Don De Lillo der aufregendsten Schriftsteller seiner Generation überrascht uns mit Alfred Hitchcock

Jim Finley, ein junger Filmemacher, besucht den dreiundsiebzigjährigen Richard Elster in einem einsam gelegenen Haus in der Wüste. Der Gelehrte Elster beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Auslöschung und hat im Irakkrieg als geheimer Berater mehrere Jahre für die US-Regierung gearbeitet. Finley möchte ihn vor seine Kamera bewegen und ihn in einem mehrstündigen Film vor einer Wand in einer einzigen Einstellung zum Reden bringen. Über seinen Job, über die Ungeordnetheit der Systeme, über die Sehnsucht nach dem Nichts.

Die Männer trinken viel Whiskey, reden über Gott und die Welt, ohne wirklich voran zu kommen. Da erscheint Elsters Tochter, ein blasses, eigentlich uninteressantes Wesen, das seine Tage scheinbar mit Charity und Banalitäten hinter sich bringt. Plötzlich passiert etwas unerwartetes, alle Zusammenhänge werden in Frage gestellt, alle Wortschwalle verlieren an Wertigkeit. Der Mensch wird zurück auf den Nullpunkt repetiert.

Ganz große und verstörende Geschichte, fesselnd, rätselhaft und doch klar wie frischer Bergquell. Unbedingt lesen!

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Don DeLillo: Der Omega-Punkt, 110 Seiten, Kiepenheuer & Witsch Verlag, 2010, 16,95 Euro

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