Es steht viel auf dem Spiel – Ungeschlagen geht der 1. FFC Frankfurt ins Heimspiel gegen FF USV Jena – Aber Patzer sind verboten – Jena kann freier aufspielen

Julia Arnold (FF USV Jena) © Dietmar Tietzmann

Jena kann im Gegensatz zu Frankfurt frei aufspielen

Frankfurt träumt seit Jahren von der Rückkehr in die Beletage des europäischen Frauenfußballs. Aber es sind nur zwei Plätze frei. Im Rampenlicht stehen aber zur Zeit der VfL Wolfsburg und 1. FFC Turbine Potsdam. Einer der beiden wird sich heute am frühen Abend für das Lissabonner Finale der Königsklasse qualifizieren. Mit Jena erwarten die Frankfurterinnen einen Gegner, der frei aufspielen kann, da er seine Saisonziele schon längst erreicht hat. Das Hinspiel in der Universitätsstadt hat der 1. FFC Frankfurt nach einem 0:2-Rückstand mit 3:2 für sich entschieden. In der Bundesliga-Historie ist der 1. FFC Frankfurt gegen den FF USV Jena unbesiegt, wobei die fünf Heimspiele allesamt gewonnen wurden.

Frankfurt möchte frühzeitig im Mittelfeld Zweikämpfe gewinnen

Mit dem FF USV Jena erwartet der 1. FFC Frankfurt eine körperbetonte und aggressiv spielende Mannschaft. Cheftrainer Colin Bell lobt die Arbeit seines Kollegen Daniel Kraus: „Unser Gegner hat sich in den letzten Jahren von einem Abstiegskandidaten zu einem gewachsenen Team entwickelt, das – auch dank einiger Nationalspielerinnen – über eine hohe Qualität verfügt. Mein Trainerkollege Daniel Kraus hat seiner Mannschaft eine deutlich erkennbare Struktur verliehen.“ Bell setzt darauf, dass Frankfurt kompakter auftritt als in München, frühzeitig die Zweikämpfe im Mittelfeld annimmt und dem Gegner ein schnelles Kombinationsspiel aufzwingt. Jenas Cheftrainer Daniel Kraus kennt die Probleme der Frankfurterinnen aus dem letzten Spiel zu Hause im Ernst-Abbé-Stadion.

Colin Bell: Sich vom Gegner nicht einlullen lassen

Den Saalestädterinnen gelang es das Passspiel des 1. FFC Frankfurt frühzeitig zu stören. Bell erklärt deshalb vor dem kommenden Spiel sehr deutlich, wo der Hase im Pfeffer liegen wird. „Ein präzises Passspiel ist zwingende Voraussetzung, um uns Torchancen zu erarbeiten und unsere Qualitäten auf den Platz zu bringen. Wichtig wird sein, von Beginn an konzentriert zu Werke zu gehen und uns vom Gegner nicht ’einlullen’ zu lassen – so wie es in München phasenweise der Fall war.“ So spricht eigentlich kein Favorit für die Meisterschaft. Die Taktik von Bell beruht auf reinem Sicherheitsfußball und nicht auf Offensivfußball. Der Frankfurter Cheftrainer verlässt sich leider zu sehr auf die unbestreitbaren individuellen Fähigkeiten der Spielerinnen. Jena hingegen ist ein Musterbeispiel für ein Leistungsniveau einer in sich geschlossenen Mannschaft.

Jenas Spielerinnen strotzen vor Selbstbewusstsein

Etwas Glück, beherzter Einsatz und eine gute Torhüterin, mehr braucht es offensichtlich nicht, um dem 1. FFC Frankfurt Paroli zu bieten. Jena hat nichts zu verlieren und wittert seine Chance. Colin Bell übt sich trotzdem in Optimismus: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass meine Spielerinnen ihre Lehren aus dieser Partie gezogen haben und am Sonntag mit großer Entschlossenheit auftreten werden, um die drei Punkte in Frankfurt zu behalten.“ Auf jeden Fall wird es ein spannendes Duell werden, da Jenas Spielerinnen derzeit vor Selbstbewusstsein nur so strotzen. Ein Garant hierfür ist auch die beherzte zupackende Art des neuen USV- Geschäftsführer Kai-Uwe Hirsch, dem es gelang, neue Sponsoren an Land zu ziehen, die Verbindlichkeiten merklich abzubauen und wichtige Spielerinnen und Leistungsträgerinnen auch für die nächste Saison an Jena zu binden. Die Gefahr im dritten Jahr in Folge das erklärte Ziel Champions League Qualifikation zu verpassen, ist realer denn je.

Zu Saisonende bessere Kraftreserven haben

Manager Siegfried Dietrich und seine Beschwörungssprüche werden bei den Mitbewerbern Wolfsburg und Potsdam mittlerweile eher als amüsant aufgefasst, als ernsthaft. Die Trainingseinheiten bei Ralf Kellermann und Bernd Schröder scheinen wesentlich höher auszufallen als bei Colin Bell, der offensichtlich mehr Wert legt, dass seine Spielerinnen besser als Mannschaft harmonieren und als Gruppe zusammenwachsen. Das Kalkül von Bell liegt auf Schonung der Kräfte, um für die beiden letzten Saisonspiele zu Hause gegen Turbine Potsdam und auswärts im Schlagabtausch gegen den Rivalen VfL Wolfsburg in der Autostadt zu Saisonende bessere Kraftreserven zu haben. Sechs Punkte aus beiden Spielen bedeuten immer noch die Meisterschaft für den Rekordmeister und zweimaligen Triple-Gewinner der Jahre 2001 und 2008. Aber mit Verlaub gesagt – das ist schon mindestens sechs Jahre her. Die Bundesliga hat sich weiterentwickelt auch ohne Titelgewinne der Hessinnen. Es steht viel auf dem Spiel.

Quellen: 1. FFC Frankfurt, FF USV Jena, Wikipedia, DFB

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