Eisbären vermeiden den Supergau – und ohne FASS-Aushilfskräfte geht es momentan nicht

Dass es vor 13 900 Zuschauern in der heimischen O2 World dazu nicht gekommen ist, ist auch Braun zu verdanken. Denn der Stürmer, klein, wuselig, aggressiv, hatte die Gastgeber früh aus spitzem Winkel in Führung gebracht. Dann erhöhte  Florian Busch nach einer Musterkombination auf das Schlussresultat. Ein weiterer Treffer wurde nach Videoansicht wegen eines Beinkicks von Jamie Arniel annulliert.
"Wir hatten  nach dem 1:6 zuvor in Mannheim etwas gutzumachen und haben gekämpft, einiges besser als zuvor gemacht und die drei Punkte eingefahren. Das zählt vor allem in unserer jetzigen Situation", so Braun.

Damit ist die Tatsache gemeint, dass die Berliner erneut ohne fünf Stammkräfte auskommen mussten. Besser war die Abwehr- und Torhüter-Vorstellung von Rob Zepp. Effektiver die Nutzung von Torchancen. Obwohl gegen eine Mannschaft, die wegen einer drohenden Insolvenz den bisherigen Trainer (Jeff Tomlinson) und bis auf vier die wichtigsten Leistungsträger verloren hat, auch diesmal viele Tormöglichkeiten versiebt wurden. Braun: "Ja, daran müssen wir weiter arbeiten." Der 21-Jährige lobte den Einsatz der jungen Aushilfskräfte aus dem eigenen Nachwuchs. Meinte aber damit nicht sich selbst – denn er ist trotz seines jugendlichen Alters bereits ein Etablierter im Ensemble des sechsfachen Champions -, sondern die 18- bis 20-Jährigen im Kader. Diesmal Sven Ziegler, Thomas Supis, Henry Haase und Vincent Schlenker. Die drei Letztgenannten hatten bereits in der Vorsaison erfolgreich ausgeholfen, als bei den Eisbären zeitweise acht oder neun Profis nicht einsatzfähig waren. Sie sollten, wie der Verteidiger Maximilian Faber, aber vor allem beim Kooperationspartner FASS Berlin Wettkampfpraxis erhalten. Die Akademiker gastieren in der Oberliga, Staffel Ost. Also zwei Klassen tiefer und logischerweise kaum vergleichbar mit dem Oberhaus DEL, was Tempo, Härte, Scheibenkontrolle angeht.

Obwohl Kapitän Andre Rankel am Sonntag in Ingolstadt nach Abbrummen einer Zehn-Spiele-Sperre, anhängig aus der Vorsaison, wieder aufs Eis darf, sind die FASS-Akteure wieder gefragt. Weil Verteidiger Jim Sharrow, eigentlich unverzichtbar als Abwehrstratege und Torschütze, Ende des ersten Drittels wegen eines unnötigen Checks gegen Kopf/Nacken des Gegners in der DEG-Zone eine Matchstrafe kassierte. Bedeutet eine Sperre von vier Partien aufwärts. Könnte eventuell reduziert werden, weil der vermeintlich verletzte Bernhard Ebner schon Sekunden später putzmunter auf dem Eis herumkurvte… Dennoch bleibt die Personalsituation beim EHC angespannt, sind die FASS-Joker beim Meisterschafts-Mitkontrahenten Ingolstadt gefragt.

Die Strafminuten – Eisbären 39, DEG 38 – sind kein Ausdruck übermäßigen Foulspiels. Denn da schlagen allein 25 Minuten für die Matchstrafe sowie vier Mal 2 plus 10 Minuten Disziplinarstrafe zu Buche. DEG-Trainer und Ex-Nationalspieler Christian Brittig: "Die Schiedsrichter wollen die Vorgabe auf härtere Sanktionierung für gefährliches Foulspiel umsetzen und suchen noch nach den entsprechenden Maßstäben. Heute war kein einziges böses Foul mit schlimmer Verletzungsfolge zu sehen. Obwohl ich die Spieler auf die Vorgaben hinweise und mahne, keine verbotenen Checks in den Rücken, passiert es…Eishockey verlangt Körperkontakt und Einsatz im Zweikampf und wir haben paar größere Leute. Wenn die sich reinhängen gegen kleinere, schaut es leicht nach Check gegen Kopf oder Nacken aus."

Dass Kollegen sich schon mal über die Meldung austauschen, der US-Milliardär Anschutz, Eigner u.a. der O2 World und der Eisbären, wolle sein Tochter-Unternehmen AEG (Anschutz Entertainment Group) zum Verkauf anbieten, wollte Laurin Braun nicht ausschließen: "Aber ich befasse mich damit nicht. Das ist Sache unserer Manager, ich konzentriere mich auf Hockey."

Und was den Transfer von hochdotierten NHL-Stars – bei Krefeld Ehrhoff, bei Mannheim Goc, Seidenberg – wegen des Lockouts (Spielaussetzung) angeht, da meint Andre Rankel, "dass dies der Attraktivität der DEL natürlich nutzt. Ob aber solche befristeten Gastspiele am Ende der Mannschaft gut tun, bleibt fraglich. Natürlich hätte ich nichts dagegen, zusammen mit Superstar Sidney Crosby auf Torejagd zu gehen. Aber den zu verpflichten, steht nicht in meiner Macht. Das müsste schon Pete managen." Eisbären-Manager Peter John Lee allerdings verweist darauf, dass allein die monatliche Versicherung für einen NHL-Millionär 25 bis 30 000 Euro ausmachen würde. Und es wäre rausgeworfenes Geld, wenn der nach einem oder zwei Monaten wieder Europa verlassen würde.

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