Die Moto 360 – Die ersten Stunden, die ersten Schritte

Die "Uhr" Moto 360 neben dem "Telefon" Moto G. © Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow, 2014

Derweil schaue ich mir das technische Teil genauer an. Hinten erkenne ich in kleiner Schrift doch in Großbuchstaben „WATER RESISTANT IP67“ und „STEINLESS STEEL 316L“, „OPTICAL HEART RATE SENSOR“, „WIRELESS CHARGING“ und „REDOMETER“. Tja.

Nun soll ich auch noch die „Google Play-Dienste“ aktualisieren. Gefordert, getan. Nicht, weil ich Google so geil finde, das Gegenteil ist der Fall, sondern weil ich darüber berichten will, darf und kann. Jedenfalls über meine Erlebnisse in den ersten Stunden und über die ersten Schritte mit der Moto360 möchte ich schreiben. Kurze Zeit später steht der Einrichtung meiner „Android Wear“ nichts mehr im Wege und ich darf beginnen. „Das Paring mit Ihrer Uhr sollte nur wenige Minuten in Anspruch nehmen.“ Warten wir`s ab. Ich drücke das kreisrunde Symbol mit einem weißen Pfeil, der nach rechts weist, auf hellblauem Grund.

A propos Paring. Was ist damit gemeint? Laut Wikipedia „der Prozess der erstmaligen Verbindungsaufnahme zwischen zwei Bluetooth-Geräten“ und also sowas wie eine Paarung im technischen Verständnis. Unter Bluetooth wiederum verstehe ich – in einfachen Worten formuliert – die funktechnische Übermittlung von Daten auf kurzer Distanz und eine Schnittstelle zum Andocken im Harald Blauzahn`schen Sinne.

Schwupps werde ich informiert, dass Android Wear und Telefon „stets miteinanders synchron“ sind und ich denke an Dänemark und Norwegen, als sie einst eins waren. „Wie zwei Turmspringerinnen“, daran denke ich auch – und akzeptiere, weil`s so schön ist, „Standort“ und „Google Fit“. Das bedeutet, dass wenn der Standortdienst von Google aktiviert ist, dieser vom Telefon an die Uhr gesendet wird. Die Navigation würde auch funktionieren, wenn das Telefon gesperrt sei. Aha.

Da ich meine Fitnessziele noch nicht formulierte, jegliche Gedanken daran sind abwegig, erscheinen mir die Sensordaten meiner Wearables noch zu nichts nutze. Ich ignoriere vorerst den fürs Wohlbefinden, für Freizeit und Fitness und „nicht für den medizinischen Einsatz“ konzipierten Kram namens Google-Fit-Sensoren.

Jetzt muss ich Bluetooth aktivieren. Der Rechner rechnet und ich wähle die Vorgabe: die MOTO 360 8EA1. Die „Verbindung zu meiner Uhr wird hergestellt“. Endlich. Dauert wirklich nur eine Tasse Tee.

Ein Pairing Code wird mir mitgeteilt. Doch was soll ich damit anfangen? „Das Paring mit der Uhr ist nicht möglich.“ Nach zwei, drei Versuchen, bei denen immer neue Zahlenkombination auf dem Display des Telefons und dem Display der Uhr angezeigt werden, gebe ich auf. Ende im Gelände. Schicht im Schacht.

Hilfe naht durch Zufall. Ich fummle an der Uhr rum und irgendwas muss ich wohl bewegt haben. Das stelle man sich so vor, als würde Ekel Alfred aus der WDR-Kultserie „Ein Herz und eine Seele“ einen Fernseher reparieren. Jedenfalls tut sich was. Das Display flimmert und leuchtet jetzt wie eine Uhr. Ein „Toll“ lese ich noch und wische wie doof. „Ganz einfach“ leuchten die nächsten zwei Worte und ich wische und wusche, so dass weitere Informationen auf mich einsprudeln.

Auf dem Telefon – Uhr und Telefon werden zur Doppelbelastung die machenr Dreiecksbeziehung ähnelt – soll ich „Benachrichtungen auf Uhr aktivieren“ aktivieren und „Benachrichtigungseinstellungen“ einstellen. So, so. Zwei Klicks die klicken, ich höre das klar klicken, werde ich gefragt, ob ich Android Wear aktivieren wolle. Klar, will ich. Ich drücke „OK“ und akzeptiere, dass Android Wear alle Benachrichtungen lesen darf, „die vom System oder einer installierten App gesendet werden“. Android Wear liest mit? Wie finde ich denn das?! Weiter wird mir mitgeteilt: „Darin können personenbezogene Daten wie Kontaktnamen oder Inhalte der an Sie gesendeten Nachrichten enthalten sein. Die Funktion kann diese Benachrichtigungen außerdem schließen oder Schaltflächen in den Benachrichtigungen betätigen.“

Das irgendwer irgendwas mitliest, finde ich so scheiße wie den HSV. Und der ist wirklich scheiße. Egal, Heute ist`s egal. Heute nehme ich auch das in Kauf, kostet nichts – genauer: wenig -, schließlich ist für das Testgerät kein Geld geflossen. Noch nicht. „Fertig“, meint meine rechteckige, praktische Maschine, die mich auffordert, „die Bedienung über die Uhr“ zu erlernen. Los geht`s.

Hä. Was ist das? Statt zu lernen soll ich „weitere Funktionen installieren“. Mehr Apps aus dem Play Store und also aus dem Spieleladen runterladen, „um Zugriff auf benutzerdefinierte Funktionen zu erhalten“. Auch das erledige ich umgehend, weil mir hier und heute alles total scheiß egal ist (siehe HSV).

Motorola Connect benötigt Zugriff auf Identität, Kontakte/Kalender, Standort und Telefon. Akzeptiert. Heute akzeptiere ich „jeden Scheiß“, sage ich mir und meine das auch so, denn ich will sehen, was passiert. Zwar wird mit angezeigt, was Nutzer sonst noch so runtergeladen haben in der Hoffnung offensichtlich, ich würde das auch tun, doch ich begnüge mich mit „Herzlich Willkommen auf Motorola Connect“.

Motorola, das zu Lenovo gehört, möchte jetzt, das ich zustimme, „dass diese App und Google“ meine Daten entsprechend den jeweiligen Nutzungsbedingungen und Datenschutzbestimmungen nutzen“ darf. Fuck. Wer liest sich denn die „jeweiligen Nutzungsbedingungen und Datenschutzbestimmungen“ durch? Und wer versteht das dort geschriebene? Einverstanden kann man mit den meisten der „jeweiligen Nutzungsbedingungen und Datenschutzbestimmungen“ schlicht und ergreifend nicht. Doch – und ich notiere das gerne immer wieder – ich denke mir meinen teil und schreie HSV.

Ich kenne wie alle anderen armen Schweine auch diese Nutzungsbedingungen und Datenschutzbestimmungen nicht und will sie auch nicht lesen. Also: „OK“ drücken. Damit scheine ich mich einverstanden erklärt zu haben, dass Connect Infos zu meinem Telefon und meinen über Connect verbundenen Geräten an die Cloud weitergeleitet werdem. Meine Moto 360 (dieses Mal wurde Moto nur am Anfang groß geschrieben) muckt.

Weil Connect das Gerät nich orten kann, muss ich den Standort aktivieren „und dieser „auf hohe Genauigkeit eingestellt sein, um den Standort“ meines „Geräts zu erkennen. Ich drücke „Einstellungen“. Der Standortdienst von Google ist an. Google darf hier und heute alles. Lol.

Zwischenzeitlich kam eine Message rein. „Your Motorola ID is set.“ Weggedrück. Ich halte die Technik und stelle fest: Das Telefon ist mit der Uhr verbunden, die nur noch „20 Prozent“ Energie hat. Hm. Am Ziffernblatt kann ich was ändern, will ich aber nicht. Der „Ort“ ist richtig. Mitten im LSD-Viertel auf dem Prenzlauer Berg im Osten von Berlin sind Telefon, Uhr und ich bin es auch. Stimmt. Doch das wusste ich vorher.

Meinen augenblicklichen Aufenthaltsort brauche ich nicht bestimmen und mein MotoBody-Profil will ich nicht bestimmen. Wozu brauche ich die Moto 360? Um zu sehen, dass die ersten Schritte und Stunden damit meine Herzfrequenz am 11.12.2014 um 23:37 Uhr LSD-Ortszeit bei 83 bpm brachten. Was ist denn das nun wieder? Bundesverband der Personalmanager scheidet aus. Ich entscheide mich für „Beats per minute“. Obwohl ich auf „Deutsch“ bei der Sprachauswahl klickte, werde ich mit Anglizismen bombardiert. Schrecklich. Aber mein Puls schlägt und das ist schön. Mittlerweile bei 72. Wird Zeit, dass ich mich hinlege. Bestenfalls mit einer schönen Frau oder einem guten Buch, auf keinen Fall mit Uhr und Telefon.

Nachts kann die Moto 360 auf den Ladedock genannten kleinem Schwarzen, dass mit einem Mico-USB-Anschlusskabel verbunden ist, welches in einer Steckdose steckt, liegen und laden.

Mehr zu den ersten Schritten und Stunden vom Hersteller: www.motorola.com/mymoto360

Über den Support berichte ich vielleicht ein anderes Mal.

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