Eisbären verschenken erneut den Sieg – Direkte Qualifikation für die Play-offs immer unwahrscheinlicher

4:3 hatten die Gäste gegen das dominante Team des letzten Jahrzehnts gewonnen. Nach Verlängerung und der Verlängerung im Penaltyschießen. Als Wiederkehrer in die höchste Spielklasse DEL (Deutsche Eishockey-Liga), nachdem sie diese 2003 aus wirtschaftlichen und sportlichen Gründen hatten verlassen müssen. Dann in der zweiten Liga kreiselten. Bis die Hannover Scorpions nach der letzten Saison ihre DEL-Lizenz (Auf- und Abstieg gibt es nicht in der DEL) feilboten und die Schwenninger die notwendige Summe dafür zusammenbrachten. Zudem verstärkten sie ihren Zweitliga-Kader nur sparsam mit ein paar Scorpions-Akteuren und stiegen mit dem angeblich kleinsten DEL-Etat von 1,5 Millionen Euro in die Saison ein.

Insofern macht die erneute Heimniederlage der Hauptstädter das im Saisonverlauf reduzierte Ziel der direkten Play-off-Qualifikation immer unwahrscheinlicher. Denn nach 34 von 52 Hauptrunden-Partien haben die Berliner zum sechsten Rang der Mannheimer schon elf Zähler Rückstand. Theoretisch machbar, aber nach der aktuellen Situation und dem insgesamt instabilen Auftreten des DEL-Rekordmeisters Berlin kaum vorstellbar.

Das Fehlen von acht Stammkräften wegen Krankheit oder Verletzung versuchten die Gastgeber am Sonntag mit Nachwuchskräften zu kompensieren, die auch beim Oberligisten und Kooperationspartner FASS Berlin (dritte Liga) am Puck sind. Doch letztlich hat die Formation von Eisbären-Cheftrainer Jeff Tomlinson den Sieg und drei eminent wichtige Punkte wiederum hergeschenkt. Weil Leistungsträgern wie Shawn Lalonde oder James Sharrow beim Spielaufbau aus dem eigenen Drittel Scheibenverluste unterliefen, die zum 0:1, 1:2 und nach 3:2-Führung durch den überragenden TJ Mulock (zudem zwei Treffer im Penalty!) bis sechs Minuten vor der Schlusssirene zum 3:3 führten. Und Torhüter Sebastian Elwing im Spiel und vor allem im entscheidenden Penaltyduell nicht die Qualitätsmerkmale des verletzten Stamm-Goalies Rob Zepp aufwies.

Am Beispiel der Personalie Elwing zeigen sich Versäumnisse und Fehleinschätzungen in der Berliner Personalpolitik. Sich auf einen richtig starken Schlussmann zu verlassen und dabei Elwing kaum Wettkampfpraxis – bei der unbefriedigenden Tabellensituation vielleicht sogar nachvollziehbar – einzuräumen, ist riskant. Auch schien der Kader von Anbeginn von der Leistungsbreite und Spielerzahl auf Rand genäht. Wer neben dem kräfteraubenden DEL-Marathon auch als Gastgeber des Finals der European Trophy bestehen will, muss wohl mit einem breiter aufgestellten Aufgebot an die Sache herangehen. Die Fußball-Spitzenteams des Kontinents machen es vor!

Insofern sollte man den Neu-Cheftrainer Tomlinson für die Situation nur bedingt verantwortlich machen. Die Boulevard-Gazzetten aber haben ihn als Sündenbock auserkoren und transportieren diese vereinfachte Sicht der Dinge an die Fans. Die haben am Sonntag dann entsprechend mit Pfiffen auf die Nennung des Namens durch den Sprecher reagiert…

Wenn man Tomlinson etwas vorwerfen kann, dann die immer wiederkehrenden Aussetzer, sich vor allem im Schlussdrittel Vorsprünge aus der Hand nehmen zu lassen. Durch individuelle Fehler und taktische Unzulänglichkeiten, Punkte und Siege liegen zu lassen. Dass man in den letzten Kellerduellen gegen die hinter den Eisbären rangierenden Klubs Düsseldorf, Straubing, Schwenningen nie zu vollen drei Punkten kam, verstärkt den Eindruck, dass Berlin die Hauptrunde auf den Rängen sieben bis zehn abschließt und damit die Pre-Play-offs zur Ermittlung der beiden letzten Play-off-Teilnehmer zu absolvieren hat.

Da wäre dann mit einer kompletten Mannschaft noch etwas zu reparieren. Doch Leistungsträger, die wochenlang nicht im Wettkampfmodus standen, können einfach nicht in Bestform sein. So zeichnet sich eher nach sieben fetten Erfolgsjahren eher eine Übergangs- oder Umbruchs-Saison ab.

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