Der Spreewald – eine einzigartige Landschaft in Europa

© Spreewald-Info

Es kommt nicht selten vor, wenn ich westdeutsche Journalisten treffe, dass sie mir von ihren Touren durch diese brandenburgische Idylle vorschwärmen. Und das will schon was heißen…

Doch es ist ja auch eine einzigartige und besonders eigenwillige Landschaft, die in Europa ihresgleichen sucht. Man sagt, sie lässt sich noch mit dem Mekong-Delta in Vietnam vergleichen. Es faszinieren die urwüchsigen Wälder und weitläufigen Wiesen, die Teiche und Seen, die unzähligen Fließe und der Artenreichtum an Pflanzen und Tieren, die Tausenden Glühwürmchen in lauen Nächten und die Tausenden Libellen, die sich nach der Wende und der Stilllegung schlimmer Dreckschleudern hier wieder mit rund 40 Arten angesiedelt haben. Und eine Stille, die man abseits der Touristen-Routen fast fühlen kann. Erholung pur, wenn man sie zulässt.

Auf die Frage, was die Spree zu solchen Eskapaden veranlasst hat und wie diese Landschaft nun entstanden ist, antwortet der Einheimische mit folgender Sage: „Einst pflügte der Teufel die Spreeregion. Er pflügte mit zwei schwarzen Ochsen und lautem Gebrüll. Es war schwierig, und die Ochsen kamen nicht recht vom Fleck. Da nahm der Teufel seine Mütze und warf sie vor Wut nach den Ochsen. Die sprangen vor Schreck kreuz und quer – darum ist die Spree heute so krumm im Lauf und so weit verzweigt.“ Na ja, die Naturforscher sehen das eine Kleinigkeit anders. Sie  haben herausgefunden, dass der Spreewald ein Ergebnis der Eiszeit und ihrer Urgewalten ist.

Das Schmelzwasser der letzten Eiszeit hat Massen von Sand in das Urstromtal geschwemmt. So reduzierte sich das Gefälle des Flusses immer mehr, und es entstand eine Art Binnendelta – ein 75 Kilometer langes und bis zu 16 Kilometer breites Niederungsgebiet mit feinmaschigem, mehr als 1300 Kilometer langem Gewässernetz. Heute sind davon etwa 400 Kilometer befahrbare Flussarme. Doch Vorsicht: Nur mit genauen Wasserwanderkarten findet man sich hier zurecht und auch wieder zurück. Nahezu 150 Wehr- und Schleusenanlagen regeln den Wasserhaushalt des Spreewaldes. Viele davon sind in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden, um über Hoch- und Niedrigwasser Herr zu werden.

© Spreewald-InfoFür die Bewohner dieses Landstrichs ist der lang und flach gebaute Spreewaldkahn auch heute noch ein wichtiges Transportmittel. So manches Gehöft ist nur mit solchen Kähnen erreichbar. Heu, Obst und Gemüse, auch Kühe und kleine Traktoren, Hochzeitsgesellschaften und die Särge mit Verstorbenen werden so transportiert. Und natürlich lassen sich die Touristen gern von den Spreewäldern durch die Bilderbuch-Landschaft staken. Deren Anziehungskraft für den Menschen beschreibt schon Theodor Fontane nach einem seiner Spreewald-Besuche: „Im Dorf Leipe, das wir auf unserem Rückweg passierten, trafen wir hauptstädtische Gesellschaft, die der wachsende Schönheitsruf des Spreewaldes herbeigelockt hatte…“

Ursprünglich war fast der gesamte Spreewald, der heute unter Unesco Schutz steht, dicht mit Erlen und riesigen Pappeln bewaldet, und noch im Mittelalter besiedelten Elche, Wölfe und Bären die Region. Wölfe und Elche sind ja bekannterweise wieder im Anmarsch. Erste Siedler waren Sorben und Wenden – Völker slawischer Abstammung, die auch heute noch hier beheimatet sind. Das Freilandmuseum im Spreewaldort Lehde gibt einen Einblick in das Leben der Menschen in dieser Gegend und ihre Geschichte. Noch Ende des 19. Jahrhunderts trugen die Frauen und Mädchen der Spreewald-Dörfer die sorbische Volkstracht. Beliebt ist heute noch die festliche Tanztracht, die im Rahmen traditionellen Brauchtums und zu festlichen Gelegenheiten getragen wird.

Wer Land und Leute von heute kennenlernen will und auf eigenen Wegen Erholung und Entspannung sucht, hat im Spreewald viele Möglichkeiten dazu. Ob auf dem Bauernhof, auf dem Campingplatz, in liebevoll eingerichteten Pensionen und Gasthäusern oder in exklusiven Hotels – für individuelle Wohlfühlatmosphäre wird gesorgt. Und nicht zuletzt die kleinen Gäste fühlen sich pudelwohl angesichts der zahlreichen Freizeit Möglichkeiten und der beheimateten Tierwelt. Ein guter Tipp ist die Burger Region, die sehr weitläufig und noch nicht so überlaufen ist. Dort ist vor allem an kühlen Tagen die Spreewald Therme wärmstens zu empfehlen.

© Foto: Eva-Maria Becker, 2014Mit einer einzigartigen Architektur aus Stein und Glas fügt sie sich gelungen in die Landschaft ein, die der Blick nach draußen stets einfangen kann. Großzügig wirkt der Innenbereich mit seinen acht Badebecken – unter anderem auch einem liebevoll gestalteten Kinderbecken und einem Intensiv-Solebecken, in dem es sich fast wie im toten Meer treiben lässt. Großzügig angelegt ist auch der Saunabereich mit sieben Saunen und einem stets gut besuchten Kaminraum, der eine behagliche Atmosphäre verschafft.

Mit einer Wassertemperatur von 35 Grad Celsius im Warmaußenbecken bietet die Spreewald Therme besonders im Winter sehr angenehme Temperaturen für ein Bad in der frischen Luft. Das Sole-Thermalwasser, das in 1350 Metern Tiefe direkt unter dem modernen Bade- und Wellness-Ensemble entspringt, ist reich an wertvollen Mineralstoffen. Ein Dampfbad und eine Sole-Inhalation in großen Gurkenfässern stellen ebenso Besonderheiten dar wie die Holzbadewanne in Form eines Spreewald-Kahns.

Über den Bademantelgang geht es direkt in das Spreewald Thermenhotel. Das Viersterne-Hotel mit 83 Zimmern verfügt über eine moderne und ansprechende Ausstattung, und der Gast kann sich über moderate Preise freuen. Zwar wird die Architektur des Hauses viel gelobt, doch wirkt sie für meine Begriffe etwas zu schlicht. So ein bisschen fehlen die Balkone für ein gemütliches Abendstündchen mit Blick in die Natur und einem Gläschen Sekt ebenso wie eine Minibar um den Sekt vorher zu kühlen.

Hoch zu loben indes ist die Gastronomie. Das Frühstück ist sensationell, ebenso der Brunch, der einmal pro Monat zu einem bestimmten Thema einlädt. Am Abend bieten Küche und Weinkeller alles, was zu einem perfekten Diner gehört. Viele Zutaten kommen direkt aus der Region – neben Obst und Gemüse auch Eier, Fleisch und natürlich Fisch. Theodor Fontane meinte einmal: „Das wäre kein echtes Spreewaldsmahl, wenn nicht ein Hecht auf dem Tische stünde!“ Mit Meerrettich-Soße, versteht sich.

Vorheriger ArtikelEin Buch, das für Besseresser so überflüssig ist wie eine weitere Filiale eines Schnellrestaurants: Das tausendteilige Sammelsurium „Wo Deutschland am schönsten isst“
Nächster ArtikelZerreißprobe – „Tag der weißen Blume“ musikalisch übertönt bei den Autorentheatertagen