Der harte Harting gibt sich verbindlich – Sommerfest und Good luck-Veranstaltung in Kienbaum

Diskuswerfer Robert Harting (26) meisterte am Donnerstag letzter Woche beim Medientag (Sommerfest/Godd luck London) im Bundesleistungszentrum Kienbaum, östlich Berlins, alle Herausforderungen wie ein Champion.
Rund drei Wochen vor Beginn des olympischen Spektakels hatte die Presseabteilung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in das größte und bedeutendste Bundesleistungszentrum eingeladen, um den Medien in kompakter Form die Gelegenheit zu Interviews, Gesprächen, Foto- und Filmaufnahmen zu geben.

Obwohl mehr als 60 London-Teilnehmer aus den Sportarten Leichtathletik, Judo, Bogenschießen, Turnen, Radsport (Bahn) und Gewichtheben sowie aus dem Behindertensport für die folgenden Paralympics zu Auskünften bereit waren – Harting hatten die meisten Wünsche zu erfüllen.

Gab er in der Vergangenheit oft – vielleicht vom damaligen Management beeinflusst – den provozierenden Rebellen, so beantwortete der kantige Recke diesmal geduldig rund zwei Stunden lang den Vertretern von Presse, Funk und Fernsehen alle noch so abseitigen Fragen.

Warum er bei der EM in Helsinki nach dem Sieg diesmal nicht den Hemdzerreisser für die Kameras inszeniert habe? (Weil man mit den Emotionen auch mal haushalten müsse). Ob er sich bei seiner gegenwärtigen Dominanz in London nicht nur "selber schlagen" könne? (So vermessen dürfe man nicht sein, sondern immer auf überraschende Angriffe der Gegner gefasst sein). Ob er sich mit seiner überlegenen Technik nicht wie in Helsinki auch bei Olympia einen Regenwettkampf wünsche? (Regen kommt mir entgegen, weil ich kein Kurzzeitdreher im Ring wie andere bin, sondern den Wurf mit weitem, runden Schwung und Kraft ausführe). Ob er wisse, woher die Griechen in der Antike auf das Sportgerät Diskus gekommen seien? (Keine Ahnung. Als Jagdgerät oder Waffe dürfte der Diskus damals nicht gedient haben – war ja mit 5 kg viel zu unhandlich). Welchen Stellenwert für ihn der Olympiasieg habe? (Sportlich sei der von herausragender Bedeutung – aber wirtschaftlich in Deutschland nicht. Weil andere Länder auch ärmerer Regionen Goldmedaillen mit dem Mehrfachen der deutschen Prämien belohnen). Wie er seine für den Job so wichtigen Hände pflege? (Mit Bimsstein, um Hornhaut und Schwielen zu reduzieren, mit Massagen, Cremes, Salben).

Eine interessante Erklärung lieferte der mittlerweile so beredsam gewordene Hüne auf die Frage, weshalb manche Werfer so eklatante Probleme mit den Qualifikationen für die jweiligen Finals hätten? Siehe Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler, die zur EM 15 m unter ihrer Bestweite blieb und vorzeitig ausschied?

Harting: "Als Werfer hast du im Training zwei Extreme – entweder Technikschulung ohne auf die Weite zu achten. Oder Würfe volle Kanne und volles Risiko. In der Qualifikation ist aber genau das Mittelding gefragt – eine gewisse Weite schon, aber nur in drei Versuchen. Egal, ob Gegenwind, Rückenwind, Sonne oder Regen."

Mister Diskus, der hier auch schon mal mit Kumpels aus dem Kanulager zum Zeitvertreib Pokerrunden durchzieht, blieb jederzeit beim Frage-Antwort-Spiel in der Balance. Ist auch reifer und klüger geworden, wie sein langjähriger Trainer Werner Goldmann bestätigte.

Angriffe gegen Offizielle oder den Verband oder den DOSB verkniff sich Harting, obwohl dann und wann seinen Hang zur feinen Ironie andeutend. Den kernigen Spruch lieferte er den Kamerateams denn doch noch mit mit der Ankündigung, er strebe wie Profi-Box-Weltmeister Wladimir Klitscho den Dreifach-Titel binnen 365 Tagen an: Weltmeister 2011 in Daegu (Südkorea), Europameister und Olympiasieger 2012! Der Titelhattrick sas Ziel!

Ähnlich relaxt, aber in der Prognose zurückhaltender, gaben beispielsweise die Turn-Hoffnungsträger Philipp Boy und Fabian Hambüchen ihre Statements ab. Die Kanuten Norman Bröckel oder Carolin Leonhardt, der Bahnsprinter Robert Förstemann, der Judoka Andreas Tölzer u.a.

Und die erwähnte Hammerwerferin Betty Heidler, mit dem erstmals verliehenen Kienbaum-Award für allgemein vorbidliches Auftreten geehrt, gab zu Protokoll, sie habe mit ihrem Trainer die EM-Pleite analysiert und abgehakt und sei zuversichtlich, dass einer "missglückten Generalprobe ein erfolgreicher Auftritt bei Olympia" folge.

DOSB-Pressesprecher Christian Klaue informierte über die olympischen Verhaltensmaßregeln, dass Mitarbeiter-Kolumnen der Aktiven nicht gestattet seien. Sie aber durchaus bei facebook und twitter mitmachen dürften. Allerdings sind Ton- oder Filmaufnahmen per Smartphone o.ä. aus den Wettkampfstätten und dem olympischen Dorf nicht gestattet. Gleiches gilt für Infos über Verletzungen, Krankheiten, Aufstellungen aus dem deutschen Lager – die seien tabu!

Weil DOSB-Präsident Thomas Bach im Stau steckengeblieben war, durfte der vom  Verfassungschutz-Debakel geplagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich nach Rundgang und small talk mit Olympioniken die offizielle Zielsetzung verkünden. Die Olympiamannschaft strebe in der Medaillenwertung wiederum Rang fünf an. Was sehr schwer würde angesichts der umkämpften Medaillen und man leicht durch ein oder zwei nicht realisierte Goldträume zwischen Platz fünf und neun landen könne…

Auch Petrus wollte die entspannte Atmosphäre und die optimistische Stimmung des Abends nach der Büffetteröffnung nicht nachhaltig beeinträchtigen und schickte zum Ausklang lediglich einen kaum störenden, feuchten Gruß vom Himmel.

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