Everybody is Kung-Fu Fighting – Jaden Smith lässt sich von Jackie Chan zum „Karate Kid“ ausbilden

„Jeder in China kann Kung-Fu!“, meint der 12-jährige Dre (Jaden Smith) zu wissen. Also muss auch er den Kampfsport lernen, nachdem er mit seiner Mutter Shelly (Taraji P. Henson) aus den USA nach Peking gezogen ist. Glaubt man der in Gewalt vernarrten Mischung Familienunterhaltung und Actionfilm, diente Jahrtausende währende Kulturgeschichte in Asien ausschließlich zur Perfektionierung spektakulärer Kampftechniken. Solche lehrt stets ein seine Kampfkunst hinter einer unscheinbaren Erscheinung verbergender weiser Mentor einen ungestümen jungen Schüler. In „Karate Kid“ ist es der Hausmeister Mr. Han (Jackie Chan), der ihm hilft, sich gegen dessen brutale Mitschüler zu verteidigen. Dabei tritt der unsympathische Titelheld so arrogant auf, dass es beinahe gut tut zu sehen, wie er einen Dämpfer verpasst bekommt. Damit ist es jedoch vorbei, sobald die überlange Handlung sich auf endlose altbekannte Kampftrainingsszenen und die Vorbereitungen auf den unvermeidlichen, alles entscheidenden Kampfsportwettbewerb konzentrieren. Dass darin nicht in der titelgebenden Disziplin gekämpft wird, spielt keine Rolle, solange ordentlich zugeschlagen werden darf.

„Das ist kein Karate!“, verbessert der alle, die den Titel wörtlich nahmen, in einer Szene empört. Warum Zwarts Actionfilm dennoch „Karate Kid“ heißt, bleibt schleierhaft. Produzent James Lassiter behauptet, aus reinem Wohlwollen gegenüber dem Publikum des alten „Karate Kid“: „Wir wollten sie an den Film erinnern, den sie so geliebt haben – den wir alle so sehr geliebt haben.“ Das ist, gelinde gesagt, dreist übertrieben. So sehr haben wir den Film auch nicht geliebt, dass wir das ganze in einfallslosem Neuaufguss nochmal sehen wollten. Offen gesagt hat der alte „Karate Kid“ sich mit den Fortsetzungen und diversen cineastischen Nachahmern zu einer undefinierbaren Masse vermischt, der die „Ninja Turtles“ und deutlicher Ansatz von Schimmel einen unappetitlichen Grünton verleihen. Wahrscheinlicher ist, dass der lten Titel dazu beitragen soll, den geistlosen Kampfsportfilm an den Kinokassen ordentlich abräumen zu lassen. Als Neuverfilmung kann Zwarts Film problemlos gelten. Das Handlungsprinzip ist das gleiche, nur die Kampfsportart hat sich geändert. Einziger maßgeblicher Unterschied ist, dass es diesmal nicht Jugendliche, sondern Kinder sind, die einander durch die Luft schleudern, mit Bauchschlägen niederschmettern und Kopftritte verpassen. Mama sitzt jubelnd im Publikum und ruft: „Los, Junge, du schaffst das!“

Da muss der sich dann trotz Verletzungen mit Tränen in den Augen nochmal aufrichten, um seinem Gegner den entscheidenden K.O.-Tritt zu verpassen. Eine ähnliche Geste zeigen bereits das Kinoplakat und die Trophäe, um die es hinter all dem Gebaren um Mentor-Schüler-Beziehung, Selbstbehauptung und erster Liebe tatsächlich geht. Im metaphorischen Sinne kann man so auch den neuen „Karate Kid“ verabschieden: in die Tonne treten.

Titel: Karate Kid

Land/ Jahr: USA 2010

Genre: Actionfilm

Kinostart: 22. Juli 2010

Regie: Harald Zwart

Drehbuch: Christopher Murphy

Darsteller: Jaden Smith, Jackie Chan, Taraji P. Henson

Laufzeit: 142 Minuten

Verleih: Sony Pictures

www.karatekid-film.de

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