Eine kleine Sensation – chinesische Puppenspieler in der Brüder-Grimm-Stadt – Erstes deutsches Gastspiel in Steinau an der Straße vom 10. bis 12. Oktober 2009

Es ist kein leichtes Unterfangen, sich in chinesischer Malerei und Kalligraphie hervorzutun. Noch härter wird es für den Ausführenden, mit der linken Hand eine Marionette zu führen, die mit der rechten Hand schreibt und zeichnet. Dieses Stück, das die echte Ausübung von chinesischer Malerei und Kalligraphie nachahmt, verlangt besondere Spielfähigkeiten sowie hohe kulturelle und literarische Kenntnisse.

Was nach exakter Planung aussieht, war den Gedankenblitzen und entschlossenem Handeln von zwei Männern entsprungen. Denn als der Bürgermeister Walter Strauch zufällig auf den chinaversierten Filmproduzenten Hans Joachim Kunz traf und der eine auf die alte Spieltradition von Figurentheater in Steinau verweisen konnte und der andere vom noch niemals in Deutschland aufgetretenen, aber ansonsten weltberühmten Stabpuppenensemble aus Yangzhou berichtete, da war die Idee geboren und wurde innerhalb von Wochen festgezurrt, so daß tatsächlich das Gastspiel zustandekommt. Auch in China hat sich die alte Puppentheatertradition nicht ohne weiteres erhalten. Wie überall galt Überkommenes in einer neuen Welt schnell als altmodisch, bis sich die Leute – hier und dort – eines Besseren besannen und nun die alten Handgriffe wieder erlernen und die Puppen im Äußeren an unsere Zeit anpassen, aber bei historischen und mythologischen Stücken auch an die alten Zeiten erinnern und vor allem zu den bewährten Stücken mit den Zauberern und die Weltverwandlern auch neue Themen und Stücke hinzukommen.

Welche das sind, haben wir weiter unten abgedruckt. Aber noch zwei Informationen sind wichtig. Das eine ist das Puppenspiel selbst, das als Teil des Figurentheaters vor allem im 19. Jahrhundert die Säle füllte. Grundsätzlich gibt es dabei drei Arten: die Handpuppen, unser beliebter alter und ewig junge Kasperle, dann die Gliederpuppen, d.h. die kunstvoll gefertigten, in den Gelenken beweglichen Puppen, die auf zweierlei Art vom Menschen bewegt, also beseelt werden können: an Fäden von oben, die sogenannten Marionetten, und an Stäben, die von unten geführt werden. Die chinesische Variante ist die Stabpuppe. Und auf das Schattentheater sind wir noch nicht einmal eingegangen.

Die andere Information soll dem Figurentheater aus Yangzhou gelten, das 1957 als "Yangzhou Puppet Troupe" in der Stadt Yangzhou, Provinz Jiangsu sozusagen wiedererweckt wurde. Damals als eine unter anderen, die die alte Puppenspieltradition wiederbelebten. Denn mit der Fertigkeit, die glieder an Stäben zu bewegen, war ja auch verbunden, sich der eigenen Märchen, Sagen und Mythologien wieder zu versichern. Seit 50 Jahren nun ist die Truppe unterwegs und ist tatsächlich zur größten und namhaftesten Gruppe des darstellenden Marionettenspiels der Nation geworden. Heute besteht die Gruppe aus mehr als 100 Spielern und Mitmachern. Sie sind in der Lage, 10 groß angelegte Stücke und 40 mittlere und kleinere Stücke aufzuführen. Das Repertoire wird seiner interessanten und reizvollen Handlungen wegen von Alt und Jung gleichermaßen angenommen, auch weil die Marionetten komplizierte Bewegungen ausführen können und der feine Ausdruck ihrer Mimik sie sehr lebensecht wirken läßt. Kein Wunder, daß dies Puppentheaterensemble auf der ganzen Welt – immerhin in über 30 Ländern – auftritt und regelmäßig die Preise einsackt. Das soll auch bei der Weiterfahrt nach Belgien zum Puppenspielerkongreß geschehen.

Vorher aber das dreitätige Gastspiel in Steinau. Welche Stücke in den sechs Aufführungen vom 10. bis 12. Oktober im Rathauskeller gezeigt werden, wissen wir nicht, aber wir nehmen an, daß die unteren Spielszenen in Wort und Bild aus ihnen herrühren.

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Die Mitglieder der Künstlergruppe: Qi Shuhui – künstlerischer Direktor, Abteilungsleiter des Bereiches Kunst der Kommunalverwaltung von Yangzhou, staatlicher Vize-Kunstinspektor, Mitglied der chinesischen Volkskunst Vereinigung, Direktor des Volkskunstvereins von Jiangsu, langfristig spezialisiert auf Kunstmanagement und Kunstgestaltung. Zhou Shouquan – Spezialist für Beleuchtung und akustische Effekte. Mitglied des Verbandes für chinesische Musik und Darstellende Kunst und nationaler Vizedirektor. Zhou arbeitet im Bereich darstellende Kunst und Management. Wang Yun – Erstklassige Schauspielerin und Mitglied des Internationalen Marionettenverbandes. Ihr "Wechselgesicht und Feuerspucker" hat unter Experten, Akademiker und Kollegen viel Ruhm und Anerkennung geerntet.. Sie war mehrmals Leiterin der Tournee-Truppe während der vielen Auslandsaufenthalte. Wu Jinfeng – Schauspielerin, eine der Stützen der Truppe. Ihre Darstellung "Puppenprinz" zeigt ihre Fähigkeiten besonders deutlich. Xiao Xueming – Schauspieler. Hauptdarsteller in vielen Stücken, besonders als Wu Song in "Wu Song kämpft mit dem Tiger" Zhu Liugen – Schauspieler, dessen Puppenspiel und Kalligraphie- Aufführung seinen umfassenden Kenntnisse in chinesischer Kalligraphie zeigt. Luo Yan – Schauspielerin. Elegante Tänzerin Liang Surong – Schauspieler, aufstrebender Star, talentierter Sänger und Tänzer ("Zauber der Fächer") Li Yaping – Schauspielerin. Preisträgerin beim "Jiangsu Drama Festival". Liu Yu – Exzellente junge Schauspielerin und Preisträgerin beim "Jiangsu Drama Festival".Guo Jiang und Wang Jiang – Hervorragende junge Schauspieler, Abschluss in 2002 der "Yangzhou Culture and Art School". (Spiel mit buddhistischen Gebetsperlen")

Spielplan: Samstag, 10.10.2009, 16 Uhr (Premiere) und 19 Uhr, Sonntag, 11.10.2009, 11 Uhr, 16 Uhr und 19 Uhr, Montag, 12.10.2009, 10 Uhr

Kontaktadresse: Magistrat der Stadt Steinau an der Straße, Bürgermeister Walter Strauch, Brüder-Grimm-Straße 47, 36396 Steinau an der Straße

Informationen und Kartenvorverkauf: Verkehrsbüro Steinau, Brüder-Grimm-Straße 70, 36396 Steinau an der Straße, Telefon 06663/96310, FAX: 06663/963133, Email: verkehrsbuero@steinau.de, Internet: www.steinau.eu

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