Die jamaikanische Spezialmassage mit dem Frauenkraut Cerasee – Serie: Fern Tree, das exquisite SPA in der Hotelanlage Half Moon auf Jamaika (Teil 1/3)

In diesem Hotel auf Jamaika kann Frau sich auch massieren lassen.

Jamaika und SPA? Das paßt doch nicht zusammen, da gibt’s doch nichts Typisches. Wie oft sind wir das gefragt worden und wie wenig kundig sind solche Leute, die glauben, die Körperkultur käme allein aus Asien, ach ja, Europa ist mit der Schwedischen Massage auch noch dabei, aber sonst? Alles nachgemacht!? Welch ein Irrtum und welche Arroganz stecken doch in – vorzugsweise – europäischen Köpfen. Körperbewußtsein hatte schon die Ureinwohner, die Tainos, wie alle Indianer ausgezeichnet, an die heute nur noch Sprachfetzen in der einheimischen Sprache, dem Patua, erinnern. Bemalungen und Tätowierungen sind Methoden, den Körper umzuformen, ihm in durchaus extremer Form eine andere Außenwirkung zu geben. Boshaft könnte man das Skalpieren oder den mexikanischen Gott Xipe Totec, der sich jedes Frühjahr häutet, indem einem lebendigen Menschen die Haut abgezogen wird, die er überzieht, damit das neue Leben beginnen kann, mit dazu zählen. Was aber bleibt, ist, daß die Haut auch im heutigen Jamaika eine große Rolle spielt, wie das Körperliche überhaupt den gesamten Leib umfaßt, sei es im um die Wette Laufen, beim Tanzen, ja selbst die Rastafaribewegung hat diese Komponente, wenn sie auch in die andere Richtung geht, die andere Seite der Medaille ist, das Haar wachsen zu lassen und unter einer Mütze oder den Körper unter langen Gewändern zu verstecken.

Wir aber sind im SPA Fern Tree und haben erst einmal die Qual der Wahl. Denn das Angebot ist, wie in jeder erstklassigen Einrichtung in allen Spitzenhäusern der Welt, erst einmal derart, daß man die nächsten Wochen hier verbringen müßte, um alles Angebotene ausprobieren zu können. Da das nicht geht, beschränkt man sich also auf das Typische, möglicht auf das Typischste und das hat mit Cerasee zu tun, was jede jamaikanische Frau, die etwas auf sich hält, zu Hause benutzt. Denn vor jede Massage, vor jede weitere körperliche Aktion ist die Reinigung der Haut gesetzt, die einfach das Eindringen von aufbauenden Stoffen erfolgreicher macht, sind erst einmal all die alten Hauptschüppchen runtergerubbelt. Und da waren wir gerade draußen vor der Tür bei der hübschen Dusche und beim Abspülen von Cerasee. Zu schnell, zu schnell, denn erst einmal geht es um das Auftragen und was Cerasee überhaupt ist.

Hiesige können sich kaum vorstellen, daß wir Europäer dieses Kraut nicht kennen. Und wir haben auch keinen deutschen Namen gefunden, sondern nur die Spezifizierung als Mormordica Charantia, was fast gefährlich klingt. Umgangssprachlich wird Cerasee im angelsächsischen Sprachraum auch als Karela oder Balsamapfel bezeichnet. Das Gewächs stammt aus Afrika und hat sich auch den Mittelmeerraum erobert. Es waren die afrikanischen Sklaven, die die Pflanze über den Umweg nach Brasilien bis in den karibischen Raum, also auch nach Jamaika einführten. Heute wächst das Kraut sogar wild in den südlichen Teilen der USA und auch in Asien, wo es als Gemüse gegessen wird, aber sogar als Heilkraut reüssierte. So wird es auch auf Jamaika verwandt. Eigentlich ist es ein Allheilmittel, denn – nehmen wir erst einmal die Wirkung von innen – als Tee hilft es gegen Diabetes, Bluthochdruck, Malaria und wirkt blutreinigend. Für Kinder wird es besonders gerne angewandt, aber ist vor allem ein Frauenkraut, denn bei Menstruationsschmerzen wird es in Form von Tee genauso eingeflößt wie nach Geburten. Neun Tage lang – so ist der westindische Brauch – sollen die jungen Mütter Carasee in Form von Tee zu sich nehmen, weil dies alle inneren Organe reinige und sie wie neu mache. Aber auch als Mittel zur Geburtenkontrolle wird es verwendet. Dann müssen zwei Tassen nach dem Eisprung drei Tage lang getrunken werden, was eine Empfängnis verhindere. Wir werden das nicht ausprobieren.

Damit haben wir uns weit von unserer Anwendung entfernt, aber dies sollte aufweisen, wie stark Cerasee im Bewußtsein von jamaikanischen Frauen ihr spezielles Heilmittel ist, das entweder aus dem Grün der oberirdischen Pflanze oder den Wurzeln gewonnen wird. In der äußeren Anwendung hilft es so als Bad gegen Arthritis und Rheumatismus und als Tee für jede Art von Hauptproblemen. Und die Haut ist es in erste Linie, die heute Jamaikanerinnen zu Cerasee greifen läßt. In unserem Fall die Hautreinigung. Dazu wird die Pflanze getrocknet, dann gemahlen; diese Grundsubstanz wird mit sehr grob gemahlenem, also grobkörnigem Maismehl und speziellen Ölen gemischt und dann als Paste in einer Farbe wie Avocadocreme erst auf den gesamten Körper – angefangen in Bauchlage mit den Beinen im Uhrzeigersinn um den Körper herum und anschließend die Vorderseite – aufgetragen und anschließend in kreisenden Bewegungen immer tiefer in die Haut einmassiert. Das dauert so eine gute halbe Stunde. Dieses Einmassierung läßt durch die Rubbelpünktchen in der Masse auch das Blut stärker zirkulieren, das dadurch besser alle inneren Organe versorgt, so daß die gesamte Prozedur nicht nur eine die Haut reinigende, sondern auch eine erfrischende Wirkung hat, mit einem Wort, die Sinne belebt.

Wir nehmen auf einmal wahr, daß sich das Avocadogrün in den Handtüchern und den Fußläufern wiederholt, während die Liegen sanft beige sind, Fußboden und die Holzeinrichtungen ein sattes Braun tragen, was insgesamt eine anheimelnde Atmosphäre ergibt. Da wir keine Musik hören wollten, weil uns das sanfte Gedudel eher störrisch macht, herrscht köstliche Stille, uns längst ungewohnt, was eine weitere Entspannung garantiert. Läßt man sich nur auf diesen ’Cerasee Body Srub’ ein, dann käme nach der gründlichen Dusche das Eincremen mit Aufbaustoffen dran und anschließend eine leichte Massage. Wir aber haben etwas anderes vor, denn der Grundstoff Cerasee ist auch bei der Massage dabei, die hier im Half Moon als Markenzeichen gemeinschaftlich erfunden, deshalb „Fern Tree Signature Massage“ heißt und – kann man nur kurz an diesem so schönen Flecken Erde, das hier Meer meint, verweilen – auf jeden Fall entdeckt und genossen werden sollte, wie wir es taten. Mehr über die Massage im zweiten Teil.

P.S. Lange haben wir uns überlegt, wie man eine „Signature Massage“ ins Deutsche bringen könnte und uns für Spezialmassage entschieden. Auch Massage im Stil des Hauses wäre angemessen oder Handschrift des Hauses. Alleinstellungsmerkmal wäre albern und ein häßliches Deutsch, Markenzeichen angebracht. Vielleicht fällt Ihnen noch Besseres ein?

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Mit freundlicher Unterstützung der TUI mit Direktflug der Air Berlin von Düsseldorf nach Montego Bay. Dort untergebracht im exquisiten Half Moon, einer weiltäufigen Hotelanlage direkt am Strand, deren Errichtung mit dem legendären Heinz Simonitsch und der dort verweilenden Weltprominenz (Jacky Kennedy u.a.) in der Lobby im Foto gezeigt wird. Das Half Moon, dessen Benennung nach dem Halbmond erfolgt, den die Bucht bildet, an dem entlang die weißen Gebäude in Cottageform die vielen Gäste direkt am Strand, aber durch das Grün der Bäume und Sträucher völlig abgeschirmt und individuell beherbergen, besitzt auch ein SPA namens Fern Tree, dessen Direktor Stephen Philipps ist, der auf einen Stamm höchst professionell arbeitender Mitarbeiterinnen rechnen kann. Die SPA Abteilung arbeitet mit der Produktpalette von Thalgo, die bei uns nicht zur Anwendung kam, weil wir die einheimischen Produkte bevorzugten.

Genereller Dank gilt dem Tourismusverband von Jamaika, insbesondere Donald Sewell.

www.tui-deutschland.de

www.halfmoon.com

www.jtbonline.org

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