Flieger über Frankfurt – Serie: Direktberichterstattung von einer Recherchereise zu den Eisbären an die Hudson Bay (Teil 1)

Nicht weit von mir steht ein Schlaumeier, der die ihn Umstehenden unterhält, indem er Provinzen aufsagt wie meine Tochter Gedichte. Während sie von oben nach unten runterleiert, hält er die Reihenfolge richtig ein. Von Ost nach West, von Nova Scotia am Atlantik bis Britsh Columbia am Pazifik reicht seine Reise und folgt fast dem Flaggschiff der kanadischen Eisenbahn VIA Rail, dem Canadian, der von Toronto nach Vancouver seine Bahn zieht. Doch uns vom Weltexpress TV zieht es aus den zugigen Gängen der Großflughafens im Stadtwald von Mainhattan in die Hauptstadt der Eisbärenbeobachter, nach Churchill an die weiten wie kargen Ufer der windumtosten Hudson Bay.

Zu diesem Zweck mussten wir, Christian und ich, schon am frühen Morgen (kalt und dunkel war`s) mit Sack und Pack über U- und S-Bahngleise zum Flughafen nach Tegel. Von der Hauptstadt der Beamten flog uns Lufthansa in die Hautstadt der Banken. Nachher, um 10 Uhr, fliegt uns dann Air Canada über Toronto nach Winnipeg, von wo aus wir eigentlich mit dem „The Hudson Bay“ der VIA Rail zwei Tage durch Taiga und Tundra zum "Kälte- und Klimaschrank" Nordamerikas tuckeln und ruckeln könnten. Der Zug fährt wegen der wackligen Gleise langsam, als dass ihn der 22jährige Sprintstar Usain Bolt aus Jamaika leicht ein- und überholen könnte. Doch weil man mit der Eisenbahn zwei Tage bräuchte, werden wir wieder ein Flugzeug nehmen, das nur zwei Stunden benötigt. So steht es im Reiseplan für Journalisten auf Recherchereise.

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