Eine Winterrreise durch Tschechien – Kultur, Natur und Geschichte

© Visit Liberec Tourist Information
Das Palais Lobkowitz in Prag ist die ehemalige Stadtresidenz derer von Lobkowicz und Sitz der deutschen Vertretung in Tschechien. Ein sehenswertes Gebäude westlich der Moldau in einer verkehrsberuhigten Altstadtzone. Im Hintergrund ist darüber der Hradschin zu erkennen, die über 1100 Jahre alte und größte Burganlage der Welt. Alleine ihre Besichtigung mit verschiedenen Gebäuden und Kirchen ist an einem Tage nicht zu schaffen. 
Prag die Brückenstadt – zwischen Jahrtausenden und Kulturen
Mit Bus und  Untergrundbahn gelingt der Transfer vom Flughafen außerhalb der Stadt ins Zentrum preiswert und bequem. Die Fahrkartenautomaten sind auch auf Deutsch beschildert, die Preise sehr günstig, tschechisches Geld spucken Bankomaten schon am Flughafen aus. Station Andel, mit der Rolltreppe geht es hinauf ins Freie. Das Hotel Andel (auf Deutsch Engel) liegt gleich um die Ecke. Rote Straßenbahnen in nostalgischem Design verkehren in der Innenstadt, gleicher Ticketerwerb von Automaten, alles ganz einfach. Ein paar Stationen entfernt liegt das historische Zentrum Prags. Beim Spaziergang auf der berühmten Karlsbrücke über die Moldau mit ihren 30 Heiligenskulpturen ist es an diesem Wintertag morgens noch relativ ruhig. Nur wenige Stände und Verkäufer versuchen die Aufmerksamkeit der Touristen zu erlangen. Musikgruppen, fliegende Händler, aber auch Gäste aus aller Welt von China bis USA. Wo sonst trifft eine solche Dichte historischer Stätten, prachtvoller Gebäude, ein romantischer Flusslauf und Orte an denen sich die europäische Geschichte verdichtet so gelungen zusammen? Nach einem typischen Mittagessen mit Gulasch, Knödeln und Pilsener Urquell vom Fass erlebt man das Spiel der astronomischen Aposteluhr mit den Tierkreiszeichen am sogenannten Altstädter Ring, dem wichtigsten historischen Platz, neben dem Wenzelsplatz. 
Liberec – ehemals deutschsprachige Stadt
© Visit Liberec Tourist InformationWie in Europa üblich hatten auch die Tschechen im letzten Jahrhundert turbulente Phasen durchzustehen. Nach der sanften Revolution 1989, als nach und nach Demokratie in der Tschechoslowakei einkehrte, zu der seinerzeit die heute selbständige Slowakei gehörte, verstärkte sich die westliche Orientierung. Geblieben ist ein öffentliches Transportwesen, das auch heute noch preiswerten und guten Service bietet. Für nur circa 5 € fährt von Prag zum Beispiel täglich mehrmals ein Bus ins etwa 90 Minuten weiter nördlich gelegene Liberec, früher genannt Reichenberg. Dazu gibt es eine Zeitung, W-Lan Verbindung und Kaffee, alles inbegriffen! 
Erste urkundliche Erwähnung von Liberec war 1352.  Das prachtvolle Rathaus ist eines der Symbole der Stadt im Stil der Neurenaissance und wurde von der Wiener Architektur inspiriert: reich ausgeschmückte Fassaden, eine weite Aussicht vom Turm und prunkvoll in Holz ausgestattete Säle. Eine moderne Stadt mit etwas über 100.000 Einwohnern, mehreren Einkaufszentren, einer Fußgängerzone, Villenviertel mit Jugendstilbauten am Fuße des Isergebirges. Ihr Zoo ist der älteste Tierpark in Tschechien. Am Stadtrand liegt auch ein sehenswerter botanischer Garten mit Tropenhäusern, exotischen Pflanzen und Tieren. Weithin sichtbar ist das Wahrzeichen von Liberec, der Berg Jeschken.
Mit 1.012 Meter ist der JeÅ¡tÄ›d (deutsch Jeschken) höchste Erhebung im Jeschkengebirge in Nordböhmen und gleichzeitig der Hausberg von Liberec. Eine Reihe von Skiliften und Pisten für den alpinen Skisport liegen an den Hängen des JeÅ¡tÄ›d-Kammes. Bekannt sind auch die JeÅ¡tÄ›d-Skisprungschanzen. Auf der großen K120-Anlage werden regelmäßig auch internationale Skisprungwettbewerbe ausgetragen. Auch ein Bikepark mit fünf Abfahrten befindet sich am JeÅ¡tÄ›d, wobei zum Teil die Skiabfahrten genutzt oder gekreuzt werden. Nachdem der frühere Aussichtsturm erneuert werden sollte, wurde nach dem Entwurf des Architekten Karel Hubáček zwischen 1966 und 1973 ein zunächst sehr umstrittener Bau eines futuristischen Hotels in einem rund 100 Meter hohen Fernsehturm errichtet. Für den Bau des Fernsehturms JeÅ¡tÄ›d wurde Karel Hubáček mit dem begehrten Auguste-Perret-Preis ausgezeichnet. Der moderne Bau fungiert als Aussichtsturm, Sendemast, Hotel und Restaurant. Gegenwärtig laufen Bemühungen der Stadt und des Kreises Liberec, dieses Bauwerk in die Liste des UNESCO-Welterbes aufzunehmen. Im Jahr 2009 wurde ein Teil der Wettkämpfe der Nordischen Skiweltmeisterschaft am JeÅ¡tÄ›d ausgetragen. Großartig ist der Ausblick vom Restaurant im Turm und von den Aussichtsterrassen auf das im Norden liegende Isergebirge, Teil des Grenzgebietes zu Deutschland und Polen. 
Per Eisenbahn zur Loipe
© Foto: Rainer Hamberger, 2015Die etwas über 1.000 Meter hohen Kuppen grenzen an das Riesengebirge. Vom Bahnhof Liberec geht es mit dem Zug zum Wintersport. Er ist schon morgens um 8 Uhr gut besetzt mit Leuten in Sportbekleidung, zwischen den Gängen liegen Langlaufskier und Rucksäcke. Es geht kontinuierlich bergauf. Siedlungen beiderseits der Geleise werden seltener, dafür der Wald dichter und es wird immer winterlicher. Beim Aussteigen nahe der polnischen Grenze dauert es eine Weile, bis sich alles verteilt hat: Skier unter die Schuhe, Rucksäcke auf den Rücken, startbereite Langläufer auf die Loipe. Die Spuren führen über dick beschneite Hochmoore, vorbei an Rastplätzen und Bauden, über eine Brücke nach Polen und wieder zurück nach Tschechien. Die unter Wintersportlern bekannte Isergebirgs-Magistrale sind zusammen über 170 Kilometer gespurte Loipen, die seit 1999 durch eine gemeinnützige Gesellschaft  Instand gehalten und gespurt werden. Es gibt 22 Einstiegsmöglichkeiten. Mehr als ½ Mio Wintersportler nutzen das System während einer Wintersaison.  Der 50 Kilometer  lange Isergebirgslauf gehört zu der berühmten weitweiten Serie Woldloppet. Jedes Jahr treffen sich am Start 4000 Skiläufer aus zahlreichen Ländern. 
Rast in einer der Bauden, wie hierzulande die Kombination von Schutzhütten und Berggasthof genannt wird. Welch lebendige Atmosphäre zwischen Knödeln, Fassbier, Streuselkuchen und Kaffeetassen, dazu Gäste aus jeder Altersgruppe. Man denkt, alles was zwei Beine hat ist hier unterwegs, selbst etwa Vierjährige begegnen uns schon auf der Loipe.
Auf dem Rückweg nach Liberec lockt noch eine Zwischenstation: die Huskies von Jana. Sie ist eine bekannte Teilnehmerin an internationalen Schlittenhundetouren und hat viele eigene Tiere. Es dauert bis das Gespann zusammen gestellt ist. Die Hunde winseln vor Aufregung. Wild geht es zwischen Baumgruppen und über Hügel im Schlitten durch die Weiten des Isergebirges. Hier erlebt man noch beschauliche Winterferien mit speziellem Charme, ohne massentouristische Begleiterscheinungen wie zum Beispiel in den Alpen. Gerade heute wieder eine willkommene Botschaft aus unserem östlichen Nachbarland.  
Informationen:
Unterkunft in Prag z. Bsp.: www.vi-hotels.com/de/andels-prague; alles über Prag: www.prague.eu; Liberec vormals Reichenberg: www.visitleberec.eu; zu Tschechien allgemein: www.czechtourism.com/de; zum Isergebirge:  www.czech-tourist.de/isergebirge.htm; Hundeschlittentouren: www.huskies.cz und Reiseliteratur für davor und danach: „Das Prag Buch“; die magische Stadt eint Stile und Strömungen zu einer einzigartigen Mischung, traditionsreiche Kirchen und Klöster, ganz besondere Jugendstilpaläste und einer moderne Kulturszene, brillante Farbbilder, informative Texte, spektakuläre Ansichten und ausklappbare Panoramaseiten; 256 Seiten; gebunden mit Schutzumschlag; Format 23,1 x 29,5 cm; 24,95 Euro (D) Kunth-Verlag.
Unterstützungshinweis:
Die Recherche wurde unterstützt von  Tschechischen Zentrale für Tourismus.
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