Niko von Glasnow hat aus diesen Fotoereignissen einen Film gemacht, der tatsächlich alles einfängt: die Angst, die Demütigung, die Lebensfreude, die Wut und eine unglaubliche Kreativität mit sich und der Welt umzugehen. Im Film wird auch deutlich, in welchen teilweise außergewöhnlichen Berufen die Contis – hier von Behinderten zu sprechen, verbietet sich irgendwie, obwohl sie es sind – arbeiten, so als ob die körperliche Fesselung die schöpferischen Kräfte freisetzten.
Dieser so ungewöhnliche wie berührende, aber eben auch enorm Mut machende Film hält manche Überraschung bereit. Beispielsweise diejenige, dass die englischen Conterganopfer sehr viel selbstbewusster auftreten als die deutschen und verblüfft erfährt man, dass sie auch höhere Entschädigungsleistungen von der Pharmafirma erhalten haben. Das Selbstbewusstsein kam nicht mit dem Geld, das spürt man im Film genau, sondern umgekehrt hat die lautere Tonart die Firma Grünenthal bewogen, schneller als hierzulande die finanziellen Konsequenzen zu ziehen. Warum das so ist, hat unsere Autorin Claudia Schulmerich in einer Filmbesprechung (Teil 1/3) herausgefiltert. Und auch, wie zufällig es war, dass das als absolut sicher für Schwangere geltende Beruhigungs- und Schlafmittel eingenommen wurde. Sehr oft war es eine einmalige Einnahme, die zur Geburt ohne Arme und verstümmelten Beinen führte.
Unsere Autorin hat dann im weiteren noch in den Teilen 2/3 und 3/3 das Buch besprochen, das gleichzeitig mit dem Film im Elisabeth Sandmann Verlag herauskam und viele Details zum Vorgehen der Contis und der Verweigerungsstrategie der Eigentümerfamilie Wirtz führte, die auch dem Regisseur keine Drehgenehmigung gaben und keine Interviews führen wollten. Das Buch platzt aber ebenfalls ob der Vitalität und des Erfinderreichtums der Betroffenen fast aus den Nähten. Ein wunderbares Dokument und vor allem für die geeignet, die es nötig haben, angesichts eigener Sorgen sich die Welt wieder gerade rücken zu lassen.
Den Film anschauen, das Buch kaufen, unsere Artikel lesen!
Film: Start: 11 September 2008, jetzt am 10. August 2010 um 22.45 Uhr in der ARD, Regie: Nico von Glasow, mit: Stefan Fricke, Sofia Plich, Bianca Vogel, Sigrid Kwella, Kim Morton, Fred Dove, Mat Fraser, Andreas Meyer, Doris Pakendorf, Petra Uttenweiler, Theo Zavelberg, Nico von Glasow, Mandel von Glasow
Buch: Nico von Glasow Ania Dabrowska, NoBody’s Perfect, Elisabeth Sandmann Verlag, 2008
Kalender: DIN A3 mit 12 Hochglanzfotos; Bestellung ab sofort unter info@palladiofilm
