Eiserne spielen Frankfurter an die Wand

© Foto: Hajo Obuchoff, 2014

Im Strafraum angekommen ließ Unions Innenverteidiger im Stil eines abgezockten Stürmers noch Marc André Kruska ins Leere laufen und nagelte die Kugel mit seinem eigentlich schwachen rechten Fuß humorlos ins Netz. „Ich weiß gar nicht, warum sich plötzlich alle mit Fragen auf mich stürzen“, grinst Schönheim, „aus fünf Metern kann doch Jeder den Ball ins Tor knallen.“ Manchmal ist Fußball eben ganz einfach.

Dabei schien es am Freitagabend lange Zeit verdammt kompliziert, das Spielgerät über die Torlinie zu bugsieren. Von Beginn an setzten die Spieler des 1. FC Union denen des FSV Frankfurt dermaßen zu, dass den Gästen das Muffenflattern buchstäblich anzusehen war. So verunsichert traten die blau-schwarz gewandeten Balltreter aus dem Eppelwei-Konsumgebiet Bernheim dann auch auf. Doch angesichts dessen, dass dem Ball trotzdem immer noch ein Bein, der Pfosten oder die Hand von Patric Klandt – dem Frankfurter Torhüter – im Weg war, fürchteten auf den Tribünen des Stadions An der Alten Försterei viele, um den Gemütszustand ihrer Helden auf dem Rasen. Nicht selten führt das Auslassen einer großen Anzahl von Chancen zu Verzweiflung.

© Foto: Hajo Obuchoff, 2014Die Erlösung kam in der 9. Minute. Wieder einmal wurde Simon Terodde wunderbar freigespielt und stürmte in den Strafraum. Sein Widerpart, der lange Björn Schlicke, konnte den Berliner nur noch mit einem Tritt auf dessen Fuß bremsen, was Schiedsrichter Sascha Stegemann zur Pfeife greifen ließ: Elfmeter! Das Publikum sah das natürlich gern und forderte sofort ihren besten Mann für solche Sachen an den Punkt. Kapitän Torsten Mattuschka ließ sich nicht lange bitten und haute den Ball trocken in die Maschen.

Bis zum Pausenpfiff änderte sich kaum etwas am Geschehen. Die Angestellten des FSV schienen an diesem Freitagabend eher in der Stimmung eines Montagmorgens. Eines sehr frühen. Erst der Pausentee schien sie dann etwas geweckt zu haben. Vielleicht war es aber auch ihr Trainer Benno Möhlmann, der die Spieler eventuell erinnerte, dass im letzten Spiel gegen Dresden auch ein solch knapper Rückstand noch gedreht wurde. Jedenfalls kamen nun Kapllani und Co. ab und an vor das Tor der Gastgeber. Indes nur selten musste in der Folgezeit deren Torwart Daniel Haas ernsthaft eingreifen. Meist fingen die eisernen Verteidiger oder ihre Vorderleute die Angriffe rechtzeitig ab. Und eine solche Aktion führte in der 76. Minute schließlich zu der anfangs geschilderten spielentscheidenden Situation.

Jungstar Abdalla Gomaa am Ball. © Foto, Hajo Obuchoff, 2014Kurz darauf brach noch einmal Jubel aus im Stadion-Eck der Alten Försterei. Trainer Uwe Neuhaus wechselte Abdalla Gomaa ein. Der kleine Ägypter, erst in der Winterpause zu den Köpenickern gestoßen, gilt als ein Riesentalent. Und in den letzten fünf Spielminuten deutete er das auch gleich an. Mit einigen Sprints und geschickten Haken zeigte er sich wieselflink. Und als er gar den ihn um eine halbe Kopflänge überragenden Andrew Wooten bei Kopfball übersprang tobte die Tribüne. Gomaa scheint der neue Publikums-Liebling zu werden. Und nach dem Spiel konnte sich ein Zuschauer über das Trikots des Neulings freuen.

Mit dem Sieg kletterte Union vorerst auf den dritten Tabellenrang. An die Luft dort oben in der Tabelle könnten sich die Eisernen gern gewöhnen.

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