Durcheinandergewirbelt – Die Tabellen-Ergebnisse des 33. Spieltags in der 1. Fußball-Bundesliga der Männer

© Foto: Andreas Hagemoser, 2016
Wie beim Umrühren eines Puddings oder Strudeln in einem Fluss bildeten sich am Rand ruhige Zonen, in denen sich trotz der Spiele nichts mehr abspielte.
Die sicheren Champions-League-Plätze standen vergangene Woche fest, unabhängig von der Reihenfolge untereinander. Nach Bayern München wurde Borussia Dortmund früh für die Königsklasse geadelt, nachdem der VfL Wolfsburg und Hertha BSC sich durch viele Niederlagen und geringes Selbstbewusstsein „freiwillig“ die Plätze räumten und den Weg frei machten.

Bayer Leverkusen folgte vor einer Woche durch Punkteabstand, jetzt noch 5 auf Gladbach, das an diesem 33. Spieltag die Garantie auf internationale Morgenluft erhielt, nachdem es den Tabellennachbarn 2:1 besiegte. Doch unterhalb immer wieder Enge und Gedränge.

Kein Wunder, dass so viele Vereine jetzt einen anderen Tabellenplatz einnehmen. Außergewöhnlich aber, dass es wirklich ALLE zwischen den Plätzen oben, auf denen Einladungen zur Champions-League (CL) liegen und den untersten Plätzen, auf denen man nicht bleiben kann, betraf.

Nach oben gespült wurden Mainz, Wolfsburg, Augsburg, Darmstadt und Frankfurt. 7 Mannschaften wurden herabgerissen.

Die reinste Reise nach Jerusalem zwischen den CL- und Abstiegsrängen.
Tabellenkuriosa
Kurios ist schon das oben Genannte, dass zwischen Platz 5 und 16 JEDER Verein seinen Tabellenplatz verließ und ein oder zwei Ränge höher oder niedriger landete. Doch das ist nicht das einzige.
Fast die Hälfte der Mannschaften (8 von 18) hat die gleiche Punktzahl erreicht wie eine andere. Mainz, Hertha und Schalke auf Platz 5 bis 7, Wolfsburg und Köln (s.u.) sowie Augsburg, Hamburg und Darmstadt (38).

Prognose: das wird sich ändern, wird weniger.

Die Hälfte dieser Mannschaften unterscheiden sich noch nicht einmal im Torverhältnis!
Gleichstand bei Punkten und Tordifferenz
Wolfsburg und Köln sind jetzt Nummer 8 und 9 mit 42 Punkten – beide mit minus 4 Toren. Köln spielte meist unentschieden: ein dutzendmal. Einmal weniger verloren und noch einmal weniger gewonnen. Beim Vfl dagegen lief’s häufiger hop oder top: nur 9 Remis, 11 Siege.

Wer nicht weiß, warum Wolfsburg einen Tabellenplatz höher landet, auf dem höchsten nationalen, könnte vermuten, dass der eine Sieg mehr entschied (oder der direkte Vergleich).

Doch das nächste Kuriosum klärt ihn auf: FC Augsburg Platz 11, Hamburger SV 12; beide gleichauf mit 38 Punkten und minus 8 Toren. Der HSV gewann wie Köln (und Ingolstadt) 10mal, Augsburg nur 9mal. Daran kann’s also nicht liegen.

Wolfsburg schoss 44 Tore, Köln nur 36. 41mal war der Schütze ein Augsburger, 37mal ein Hamburger.

Die Wenig-Tor-Durchkommer
Köln ist ein Beispiel, wie weit man mit so wenig Toren kommen kann.
Noch krasser Ingolstadt: 31 Tore reichen für Platz 10! Klassenerhalt war an diesem Spieltag schon lange kein Thema mehr. Mit Biss und Freude und Moritz Hartmann versuchte man sich am Remis gegen den Tabellenersten und scheiterte an der Aufgabe nur knapp.

Doch 31 Tore?? Nur Hannover schoss weniger, gerade mal eins (!) weniger, und wird dafür dorthin verbannt, wo der grüne Pfeffer wächst. Die drittschlechteste Torausbeute haben die abstiegsgefährdeten Frankfurter und das trotz des 1:0 gegen den BVB – mit 34 Treffern. Unglaublich. Der FC Ingolstadt 04 ist ein Spezialist darin, zur richtigen Zeit mit dem richtigen Mann (Hartmann) die wichtigen Tore zu schießen – wohldosiert. Nach dem Motto: „Make it count“.

Bremen und Stuttgart auf Platz 16 und 17 haben je 49 Tore geschossen! Mehr als Schalke (47), mehr als Mainz (46), das sich jetzt international präsentieren darf. Das wollen wir doch sehen! Manchmal hat man das Gefühl, irgendwas läuft da falsch.
2015/16: Blau-weiß schwimmt oben
Die Mannschaften mit blau-weiß auf Fahne und Wappen gruppierten sich nebeneinander. Hertha und Schalke mit gleicher Punktzahl und der gleichen Anzahl Siege und Unentschieden (14/7), die alte Dame als einzige mit ausgeglichenem Torverhältnis (42:42) auf Platz 6.

Der HSV vor Darmstadt (beide 38 Punkte) und Hoffenheim (37) auf den Plätzen 12 bis 14.

Grünes Licht für Gelb, Gelb für Grün
Gelb steht für Achtung, und die haben wir für Borussia Dortmund, das in der Liga wie an der Ampel auf dem 2. Platz steht und mit niemandem im Oberhaus die Farben teilt.
Gelb heißt Aufpassen, und das müssen jetzt die grünen Mannschaften: Wolfsburg, Werder und Hannover 96. In dieser Saison wahrlich keine Glücksfarbe. In Wolfsburg gab’s schlechte Nachrichten vom Hauptwirtschaftsfaktor Volkswagen. Seitdem von VW so viele schlechte Nachrichten eintrudelten, wendete sich auch die Laune. Der Deutsche Meister 2009 und DFB-Pokalsieger 2015 kam als Vizemeister in die Saison und nahm bis vor kurzem CL-Plätze ein. Inzwischen steht man noch nicht einmal mehr auf einem Europa-League-Platz.

Wann Hannover in die Erste Bundesliga zurückkehrt ist unklar. Und Werder Bremen muss gegen die Frankfurter Eintracht gewinnen, die gerade das Kunststück geschafft hat, gegen den Tabellenzweiten vorzulegen und das 1:0 über die Zeit, den Heimsieg und vielleicht den Klassenerhalt zu retten. Hoffnung für Bremen schöpft man, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es zwei Spiele lang ungeschlagen blieb. Diesmal ein torloses Unentschieden gegen Köln, davor der 6:2 Kantersieg im anderen Kellerduell gegen Stuttgart. Doch das 1:2 auswärts im Nordderby – kein Glanzpunkt. Der HSV steigt nur deswegen nicht ab, weil es andere noch schlechter machen.

Was feststeht
Köln, Wolfsburg und Ingolstadt liegen also im sicheren Hafen, bleiben aber im Inland.

Neuerdings auch Augsburg (nach dem Unentschieden auf Schalke), Hamburg (dass im Volksparkstadion gegen Wolfsburg verlor), Darmstadt (nach dem Sieg über  Hertha BSC) und Hoffenheim (siehe unten). Am vorletzten Spieltag wurde viermal Klassenerhalt vergeben.

Die CL-Plätze sind zementiert und dass Hannover raus ist, ist schon lange raus.
Was ist noch offen?
Wer zur Europa League (EL) reisen darf und wer sich dafür wenigstens qualifizieren darf.

Wer außer Hannover absteigt: infrage kommen Werder, Stuttgart und Frankfurt. Eigentlich ja auch Hoffenheim, das Glück im Unglück hat: Da Bremen auf Frankfurt trifft – das andere Kellerduell endete im Montagsspiel nach dem 1. Mai für Bremen 6:2 – können nicht BEIDE Mannschaften die TSG überholen. Aufatmen vor dem letzten Spieltag. Mit einem blauen Auge davongekommen, so blau wie die Vereinsfarben. Da haben wir schon besseres gesehen.

Was zeigte uns das Spiel gegen Hannover? Dass Hannover 96 die bessere Mannschaft ist? Dass Hoffenheim zur Zeit nicht viel Wert ist? Wollte Hannover zeigen, dass es durchaus in die Erste Liga gehört? Wie man sieht: Auch Absteiger braucht man dort immer wieder.

Immerhin: Das untere Tabellenende ist mit 25 Punkten statt 22 nicht mehr Lichtjahre vom Rest entfernt, Stuttgart hat nach wie vor 33. Acht Punkte Abstand, das gibt es auch oben. Zudem kann Hannover nochmals verkürzen; verabschiedet sich der erste Absteiger mit einem weiteren Dreier und verlöre Stuttgart, würden in der Abschlusstabelle nur fünf Punkte den Letzten vom Vorletzten trennen.

Und so, wie im Laden die 3-Marks-Produkte für 2,99 ausgepreist wurden, nimmt sich  die jetzige Tordifferenz von -29 auch viel besser aus wie das -30 vom 32. Spieltag.
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