Der Flughafen Hahn im Hunsrück – Oder warum Regionalflughäfen scheitern werden

© Flughafen Hahn

Also es geht vor allem ums liebe Geld, aber nicht nur. Die SPD argumentiert vor allem ökonomisch, die Grünen ökologisch.

Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?

Investitionen sind unverzichtbar, das ist unbestritten. Nur wer das bezahlen soll steht noch in den Sternen. So fordert die CDU, dass Investitionen in Start- und Landebahn, Rollwege, Vorfelder oder Terminal vom Land bezahlt werden sollten, solche Überlegungen gibt es auch innerhalb der SPD. Der „Volksfreund“ schreibt: „Während es aus dem SPD-Innenministerium heißt, das werde seit geraumer Zeit erwogen und geprüft, sagt die Grüne Jutta Blatzheim-Roegler, die Betriebswirtschaftlichkeit müsse „ohne öffentliche Zuschüsse gewährleistet sein. ”¦ Für die Grünen steht der gesundheitliche Schutz der Anwohner vor Lärm über allem.“
Die SPD sieht im Frachtverkehr die Zukunft des Flughafens, während die Grünen davon sprechen, dass einige Frachtunternehmen bereits ihren Rückzug vom Hahn planen würden.

Das Dilemma mit der „Hunsrückbahn“

Der Streit ist vorprogrammiert, die Positionen innerhalb der rheinland-pfälzischen Landesregierung sind verhärtet, ein Kompromiss liegt in weiter Ferne. Als wäre dies nicht genug, musste Innenminister Lewentz zugeben, dass die so dringend notwendige Reaktivierung der sogenannten „Hunsrückbahn“, die für 100 Millionen Euro Investitionskosten das Rhein-Main-Gebiet mit dem Flughafen Hahn verbinden soll, von 2014 auf 2018 verschoben werden muss, da die Bahn nicht in der Lage sei, den Termin 2014 einzuhalten. Dabei ist diese Bahnverbindung für den Hahn überlebenswichtig, denn die 63 Kilometer lange Strecke sollen mit Regional-Expresszügen von Mainz über Bingen zum Hahn in 90 Minuten zurücklegen. Über die finanzielle Beteiligung des Landes wurde lange mit der Bahn verhandelt. Jetzt wurde eine Einigung erzielt und das Planfeststellungsverfahren in Gang gesetzt.

Aufsichtsratschef des Hahn-Flughafen wirft das Handtuch

Auch innerhalb des Flughafen-Managements stimmt es hinten und vorne nicht. Aufsichtsratschef Jochen Langen hat seinen Rücktritt erklärt. Vermutlich waren es unterschiedliche Vorstellungen, wie die Zukunft des Flughafen aussehen soll. Hintergrund ist zudem ein handfester Streit zwischen dem Infrastrukturministerium (SPD) und dem Wirtschaftsministerium (Grüne). Das Infrastrukturministerium ist für den Flugbetrieb verantwortlich, das Wirtschaftsministerium für die Wirtschaftsförderung, wie sich beide Ministerien einigen können, das weiß heute niemand.

Mit Ryanair auf das falsche Pferd gesetzt

Problematisch ist aber nach wie vor der Fehler der Flughafen-Manager auf Ryanair zu bauen und den Billigflieger auch noch zu subventionieren. Der Rückzug von Ryanair – zum Teil aus dubiosen Gründen – ist für den Hahn eine Katastrophe. Blindes Vertrauen in eine der unberechenbarsten Airlines überhaupt führte zu einem Debakel, denn ohne Passagiere ist ein Flughafen tot, und zudem stehen einige Tausend Arbeitsplätze rund um den Hahn auf dem Spiel. Alleine der Frachtverkehr kann den Hahn nicht retten, auch wenn immer wieder reiner Zweckoptimismus propagiert wird.

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