Der Schaum der Tage (Frankreich, Belgien 2013) – Symbolik bis zum Abwinken

Szene mit Audrey Tautou und Romain Duris im Film "Der Schaum der Tage". © StudioCanal

Colin (Romain Duris) lebt sorglos in den Tag hinein, mixed Cocktails auf dem Piano, liebt Partys und Jazz. Sein bester Freund (Omar Sy) ist gleichzeitig sein fantasievoller Koch. Als Colin, auf der Geburtstagsparty des Pudels einer Freundin, Chloé (Audrey Tautou) begegnet, scheint sein Leben vollends perfekt. Man gondelt in einem Wolkengefährt über Paris, fährt Schlittschuh und heiratet. Doch das Glück ist nicht von Dauer. In Chloés Lunge wächst eine Seerose! Ein Todesurteil, das Colin nicht akzeptieren kann.

Die Schauspieler spielen mit sichtbarer Freude und mit viel Charme. Die von Gondry geschaffenen Bilder überbieten sich in ihrem skurrilen, naiv-bezaubernden Einfallsreichtum. Die Geschichte selbst wurde von Generationen für gut befunden und doch berührt einen Der Schaum der Tage in nur wenigen Momenten. Zu sehr ist man beschäftigt mit zusehen statt mitfühlen. Die internationale Fassung ist um fast eine halbe Stunde kürzer als die französische. Vielleicht meinte man – zu Recht – der Nichtfranzose wäre überfordert im Angesicht solch ausufernder Symbolik, solch kunstvoller Präsentation. Wen bei der Beschreibung jedoch frankophile Gefühle überkommen, der wird hier genügend Stoff für Stunden voller glückseliger Interpretation finden.

Der Schaum der Tage hat eigentlich alles, was einen guten Film ausmachen könnte. Die Geschichte, die tollen Schauspieler, der richtige Regisseur – aber letzterer versteht nicht, dem ganzen ein Herz zu geben. Es ist ein Film wie ein Haute Couture Kleid auf dem Laufsteg. Exquisit entworfen und verarbeitet, aber innen drin steckt ein mageres Mannequin.

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Der Schaum der Tage (Frankreich, Belgien 2013); Originaltitel: L’écume des jours Filmlänge: 94 min; Regisseur: Michel Gondry; Schauspieler: Audrey Tautou; Romain Duris; Omar Sy; Gad Elmaleh; u.a.; FSK: ab 12 Jahren; Kinostart: 03. Oktober 2013 (Deutschland).

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