Ein Montagsspiel: Kämpferische Momente und spielerische Defizite – Eisbären schlagen Ingolstadt 1:0

Noch geht es gegen Ingolstadt, doch in Berlin freuen sich alle aufs Viertelfinale und einen heißen Tanz gegen Hamburg oder Köln. © Foto: Joachim Lenz

Alle vier Begegnungen zuvor in der Hauptrunde hatten die Eisbären gegen die Ingolstädter gewonnen. Die letzte erst am Freitag mit 4:1 auf dem Eis der Oberbayern. Da rechnete die Mehrzahl der 11 400 Zuschauer wohl nicht unbegründet erneut mit einem deutlichen Ergebnis.

Nicht so Berlins Kapitän Andre Rankel: "Wir wußten, dass es diesmal ein enges Spiel werden und der Gegner anders auftreten würde als am Freitag. Und dass Kleinigkeiten entscheiden würden."

So war es denn auch. Ende des zweiten Drittels waren noch sechs Sekunden in einer Überzahlsituation für die Berliner zu spielen. Topscorer TJ Mulock fuhr auf das Tor der Gäste zu. Schlenzte die Scheibe durch die Beine eines Abwehrspielers mit so wenig Tempo durch, dass der Abpraller von Timo Pielmeiers Beinpolstern nicht weit kommen würde. Rankel war in dem Moment am Verteidiger vorbei. Nahm den Puck auf und verwandelte im zweiten Versuch zum Tor des Abends!

Nach dem Hattrick des Nationalspielers am Freitag bereits der vierte Treffer gegen Pielmeier!

Bis dahin hatten beide Mannschaften vor allem Wert auf die eigene Torabsicherung gelegt. Und mit großem Einsatz jeweilige Unterzahlmomente schadlos überstanden. Das taktische Belauern — typisch für Playoff-Duelle — überdeckte den Spielfluss auf beiden Seiten. Wobei die Eisbären insgesamt mehr für die Offensive taten. Die war aber auch deshalb nicht so effektiv wie noch beim 4:1, weil Darin Olver mit seiner Knieverletzung bis zum Saisonende fehlen wird. Und Florian Busch sich an dessen Stelle erst noch im Spielverständnis mit Mark Bell und Barry Tallackson finden muss.

Trotz der Grundeinstellung — Fehler und Risiko vermeiden — verlief die Partie durchaus nicht ereignisarm. Ingolstadt verbuchte durch Thomas Greilinger und Patrick Köppchen immerhin zwei Pfostentreffer. Und schnürte vor der Eisbären-Führung — Rückkehrer Frank Hördler hatte zwei Strafminuten kassiert — die Hausherren förmlich in deren Drittel ein. Dann gab es sogar eine 5:3-Überzahl für die Gäste. Shawn Laonde hatte seinen Befreiungsschlag — Bell brummte für zwei Minuten — zu hoch und weit angesetzt. Der Puck landete hoch über dem ERC-Tor im Netz, was die Schiedsrichter als Spielverzögerung mit zwei Minuten Pause bestraften. In Kanada hättes dafür lediglich ein Bully gegeben.

Eng wurde es für die Berliner nochmals am Schluss, als sich ERC-Topscorer Derek Hahn bei Julian Talbot einfädelte und so einen Zwei-Minuten-Vorteil herausholte. Da gab es die 4:6-Konstellation gegen die Hausherren, da Pielmeier sein Gehäuse verließ. Constantin Braun verfehlte mit seinem Versuch übers ganze Feld nur knapp das 2:0.

Der tapfere Pielmeier wurde Mitte des zweiten Abschnitts von einem Schuss auf die Gesichtsmaske erwischt und blieb benommen liegen. Konnte zum Glück weiterspielen. Wie auch TJ Mulock nach bösem Foul und Gesichtsverletzung.

Dass die Unparteiischen diese Attacke nicht sanktionierten, rief nicht nur den Unwillen der Zuschauer hervor. Wie überhaupt die Refs die Play-off-Devise "Spiel laufen lassen" bei grenzwertigen Attacken mitunter zu großzügig auslegten. Zwei Videobeweis-Unterbrechungen signalisierten immerhin, dass sie ihren Job zumindest gewissenhaft auszufüllen gedachten.

Eisbären-Trainer Jeff Tomlinson dazu: "Ja, es ist viel passiert. Und natürlich hätte man auf beiden Seiten paar Aktionen pfeifen können. Doch das ist normal in den Playoffs…aber es war nie ein unfaires Spiel." Dass er sich der Spielwürdigung seines Ingolstädter Kollegen Niklas Sundblad nahezu uneingeschränkt anschloss, mag mit der Zufriedenheit über den Sieg zusammen hängen. Sundblad hatte eine "sehr gute Playoff-Begegnung" gesehen: "Mit Stimmung auf den Tribünen, intensivem Kampf und sehr guten Torhütern. Berlin hat in Überzahl ein Tor erzielt — das machte den Unterschied heute." Und: Jetzt müsse man die nächsten zwei Spiele gewinnen, um weiterzukommen!

Sieggarant Rankel scheint auf den Angriff der Oberbyern mental vorbereitet zu sein. Er monierte eine "kleine Auszeit von uns im zweiten Drittel" sowie "paar unnötige Strafen." Und erklärte: "Wir wissen, dass wir spielerisch noch Luft nach oben haben und der Kampf in Ingolstadt keinen Tick leichter wird."

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