Entscheidung vor Morgengrauen – Serie: Direktberichterstattung von einer Recherchereise zu den Eisbären an die Hudson Bay (Teil 6)

Schneesturm über Churchill.

Noch nie gehört? Das Wort Jetlag bezeichnet die Störung, die nach Langstreckenflügen auftaucht, wie ein Kater nach einem Glas kanadischen Whisky zuviel. Mein Schlaf- und Wachrhythmus läuft nicht mehr rund.. Ich oder besser meine innere Uhr kann sich nicht innerhalb kürzester Zeit auf den Zeitzonenwechsel einstellen. Es kommt zu Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Stimmungsschwankungen u.s.w.
Gemindert kann der Jet Lag durch vorbeugende Verhaltensweisen werden, wie z.B. die Uhr schon im Flugzeug auf die neue Zeit stellen, nach der Ankunft viel Zeit im Freien verbringen, keine alkoholischen Getränke oder Schlafmittel zu sich nehmen und für ausreichend Schlaf in der ersten Nacht sorgen.

Weil uns noch warnende Worte von Tamara "Die zu den Eisbären fährt" – über gefühlte Temperaturen von unter 20 Grad Minus in den Ohren liegen, beschließen wir, uns wie eine Zwiebel anzuziehen. Ein Kleidungsstück folgt auf das nächste, immer genügend Luft dazwischen .

Noch Infos über Churchill benötigt? Bitte sehr: Churchill ist eine an der Hudson Bay gelegene Kleinstadt in Manitoba, die im Jahr 2001 963 Einwohner hatte und an der Grenze zur Tundra liegt. Jeden Herbst sind hier viele Eisbären zu sehen, die in dieser „Hochsaison“ darauf warten, dass das Wasser zufriert und sie mit der Robbenjagd beginnen können.

Die ersten Europäer drangen im Winter 1619 in die Region vor. Fast ein Jahrhundert später, ab 1717, gab es die erste permanent bewohnte Siedlung an der Mündung des nach dem 1. Duke of Marlborough benannten Churchill River. John Churchill war der Gouverneur der Hudson Bay Company, die ihren Fellhandel ausbaute, und außerdem ein Ahne von Sir Winston Churchill.

Aufgrund der eisigen Temperaturen, der große Teile des Jahres zugefrorenen Bucht und der abgelegenen nördlichen Lage hinkte die Stadt wirtschaftlich lange Zeit hinter anderen hinterher. Erst 1929 wurde sie als Endpunkt an das Verkehrsnetz angeschlossen. Churchill bekam eine einzelne 1700 km lange Bahnverbindung nach Winnipeg, eine Straße existiert bis heute nicht.

Natürlich gibt es Straßen in der Stadt und der Region, aber eben nicht nach außerhalb. Die Schulbusse wurden also mit der Bahn nach Churchill gefahren. Bedauerlicherweise ist das das einzige, was ich über sie weiß. Es gibt keine Seiten im Weltnetz über Busse in Churchill, wenige über Busse in Kanada, aber viele über us-amerikanische Busse janz in yellow. Auf diesen Seiten erfährt man beim Surfen aber auch nur, dass sie gelb sind. Egal, ich werde später nachfragen, denn wir werden gleich in einen dieser gelben Schulbusse einsteigen, verkündet Tamara. Doch vorher muß es heißen: The Eagle has landet.

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