen Museums, Backhaus, Verfasser einer neuen Biografie Meyer Amschels, in seinem Eröffnungsvortrag zu einer Reihe von Rothschild-Veranstaltungen aufzeigte, war die Entwicklung von Staatsanleihen und der erfolgreiche Umgang damit, in einer Zeit, da Fürsten enormen Kapitalbedarf hatten, einer der Schlüssel für den Aufstieg der Familie. Weitere Veranstaltungen werden sich in diesem Monat mit der Verfilmung seines Lebens durch Hollywood wie durch die Nazis beschäftigen oder einen Blick auf die Parks und Gärten werfen, die die Rothschilds in Frankfurt hinterlassen haben.

Frankfurt und Geld ist ein stimmiges Begriffspaar, aber man kann es noch toppen, wenn man es mit Goethe kombiniert. „Goethe und das Geld“ heißt denn auch eine Ausstellung des Goethe-Hauses, die im Rahmen einer Festwoche am 13. September eröffnet wurde (Die Ausstellung geht bis 30. Dezember) und von einer Vielzahl von Veranstaltungen flankiert wird. In der Eröffnungsveranstaltung wurde nicht nur darauf hingewiesen, dass Goethe einerseits dank seiner Herkunft, aber auch seiner reichlichen Einkünfte als Autor und Staatsbeamter, sich ums eigene Geld keine Sorgen machen musste, dass er aber als Finanzminister des hochverschuldeten Herzogtums Sachsen-Weimar sehr wohl nach Wegen suchen musste, die Situation zu bessern. Mit der damals diskutierten Möglichkeit der Einführung von Papiergeld hatte er sich intensiv auseinandergesetzt, u.a. in Gesprächen  mit seinem Freund, dem Bankier von Metzler. Sachsen-Weimar wurde dann doch durch eine „günstige“ Heirat vor der Insolvenz gerettet, aber die Beschäftigung mit der Frage, ob und wie Papiergeld funktioniert hat Goethe dann in den bekannten Szenen des zweiten Teils des Faust verarbeitet. Anlass für das Schauspiel, Faust I und II in das Vorstellungsprogramm aufzunehmen.

Weniger dem Geld selbst aber der bürgerlichen Gesellschaft, die davon geprägt wird, galt das Interesse Nestroys und Peter Eschberg, ehemaliger Intendant des Frankfurter Schauspiels und nun wieder in Wien lebend, vertritt in einem Büchlein, das er jüngst veröffentlichte und zusammen mit dem Schauspieler Peter Lerchbaumer in den Städtischen Bühnen vorstellte, die These, dass „Nestroy bleibt“ ( Steinbauer-Verlag Wien). Fälschlich als Autor scheinbar volkstümlicher Stücke verkannt, habe schon Karl Kraus auf Nestroys beißende Kritik der biedermeierlichen Gesellschaft und der Typen, die sie hervorbrachte, hingewiesen. Allerdings bräuchten Nestroy-Stücke die richtigen Schauspieler. Attila Hörbiger sei ein solcher gewesen, ebenso Karl Paryla und später Otto Tausig. Der bei uns aber am stärksten mit Nestroy assoziierte Josef Meinrad sei in diesem Sinne eher eine Belastung, da seine harmonisierende (menschelnde) Darstellung den Stücken den Biss nehme. Und Otto Schenk sei letztlich zu sehr von sich selbst mitgerissen worden, um die Satire noch beizubehalten. Dennoch ist Eschbergs Prognose: Nestroy bleibt!

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