Ein Patzer kurz vor Ende nervt die Eisbären – Niederlage trotz Strategiewechsel mit mehr Wert auf die Defensive

© Foto: Bernd König

Auf der Zielgeraden der DEL-Hauptrunde mit 52 Pflichtspielen – die Hauptstädter absolvierten am Sonntag vor 14 100 Besuchern Pflichtspiel Nr. 42 – war beim sechsfachen Meister Berliner nicht die Niederlage, sondern ein Mentalitätswechsel die auffälligste Tatsache.

Die offensivstärkste Mannschaft des 14-er Feldes ist bemüht, die Balance zwischen der latent nachlässigen und durchlässigen Defensive sowie dem Hurra-Stil im Angriff  vor Beginn der Titel entscheidenden Play-offs herzustellen. Gegen die unbequemen Ingolstädter –  die haben nun  gegen den EHC drei Erfolge und eine Verlustpartie im aktuellen Spieljahr – war das Prinzip „safety first“ deutlich erkennbar. So fiel – auch dank der starken Torhüter (Zepp für Berlin, Gordon für Ingolstadt) – bis zur 55. Minute kein einziges Tor in der O 2 Arena.

Sicher kein Zufall, sondern ein offensichtlicher Strategiewechsel bei den Gastgebern. Die bekannt offensivstarken Verteidiger des Meisters – Constantin Braun, Frank Hördler, Mark Katic, Julian Talbot, Jens Baxmann, Jim Sharrow sowie der aus Finnland kurz vor Transferultimo verpflichtete Kanadier Ryan Caldwell – hielten sich an die Cheforder von Trainer Don Jackson: Verteidigers erste Bürgerpflicht ist, den eigenen Kasten sauber zu halten!

Das Dumme ist halt auch im Eishockey nur – wenn auch die Null (lange) steht, hast du damit noch immer nicht gewonnen. Und so passierte es denn fünf Minuten vor der Schluss-Sirene, dass die Abwehrkräfte der Hausherren bei einem Konter der Gäste etwas „sloppy“ (nachlässig) agierten. Nach einem Annäherungsschuss des Gegners, einem Abpraller und einem zweiten Schuss und einem zweiten Abpraller löffelte der Ingolstädter Sparre die Scheibe aus dem Rücken von Braun verdeckt auf den Eisbären-Goalie. Tor – drei Punkte!

Die Eisbären waren bedient – trotz 33:21-Überlegenheit bei den Torschüssen (Jackson: „Gordon hatte fast immer gute Sicht auf die Scheibe“), trotz des klaren Vorteils bei Überzahlsituationen (Berlin 2 Minuten/ Ingolstadt 10), trotz einer 5:3-Überzahl ca. 54 Sekunden lang, gelang nichts Zählbares! Es fehlten die überraschenden Direktschüsse, es fehlten die bewusst abgelenkten Schüsse oder das reaktionsschnelle Nachfassen bei Abprallern – es fehlte Angriffs-Kreativität!
Kapitän Andre Rankel sah daher nicht in dem Abwehrfehler den Hauptgrund für die Niederlage, sondern in der Tatsache, „wenn du zuhause kein Tor erzielst, kannst du nicht gewinnen…aber das passiert halt mal. Wir hätten heute wohl noch drei Drittel spielen können und kein Tor geschossen…“.

Die trotz des Gegentreffers gestärkte Stabilität im Defensiv-Verhalten und die dominante Spielführung seien „ein Schritt in die richtige Richtung“.

Neu-Teammitglied Caldwell bescheinigte der Nationalspieler Rankel, mit vier Eisbärenkollegen nun bei der Olympiaqualifikation in Bietigheim:“Wenn er so weitermacht, kann er uns sicher im Verlauf der Saison noch richtig helfen. Er zeigt in der Abwehr viel Übersicht, spielt einfach und klar und findet fast immer den guten ersten Pass.“

Richtig sauer nach dem Spiel zeigte sich Trainer Jackson, denn seine Mannschaft hatte (fast) alles richtig gemacht. Seine Defensiv-Order generell gut umgesetzt. Viele Torchancen erspielt, aber eben keine nutzen können. Ob der Spielverlust nach dem unerwarteten Coup zuvor in Mannheim als Rückschlag zu sehen sei? – Er hätte in seiner Spielanalyse dazu doch alles gesagt, knurrte der US-Amerikaner den Frager an.

Später dürfte er seine Gelassenheit wieder gefunden haben. Denn weil die Hamburger auch verloren, behielt Berlin den erstrebten Rang drei im Klassement.

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