Die Hamburg Freezers tauen ab – Die Zukunft des Spitzeneishockeys in der Hansestadt Hamburg ist ungewiss

Ein Bild, dass der Vergangenheit angehört: Freezers bei den Eisbären in Berlin im September 2014. Foto: © Hans-Peter Becker

Hamburg, Deutschland (Weltexpress). Die deutsche Eishockeynationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft in Russland das Viertelfinale erreicht. Im Kader steht Jerome Flaake von den Hamburg Freezers. Er könnte plötzlich vereinslos sein. In einer am 18. Mai veröffentlichten Pressemitteilung der Anschutz Entertainment Group (AEG) heißt es, „nach derzeitigem Stand“ wird keine Lizenz für die Saison 2016/2017 der Deutschen Eishockey Liga (DEL) beantragt. Die Frist zur Beantragung der Lizenz läuft noch bis zum 24. Mai.

Der Zeitpunkt der Bekanntgabe ist überraschend, nicht aber der Fakt an sich. Bereits vor zwei Jahren machten Informationen über einen möglichen Verkauf der AEG Sportsparte an potente Käufer die Runde. Das Thema verschwand wieder in der Versenkung. Ausdrücklich betont wird in der Pressemitteilung, die „AEG steht weiterhin zu ihrem Engagement in Hamburg und in der Barclaycard Arena sowie zu seinen anderen Unternehmungen in Deutschland zu denen auch die Eisbären Berlin gehören.“ Betrachtet man nur die beiden Eishockeyteams, so waren sie für die AEG bisher ein Verlustgeschäft. In Hamburg werden ab sofort die Verluste nicht mehr ausgeglichen. Nicht völlig ausgeschlossen ist, dass sich im allerletzten Moment ein neuer Investor meldet, der bereit ist an die Stelle der AEG zu treten. Es wäre ein kleines Wunder. Dabei sind die Voraussetzungen nicht schlecht in Hamburg. Die Zuschauerzahlen lagen in der vergangenen Saison im Durchschnitt bei 9.000 pro Heimspiel. Der sportliche Erfolg ließ allerdings zu wünschen übrig.

Trotz zuletzt einiger Erfolgsmeldungen aus der DEL, zeigt die Entscheidung in Hamburg, mit welchen Problemen das Spitzeneishockey in Deutschland nach wie vor zu kämpfen hat. Ohne einen lukrativen Fernsehvertrag ist dieser Sport nur schwer finanzierbar. In Hamburg musste jedes Jahr zugebuttert werden. Blickt man in die Geschäftsberichte des sportlich erfolgreichsten Teams der letzten Jahre, gemeint sind die Eisbären Berlin, dann wird das latent schwelende Problem der professionell betriebenen Sportarten außerhalb des Fußballs sichtbar. Hohe Ausgaben und die Einnahmen sehen dagegen bescheiden aus. Oft ist es nur ein einziger Gönner, der mit seinem Geld den Betrieb am Laufen hält.

Für die DEL stellt sich jetzt die Frage, sollte Hamburg ganz von der Eishockey-Landkarte verschwinden: Wird in der kommenden Saison nur mit 13 Mannschaften gespielt oder findet sich aus der DEL 2 ein Mannschaft, die einspringen kann. Wer würde das bis zum 24. Mai hinkriegen? Aus dem DEL-Ligabüro in Neuss war nichts konkretes zu erfahren. „Es könnten jetzt Mechanismen des Nachrückeverfahrens greifen.“ Die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven haben sich ins Spiel gebracht. Für den Fall, dass die Freezers aus der DEL ausscheiden, könnten sie als Nachrücker bereit stehen. Wie dem auch sei, im Endeffekt wirft das alles kein gutes Licht auf das Spitzeneishockey in Deutschland. Es bleibt der Sport, der schwer zu finanzieren ist.

Für Hamburg als Sportstadt ist es ein weiterer schwerer Schlag. In der Bewerbung um Olympia gescheitert, die Handballer haben ihr Projekt 1. Bundesliga aufgegeben, ebenso die Volleyball-Damen vom TV Aurubis, die keine Sponsoren mehr fanden.

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