Der vielverkaufte Charlie – Charlie, the Bestseller im Deutschen Filmmuseum

© WELTEXPRESS, Foto: Dr. Jürgen Pyschik

Es ist bereits das zweite Mal, dass sich das Filmmuseum der Arbeiten Chaplins widmet. Dieses Mal ist der Anlass die Übernahme der Sammlung Staudinger, mit der das Museum eine breit gefächerte Sammlung von Exponaten erwerben konnte, die sich nicht nur dem filmischen Werk und seiner unmittelbaren Begleiterscheinungen wie Filmplakaten widmet, sondern aufzeigt, wie die Figur „Charlie“ mit wachsendem Ruhm auch Gegenstand einer universellen Vermarktung wurde. Daher kommen in dieser Ausstellung auch nicht nur Cineasten auf ihre Kosten, sondern auch wir einfachen Liebhaber Chaplins, die sich daran erfreuen können, dass es nicht nur Krönungstassen von Königin Elisabeth gibt, sondern auch Becher, Ascher und sonstiges Zubehör mit Chaplins Konterfei.

Der Sammler Staudinger erzählte eindrucksvoll, wie er im Deutschland der 50er Jahre von einem naiven Bewunderer des American way of Life durch die Lektüre einer Darstellung der Schwierigkeiten, die sein Held Chaplin im politischen Amerika hatte, nicht nur zu einer kritischeren Haltung dem Land gegenüber fand, sondern damit auch das Thema seines Lebens. Fortan sammelte er alles, was er zu Chaplin finden konnte. Daher ist die Ausstellung auch keine klassische Werkschau oder orientiert sich an biografischen Daten, sondern präsentiert eher ein „chaplineskes Lebensgefühl“.

Nachdem Staudinger die Sammlung nicht mehr in seinen privaten Räumen unterbringen konnte, fand er mit Hilfe der Stadt Frankfurt Unterschlupf in einer Doppelhaushälfte im Stadtteil Eschersheim, einem Domizil mit immer noch privatem Charakter. Wer damals die Chance hatte, bei Staudinger in dem kleinen, im Keller eingerichteten 12-Plätze-Kino, dessen morbider Charme genau zu den Filmen passte, eine Vorstellung und die mit Begeisterung vorgetragenen Erläuterungen zu erleben, findet seine schönen Erinnerungen auch in der Ausstellung wieder.

Dass die Begeisterung für Chaplin aber nicht nur Staudinger erfasst hatte bewiesen die mit Emotionalität vorgetragenen Erläuterungen der Direktorin Claudia Dillmann, der man Begeisterung für Chaplins Werk unmittelbar ansah.

Das Filminstitut wäre nicht das Filminstitut, würde es eine solche Ausstellung nicht mit einem passenden Rahmenprogramm begleiten. Im hauseigenen Kino kann man sich daher parallel zur Ausstellung die bekannten, aber auch unbekanntere der Chaplin-Filme ansehen.

Die Ausstellung geht noch bis zum 13. Mai 2012.

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