Drei niederländische Marine-Soldaten in Libyen in Gefangenschaft

Ein Lynx-Hubschrauber der Niederländischen Marine.

Ministerpräsident Mark Rutte zufolge flogen die Soldaten am vergangenen Sonntag mit ihrem Lynx-Hubschrauber von der im Mittelmeer kreuzenden niederländischen Fregatte MS Tromp aus zur libyschen Stadt Syrte, um zwei dort festsitzende Landsleute abzuholen. Nach der Landung sei die Hubschrauberbesatzung von einer Gaddafi-Milizgruppe angegriffen und gefangen genommen worden. Nach Angaben der Zeitung De Telegraaf steckt das libysche Militär hinter der Gefangennahme.

Die beiden Niederländer, die von dem Hubschrauber abgeholt werden sollten, seien später an die Haager Botschaft in Tripolis übergeben worden und hätten das Land bereits verlassen, berichtete der niederländische Sender NOS.

Derweil wurde in Holland Kritik an der Evakuierungsaktion laut. Die Marine habe nicht versucht, eine Erlaubnis für die geplante Evakuierung aus einem von der Regierung kontrollierten Gebiet einzuholen und sei damit ein unnötiges Risiko eingegangen, sagte der Militärhistoriker Christ Klep. Im Ergebnis verfüge das Gaddafi-Regime jetzt über drei niederländische Soldaten, die es in erster Linie als Nato-Militärs ansehen dürfte. «Wenn das so ist, haben wir ein Problem.»

Der seit 42 Jahren regierende libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi lässt die Anti-Regierungs-Proteste im Land, die seit Mitte Februar andauern, brutal niederschlagen. Dennoch kontrollieren die Aufständischen bereits den Osten des Landes und mehrere Städte in Westlibyen, wo bereits eigene Behörden gebildet werden.

Nach Angaben der Opposition und von Menschenrechtsorganisationen sind bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen bisher bis zu 6000 Menschen getötet worden. Fremde Staaten bringen ihre Bürger außer Landes.

Nachdem der UN-Sicherheitsrat am Samstag Sanktionen gegen das Gaddafi-Regime verhängt hat, besprechen die USA laut ihrer UN-Botschafterin Susan Rice mit den Nato-Partnern die Möglichkeit einer militärischen Intervention in Libyen. Zwei US-Kriegsschiffe sind bereits vor die libysche Küste unterwegs.

Auch Großbritannien schließt laut Premierminister David Cameron einen Militäreinsatz gegen das Gaddafi-Regime nicht aus. Die Nato hat eine Invasion vorerst abgelehnt.

Mit Material von Al Jazeera, AFP, dpa, Facebook, RIA Novosti und Twitter.

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