Eindlich ein Heimsieg für die Eisernen – Personalprobleme bleiben – 1. FC Union Berlin gewinnt mit 3:2 gegen den MSV Duisburg

Eiserne Fans. © Foto: Hans-Peter Becker, 2015

Nach dem Spiel gegen das Schlusslicht aus Duisburg sah man aufgeräumte Gesichter bei Spielern und Verantwortlichen des Berliner Zweitligisten. Alte Bekannte konnten begrüßt werden. Der Torwart-Trainer der Duisburger, Sven Beuckert, spielte von 2000 bis 2003 für die Eisernen. Es waren Zeiten, an die sich Unioner gern zurück erinnern. Stichworte sind Pokalfinale und Europa-Cup-Teilnahme.

Die momentane Situation sieht anders aus. Es dauert bis zum fünf. Heimspieltag. Aller guten Dinge sind drei und es waren eben drei Tore, erzielt in Halbzeit eins, die als Vorsprung ausreichten, um den ersten Heimsieg der Saison endlich unter Dach und Fach zu bringen. Zwei Gegentore und ein verschossener Elfer ließen den Heimsieg bis zum erlösenden Schlusspfiff am seidenen Faden baumeln. Nichts war es mit einer entspannten zweiten Halbzeit, eher Nägelkauen.

Die Kulisse war beachtlich mit 18.425 Zuschauern, darunter Sebastian Polter. Sein neuer Verein, die Queens Park Rangers hatten am Freitag im Londoner Derby beim FC Fulham mit 0:4 verloren. Polter sah, das sein Nachfolger, Bobby Wood, die Eisernen nach nur vier Minuten mit 1:0 in Führung brachte. Es folgten zwei weitere Tore durch Sören Brandy und Damir Kreilach. In der Mixed Zone erschien Sören Brandy mit dem zuvor eingetauschten Trikot seines einstigen Mannschaftskameraden Martin Dausch, jetzt in Diensten des MSV Duisburg.

„Es war richtig schön hierherzukommen, wenn man vom Ergebnis absieht“, so ein enttäuschter Dausch und Kumpel Brandy sagte später: „Für mich war klar, das wir das Spiel gewinnen, wir hatten einen guten Plan. Ich bin absolut zufrieden, man, wir haben 3:2 gewonnen. Ich bin gespannt, wie oft ich noch lesen muss, dass wir noch keinen adäquaten Ersatz für Sebastian Polter gefunden haben. Bobby Wood hat heute sein viertes Saisontor erzielt.“

Trotzdem, man fragt sich, warum läuft es noch nicht bei den Eisernen. Sie haben es bisher nicht geschafft, über 90 Minuten eine konstant gute Leistung zu bringen. Selbst nach Tor-Vorsprüngen wirkt das Mannschaftsgebilde fragil. Der 3:0-Vorsprung hat in der zweiten Halbzeit keine große Sicherheit verliehen. Darauf eine Antwort zu finden, wird die vordringlichste Aufgabe des Trainerteams sein. Wie gewohnt stimmte der kämpferische Einsatz, die Galligkeit war da. Bloß, wer ganz oben mitspielen will, braucht mehr als das. Mit dem vorhandenen Personal soll der nächste Schritt vollzogen werden. Oben anzugreifen und das zu Erreichen, was Mannschaften wie Darmstadt oder Ingolstadt zur Zeit vormachen.

Der ewige Zweitligist, mit dem Image die Gegner niederzukämpfen, das ist nicht mehr die Intention der Vereinsführung. Der Verein stagnierte in seiner Entwicklung, Zwei Trainer mussten gehen. Das war man nicht mehr gewohnt in der Wuhlheide. Der neue Trainer, Sascha Lewandowski, soll jetzt das Team stabilisieren und weiter nach oben führen. Der aktuelle Stand, nach neun Spieltagen mit zehn Punkten auf dem zwölften Platz der Tabelle ist so grau, wie der bevorstehende Herbst, einfach zu wenig für das neue Selbstverständnis.

Der Sieg über Duisburg hat die personellen Probleme in der Abwehr weiter verstärkt. Nach Fabian Schönheim und Michael Parensen droht ein längerer Ausfall von Toni Leistner. Er musste nach 63 Minuten mit muskulären Problemen des Feld verlassen. Ein MRT-Untersuchung soll weitere Klarheit bringen. Für Toni Leistner wurde nicht Denis Prychynenko eingewechselt, ein gelernter Innenverteidiger, sondern Kenny Prince Rendondo ein etatmäßiger offensiver Mittelfeldspieler. Die 4er Abwehrkette wurde dafür umgestellt, Christopher Trimmel rückte von der linken Außenbahn in die Innenverteidigung und Rendondo verteidigte außen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Eisernen mit 3:1 in Front. Das provozierte natürlich Nachfragen in der Pressekonferenz. „Fehlende Spielpraxis, was man ihm im Training deutlich anmerkt und als er Praxis hätte sammeln können, beim Testspiel in Babelsberg, da wollte er nicht spielen. Prychynenko muss in bestimmten Situationen zu oft Foul spielen, das zeigte sich im Training.“ Er hatte bereits Probleme beim Testspiel gegen Lichtenberg 47. Erstaunlich, dass er überhaupt gegen Duisburg auf der Bank saß. Rendondo machte seine Sache insgesamt ganz gut. Sollte Toni Leistner länger ausfallen, wäre es eine Option, sich unter den momentan arbeitslosen Profis umzusehen. Es sollte jemand sein, wie Lewandowski betonte, der sofort helfen kann. Wie wäre es mit Alexander Madlung.

Ein anderes Problem lässt sich schneller lösen. In der 75. Minute scheiterte Trimmel an Duisburgs Torhüter Michael Ratajczak. Der Schuss war halbwegs platziert, aber zu schwach getreten. Torsten Mattuschka ist schon lange nicht mehr da. Es wird sich doch ein anderer, sicherer Schütze finden lassen. Nach dem freien Sonntag bereitet die Truppe von Sascha Lewandowski nun auf das nächste Auswärtsspiel in Braunschweig vor.

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