Die Andechser Waldwirtschaft oder „Einkehren und sich wohlfühlen“ auf dem Hofgut Elchenreute

Die Kapelle in Elchenreute. © WELTEXPRESS, Foto: Stefan Pribnow

Seit 11 Uhr ist geöffnet. Schnell füllen sich die Plätze unter den riesigen Sonnenschirmen. Darüber ist`s bayerisch blau. Die eine oder andere watteweiße Schäfchenwolke zeigt sich am Himmel über diesem famosen Flecken an der L 275 im Bundesland Baden-Württemberg. Die Landstraße verbindet zwei schwäbische Bäder, Bad Waldsee und Bad Schussenried.

„Einkehren und sich wohlhfühlen!“ in Elchenreute

”¦ lautet bei uns das Motto, sagt Daniel Eberle, der mit dem Senior-Chef Hubert Eberle 1998 begann das Hofgut Elchenreute umzubauen, so daß ein Jahr später pünktlich zum 1. Mai die Andechser Waldwirtschaft eröffnet werden konnte. „Die Ansiedlung“, erzählt er bei einer Führung über den Hof, „entstand im Hochmittelalter“ auf der „Reute“, was übrigens so viele wie Rodung bedeute, erklärt er und auch, daß „Elchen“ nicht den Preußen, die einen Elch als Wappentier führten, entliehen sei sondern sich vom Leiter der Rodung, der Helicho oder Hilcho geheißen habe, ableite.

Die Kapelle in Elchenreute. © WELTEXPRESS, Foto: Stefan PribnowElchenreute befand sich von 1403 im Besitz des Chorenstiftes St. Peter in Bad Waldsee. Weitere Eigentümer waren Truchsessen, „die schon früh ihrer Herrschaft Winterstetten das Gut einverleibten“, lese ich in der Entstehungsgeschichte von Elchenreute, und auch, daß „das vom 1577 ermordeten Truchsessen Johannes erbaute Landhaus samt Kapelle und Maierhof ”¦ nach seinem Tod vernachlässigt“ wurde „und zerfiel“. Das Gut wechselte immer wieder seine Besitzer. Nach dem Tod des letzten Lehensnehmers übernahm die Herrschaft Waldburg-Wolfegg das Gut und verpachtete es. 1883 wurde eine kleine Wirtschaft eingerichtet, damit das mit dem Hof verbundene Schankrecht ausgeübt wurde und nicht verfiel.

1986 wurde das Gut von Hubert Eberle erworben, der die Kapelle, die zwischenzeitlich als Schweinestall diente und in der „Schwarze Messen“ veranstaltet wurden, sanierte und ihrem ursprünglichen Zwecke zurückführte. Mitte Juni 1999 wurde die neue Glocke von Dekan Dr. Josef Utz dem heiligen Hubertus geweiht, der jetzt der Nebenpatron des Kirchleins ist. Die Segnung der Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit folgte im Juli 1999 durch Pater Prior Anselm Bilgri vom Kloster Andechs.

Daß die Familie Eberle, der das Hofgut mit den knapp ein Dutzend Hektar Wald gehört, und die aus der Region Oberschwaben stammt, Bierspezialitäten vom Kloster Andechs ausschenkt, das versteht sich dann von selbst.

Bierspezialitäten vom Kloster Andechs

Der Gastraum. © Hofgut ElchenreuteKlassisch ist das Landbier aus Andechs, das traditionell im Zweimaischverfahren hergestellt wird. Welche Brauerei gönnt ihrem Bier noch diese Zeit und sich auf dem Werksgelände diesen Platz? Malzaromatisch, sanft gehopft, frisch mit 4,8 % Alkohol und 11,5 % Stammwürde ist der Biergenuß gut. Der Preis für den halben Liter ist mit hier und heute 2,90 Euro günstig.

Das Andechs Dunkel mit 12,5 % Stammwürze ist die leichtere Variante des dunklen Bockbiers. Das Andechs Spezial hell ist auch in Elchenreute ein Renner. Das weltbekannte Helle hat 13,5 % Stammwürze und 5,8 % Alkohol und bringt den typisch bayerischen Genuß auch in Dunkelste Ecken des Globus. Gehimetipp ist der helle Andechser Bergbock mit 16,5 % Stammwürze aus 7 % Alkohol. Das starke Bier ist aromatisch und dennoch mild. Vom „Heiligen Berg“ der Bayern stammt auch das „Doppelbock Dunkel“ und, wie der Name sagt, wird es aus dunklen Malzen im traditionellen Dreimaischverfahren (sic!) gebraut. 18,5 % Stammwürze macht es süffig. Aus dem offenen Gärbottich des historischen Klosterkellern  kommt das Andechser Hefeweißbier mit 12,4 % Stammwürze und 5 % Alkohol. Gleichen Inhalts ist das Andechser Weißbier dunkel, wobei der volle Charakter von besten bayerischen dunklen Weizen-, Gerstenmalzen und Hallertauer Aromahopfen stammt. Dieses Weißbier dunkel ist ungefiltert, kommt also naturtrübe in die Gläser.

„Was`m Maga guat duat“

A ganze Schweinshinterhaxn in Andechser Bockbiersoße. © WELTEXPRESS, Foto: Stefan Pribnow”¦ sind nicht nur Enzian oder Bärwurz sondern auch Leberknedelsupp`n, Obatzda und a ganze Schweinshinterhaxn, die in Andechser Blockbiersoße mit Reiberknedel serviert wird. Speck-Krautsalat empfehlen auch wir dazu, wenn`s noch auf den Teller und in den Magen paßt. Sonst bestellen sie die Schweinshinterhaxn einfach „einhalb“ wie das „A hoibats Hendl“ mit Salatgarnitur und Brot. Wahlweise bietet die Küche auch Elchenreuter Schmankerln, jede Menge Gegrilltes, das auch vom BBQ-Smoker kommt, wo das Fleisch im heißen Rauch gegart wird. „BBQ-Night“ ist jeden Freitag ab 18 Uhr. Auch traditionelle Wildgerichte vom Reh, Wildschwein und Hirsch kommen auf den Tisch. Wenn oiner koi Fleisch moog, dann ißt er halt „Kässspatzn“, „Hofgut Knedel“, „Bodenseeknusperle“ oder auch „Elchenreuter Ofenkartoffel“ (lecker mit Räucherlachs und Schmand).

„Das Geheimnis des Lebens ist ein kühles, frisches Bier“, musiziert es aus den Lautsprechern. Daß das stimmt, schmecke ich und beiße in eine, meine Schweinshinterhaxn und genieße ein gutes Stück Bayern auf dieser wunderbaren Waldlichtung an der Barockstraße im schwäbischen Oberland, wo auch Waldhochzeiten, Maifeste, Vatertags-Frühshoppen und Heiligen-Hubertus-Feiern (mit dem Gamsbart Trio auf der Showbühne) veranstaltet werden. Drinnen und draußen ist – versprochen – jede Menge Platz. Der Spielplatz ist zudem gelungen und auch ein kleines Fußballfeld mit frisch-grünem Rasen zwischen aufgestellten Toren lockt manche Großen. Wer seine Kalorien gemütlicher verlieren möchte, der spaziert nach dem Essen durch den Wald und achte auf „Elchi“. Mehr verrate ich nicht.

Nächstens, am Freitag, den 14. September 2012, steppt ab 19 Uhr auch der Elch. Dann ist Country Night im Hofgut Elchenreute mit Line-Dance.

Schon wieder läuten die Glocken der Barockkapelle. Zeit für mich, weiter zu reisen. Auf bald in der Andechser Waldwirtschaft, Hofgut Elchenreute, Elchenreute 1, 88339 Bad Waldsee, Telefon: 07524-914444, Email: info@elchenreute.de, Website: www.elchenreute.de

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