Eiserne holen nur einen Punkt – FC Ingolstadt gegen 1. FC Union Berlin endet 3:3-Unentschieden

Zwar viel in Ingolstadt ein Tor mehr als einst beim 4:1 in Berlin, doch die Eisernen konnten erneut nicht gewinnen (Archivbild). © WELTEXPRESS, Foto: Hajo Obuchoff

Glück gehabt, denn die Gastgeber waren drauf und dran, die Begegnung zu gewinnen. Adam Nemec (33./72.) und Andreas Buchner (77.) trafen für die Heimelf, während Chinedu Ede (35.) den zwischenzeitlichen Ausgleich und Simon Terodde (48.) sogar die Führung herausschossen. Union Berlin war wirklich besser, vor allem auch dominierender, doch Ingolstadt drehte unerwartet, clever und smart das Spiel. Markus Karl traf in der Nachspielzeit zum Ausgleich. Union Berlin hätte bereits zuvor in der heimischen Alten Försterei gegen 1860 München gewinnen können, müssen meinen einige, und auch in Ingolstadt waren drei Punkte im Rahmen des Möglichen. Solange die Berliner diesen Rahmen jedoch nicht ausschöpfen, bleiben sie in der Tabelle im gesicherten Mittelfeld und greifen nicht zu den Sternen. Noch nicht.

Wir greifen auf den Beitrag von Hajo Obuchoff zurück und präsentieren den Vorbericht zum 3:3-Endergebnis: Die Eisernen aus Berlin-Köpenick scheinen ein wenig Rost angesetzt zu haben in den vergangenen Wochen. In den sechs Spielen der Rückrunde gelangen gerade einmal zwei Siege, alle anderen wurden verloren. Nach der guten Hinrunde stagnieren die Kicker von Trainer Uwe Neuhaus noch auf einen recht ordentlichen Rang sieben. Aber bei weiteren Punktverlusten droht die Gefahr, dass die hinter Union lauernden Braunschweiger und Bochumer an ihnen vorbeigehen.

Vor allem hapert es in dieser Saison in Auswärtsspielen. Dabei zeigten die Köpenicker sowohl beim Überraschungsteam der zweiten Liga Paderborn als auch in Bochum sowie zuletzt bei der Heimniederlage gegen 1860 München eine richtig gute spielerische Leistung. Wurden die Eisernen in Paderborn durch einen scheinbar verwirrten Schiedsrichter gnadenlos benachteiligt, so war es in Bochum eher die Unfähigkeit, spielerische Überlegenheit in Tore umzumünzen. Ähnlich war das auch gegen die Münchner Löwen zu beobachten. Wenn man seine guten Chancen nicht nutzt – so ist es immer wieder zu erleben – dann siegt ebne der Gegner.

Heute führt der Spielplan die Balltreter von der Wuhlheide nach Ingolstadt. Scheinbar eine klare Sache. Denn wenn der Tabellen-Siebte beim Fünfzehnten antritt, sollte ein Sieg gut möglich sein. Indes so einfach ist das nicht. Ballphilosophen würden jetzt sagen: Fußball ist keine Mathematik.

In der Tat, schließlich haben die Rasenquäler aus der Audi-Stadt aus den letzten sechs Partien mit acht Punkten immerhin zwei mehr als die Berliner eingesammelt – und dabei keine Partie verloren. Und dabei immerhin St. Pauli geschlagen sowie Spitzenmannschaften wie Fürth und Düsseldorf je ein Remis abgerungen. Das geschah zwar weniger nach dem Audi-Slogan „Vorsprung durch Technik“, sondern eher Vorteil durch Knete, aber letztlich zählen die Pluspunkte. Da wären wir wieder bei der Mathematik.

Denn wie schon ein Jahr zuvor rechnet man in Ingolstadt nach einem erfolgreichen System: Steht dem Team das Wasser im Abstiegskampf bis zum Hals, wechsele den Trainer und kaufe Verstärkung ein.

So geschah es dann auch. Bereits im November, als man scheinbar orientierungslos im Keller der Tabelle umher irrte, wurde der einstige Retter, Benno Möhlmann, von Bord gestoßen.

Der „Doppelten Thomas“ sollte es nun richten: Thomas Oral als Trainer und Thomas Linke als Sportdirektor sollten den Schanzern neue Flügel verleihen. Beide kannten sich schon aus Red-Bull-Zeiten in Leipzig.  Auch vier neue Spieler verstärken seit der Winterpause den Kader des spielenden Personals. Vom reinen Marktwert der Spieler ist Ingolstadt den Köpenickern um etwa 2 Millionen € überlegen. Augenscheinlich scheint sich all das auszuzahlen. Auch Punktemäßig steht es zwischen beiden Mannschaften 4:4. Nur im Torverhältnis hat Union mit 5:3 die Nase vorn.
Gewiss wird es heute Abend ab 18 Uhr ein Spiel auf Augenhöhe.

Unions Markus Karl – vor einem guten halben Jahr aus Ingolstadt an die Spree gewechselt – meint: „Die Vergangenheit muss man ausblenden. 90 Minuten lang wird es auf dem Platz keine Freunde geben. Quatschen und das Trikot tauschen kann ich auch später noch. Es wird Zeit, dass wir nicht nur vernünftig Fußball spielen, sondern endlich wieder ein gutes Ergebnis erzielen.“

Und auch Torsten Mattuschka, Unions Kapitän ist wieder fit. „Es muss nur mal ordentlich rascheln beim Zweikampf“, mahnt er die Schwächen an, von denen auch die acht Gegentreffer in vier Spielen sprechen.

Ein Unioner tritt die Reise nicht an: John Jairo Mosquera. Der Stürmer der Eisernen ist viel weiter unterwegs. Er wechsel mit sofortiger Wirkung in die chinesische Super League zum FC Chanchun Yatai. Über eine Ablöse des mit 750 000 € gehandelten Kolumbianers ist nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Da Union aber gerade im Sturm einen echten Knipser gebrauchen könnte, dürfte sich die Kasse etwas gefüllt haben. Mal sehen, wer da so ins Visier der Scouts geraten ist. Vorerst indes muss man mit dem vorhandenen Personal auskommen. Auch in Ingolstadt.

Während die Gastgeber jeden Punkt benötigen, um dem Abstiegsgespenst zu enteilen, werden sich die Eisernen sagen: Wo auswärts gewinnen, wenn nicht hier. Das hat mit Mathematik eben nichts zu tun. Eher mit Psychologie. Vielleicht sind die Schanzer aus der Donaustadt ihrer bisherigen Serie wegen ein wenig zu selbstsicher.

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