Die Tochter meines besten Freundes (USA 2011) – Wenn das eigene Glück alle anderen unglücklich macht

© Capelight Pictures

Die Wallings (Laurie und Christine Keener) und die Ostroffs (Oliver Platt und Allison Janney) sind beste Freunde und Nachbarn. Die Kinder sind schon groß und man hofft, dass der Sohn der Wallings (Adrian Brody) die einzige Tochter der Ostroffs (Leighton Meester) heiraten wird. Es ist jedoch nicht alles Sonnenschein. Die Ehe der Wallings ist unglücklich, ihre Tochter jobbt perspektivenlos in einem Möbelgeschäft und die Ostroffs machen sich Sorgen um ihre wilde Tochter. An Thanksgiving kommt diese überraschend nach Hause, aber anstatt das es zwischen ihr und dem Nachbarssohn funkt, werden sie und sein Vater ein Paar. Sehr zum Missfallen aller anderen Beteiligten.

Eigentlich sind alle ein bisschen unglücklich. Nina Ostroff (Meester) hat sich gerade von ihrem Verlobten getrennt und weiß eigentlich gar nicht was sie vom Leben will, außer glücklich zu sein. Vanessa Walling hingegen weiß was sie will, aber sie weiß nicht, wie sie es erreichen soll. Ihre Mutter Paige ist mit der Gesamtsituation unzufrieden und konzentriert ihre Energie auf Dinge, die ihr Mann hasst. Es fällt schwer Mitleid mit ihr zu haben, denn David Walling ist ein guter Mann und wenn er einen mit diesen großen, blauen Augen anschaut, dann kann man verstehen, wieso sich die junge Nina in ihn verliebt. Man muss schon ein wenig hartherzig oder blind Konventionen verhaftet sein, um nicht wenigstens ein bisschen die Daumen für David und Nina zu drücken, denn die Wandlung vom resignierten zum aufblühenden und vor allem glücklichen Mann ist dank Lauries exzellenter Darstellung berührend.

Regisseur Julian Farina hat bereits viel Erfahrung im Fernsehen gesammelt, hauptsächlich für den amerikanischen Bezahlsender HBO. Letzterer ist u.a. bekannt für seine (besonders für amerikanische Verhältnisse) explizite Darstellung von Sex. Das hingegen gibt es in DIE TOCHTER MEINES BESTEN FREUNDES gar nicht. Dieser Aspekt der Beziehung zwischen Nina und David wird zwar von den anderen mit ausgesprochener Abscheu angesprochen, aber Farina gibt keinen Einblick in das Schlafzimmer. Es ist einer der cleversten Schachzüge des Films, der sich auch dadurch auszeichnet stets den Humor in den absurdesten Situationen zu finden, ohne dabei plump zu sein. Das größte Problem des Filmes sind jedoch seine Unentschlossenheit und das er aus der Perspektive von Vanessa erzählt wird. Vanessa ist so unleidlich, so voller Selbstmitleid, dass es auf Dauer anstrengt. Der Film selbst wirkt unentschlossen und man geht mit dem Gefühl aus dem Kino, dass da eigentlich mehr drin gewesen wäre. Dafür hätte man sich allerdings vielleicht auch mehr trauen müssen, das Ensemble hätte es jedenfalls möglich gemacht.

DIE TOCHTER MEINES BESTEN FREUNDES hat etwas von einem hochwertigen, amerikanischen Fernsehfilm an sich. Wer in der Vorweihnachtszeit das Gedrängel in der Stadt satt hat, im Fernsehen aber mal wieder nichts kommt, der kann sich getrost für anderthalb Stunden ins Kino zurück ziehen. Großes Kino darf man aber nicht erwarten.

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DIE TOCHTER MEINES BESTEN FREUNDES (USA, 2011); Verleih: Capelight Pictures, Wild Bunch; Filmlänge: 94 min; Regisseur: Julian Farino; Drehbuch: Ian Helfer, Jay Reiss; Besetzung: Hugh Laurie, Allison Janney, Leighton Meester, Catherine Keener, Oliver Platt, Adam Brody, Alia Shawkat; FSK: ab 12 Jahren; Kinostart: 13. Dezember 2012 (Deutschland).

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