Die „Olympiade“ der jungen, europäischen Klassiker – Zum Young European Classic-Festival in Berlin

â’¸ Young Euro Classic, Foto: Kai Bienert, 2015

In seiner Eröffnungsrede unseres regierenden Bürgermeisters Michael Müller freut dieser sich, dass dieses Festival nach einer gelungenen und störungsfrei gelaufenen Makkabi-Olympiade jüdischer SportlerInnen aus aller Welt ebenso die Weltoffenheit Berlins nach seiner schrecklichen Vergangeneit vor 70 Jahren unterstreicht. Dr. Willi Steul, erster Vorsitzender des deutschen Freundeskreises europäischer Jugendorchester betont, dass die Realisierung des Young Euro Classic aus einer pazifistischen Idee heraus entstand. "Wie könen wir zeigen, dass Menschen aus verschiedenen Nationen sich begegnen und die Wunden vergangner Kriege schließen", so Steul. Ulrich Deppendorf, ARD-Hauptstadtstudio und 2. Vorsitzender, moderiert sympatisch und engagiert durch den bezaubernden ersten Abend. Er ist einer von vielen "Paten", die je einem Abend vorsitzen, so wie Steffen Seibert, Sprecher der Bundesregierung, Caren Miosga, ARD-Tagesthemen, Dagmar Reim, RBB-Intendantin etc.

Schon der erste Abend gab einen vielversprechenden Einblick in das Gesamtprogramm, wo jeder Abend den anderen an Juwelen der klassischen Musik zu überbieten wollen scheint.

Die "Olympiade der Klassikjugendorchester", von denen Deppendorf sprach, ist in der Tat ein Wettstreit der aufsteigenden Klassikjugendorchester. Der junge Israeli Ziv Cojocaru, Dirigent, Pianist und Arrangeur stellt an diesem Abend "Links. Metamorphosis", ein witziges, leidenschaftliches zeitgenössisches Stück vor, welches vom deutsch-israelischen Orchester (Young Philharmonic Orchester Jerusalem Weimar) bravourös und auf hohem Niveau gespielt wird.

Zur Orchestergeschichte: Junge Musiker aus Israel und Deutschland bilden ein Orchester. Sie studieren an der Jerusalem Academy of Music and Dance und in Weimar an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT. Ihr Repertoire sind Werke, in denen die geschichtlichen Brüche und Katastrophen, die sie trennt und eint, aufscheinen und denen sie über Leugnen und Vergessen neues Gehör geben. Sie musizieren gemeinsam in einem Orchester. Sie proben, geben Konzerte, diskutieren und feiern. Im Sommer 2011 spielten sie erstmals gemeinsam in Deutschland und Israel. Nach der zweiten Projektphase im Sommer 2013 kommt das Orchester im Jahr 2015 erneut zusammen.

Kurt Weill’s "Symphonie Nr. 2 (1934), Dimitri Schostakowitsch "Konzert für Violoncello Nr. 1 S-Dur op. 107 und Piotr Tschaikowski "Fantasie Ouvertüre zu "Romeo und Julia". Der leidenschaftliche Dirigent ist Michael Sanderling und am Violoncello spielt ein "Rising Star": Alexey Stadler – es ist faszinierend zu sehen und zu hören, wie er aus dem Instrument ALLES herausholt – Teufelsvioloncellist, der er ist!

Bravissimo! Das Orchester geht nach diesem Auftritt auf Tournee.
Ein sehr angeregender Auftaktabend – einer Metropole mehr als würdig – in dem herrlichen dekorierten großen Saal des klassizistischen Schinkel-Bauwerk.

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