Der Fiat Freemont 2.0 16V Multijet AWD Lounge ist eine vielseitige Grossraumlimousine mit Allradantrieb

© Fiat

Die kantige Karosserie mit den markanten Linien und der robusten Anmutung stammt vom Zwil-lingsbruder Dodge Journey. Ihn hat Fiat nach der Ehe mit Chrysler kurzerhand in sein Model-langebot adaptiert. Die üppigen Abmessungen des 4,91 Meter langen Gefährts, das im mexika-nischen Toluca gebaut wird, deuten darauf hin, dass sich der Freemont auf Landstraßen und Autobahnen spürbar wohler fühlt als im dichten Stadtverkehr und auf engen Parkplätzen.

Vielseitigkeit und Flexibilität kennzeichnen den erstaunlich hochwertig anmutenden Innenraum des Italo-Amerikaners. In der Topausstattungslinie Lounge fanden wir ihn – mit Ausnahme eines in dieser Klasse üblichen Regensensors – überaus umfangreich bestückt. Mehr als 30 Sitzkonfigurationen hat der Hersteller ermittelt. Wie in einem Kino sind die Stuhlreihen nach hinten immer ein Stück höher positioniert, was der Rundumsicht zugute kommt. Eine klapp- und schiebbare zweite Reihe mit integrierten Kindersitzpolstern ist ebenso an Bord wie zwei in den Boden versenkbare Einzelplätze in Reihe drei oder ein multifunktionaler Beifahrersitz. Bei ihm lässt sich die Lehne nach vorn klappen, zudem versteckt sich unter der Sitzfläche ein „geheimes“ Staufach.

Dazu gesellen sich weitere zwei Dutzend Ablagemöglichkeiten mit einem Volumen von zusammen 138 Litern. Sie ergänzen den Stauraum des Freemont, der nur bei voller Bestuhlung mit schmalen 136 Litern schnell an seine Kapazitätsgrenzen gelangt. Mit fünf Personen an Bord fasst das leider nur mit einer aufpreispflichtigen Abdeckung mit Klettverschluss zu versehende Kofferraumabteil bis zu 758 Liter. Wird die asymmetrisch geteilte zweite Sitzreihe umgeklappt, bietet der Van mit sehr ordentlichen 1.461 Litern ein Gepäckabteil auf dem Niveau eines Kombis.

Zehn Getränkehalter, von denen zwei sogar beleuchtet sind, verraten ebenso den Amerikaner im Fiat wie die zusätzliche Meilenskala im Tachometer. Schwächen offenbart dagegen der Be-dienungskomfort. So bieten die Anzeigen nur wenige Informationen gleichzeitig. Um sie einzeln abzurufen, bedarf es einer umständlichen Tipperei von gleich mehreren Tasten. Das mag auf einsamen Highways in Ordnung sein, birgt jedoch im dichten deutschen Verkehrsgewühl ein hohes Gefahrenrisiko, weil man abgelenkt ist vom Geschehen auf der Straße.

In unserem Testbetrieb komplett durchgefallen ist das serienmäßige Navigationsgerät. Es leistete sich peinliche Aussetzer, beispielsweise lokalisierte es den Wagen während einer Autobahnfahrt mitten auf einem See. Außerdem war das einem Schnittmusterbogen nicht unähnliche Kartenbild wenig informativ.

Mit dem 2,0-Liter-Dieselmotor von Fiat, der 170 PS/125 kW mobilisiert, ist der Freemont AWD ausreichend, aber keineswegs übertrieben stark motorisiert. Der direkteinspritzende Selbstzünder macht den Van eher zum komfortablen Langstreckengleiter denn zum sportlichen Sprinter. Das hohe Fahrzeuggewicht steht dabei dem Temperament ebenso im Weg wie die etwas nervös agierende Sechsstufenautomatik, die offenbar viel Leistung schluckt. Spürbar auf Komfort getrimmt ist das fast schon ein wenig zu sehr auf amerikanischen Geschmack ausgelegte Fahrwerk.

Unter normalen Bedingungen ist der Allrad-Freemont als Fronttriebler unterwegs. Bei Bedarf leitet eine elektronisch geregelte Zuschaltung über eine Lamellenkupplung bis zu 50 Prozent der Antriebskraft nach hinten auf die Hinterachse. Das bietet nicht nur bei winterlichen Verhältnissen hohes Sicherheitspotential und gute Traktion. Auf den teilweise regenüberfluteten Straßen während des Testzeitraums scharrten auch beim flotten Anfahren keine Räder auf dem Asphalt. Auf nassem und schmierigem Laub zog der Fiat ebenso unbeirrt sicher seine Bahn wie durch noch so tiefe Spurrillen. Und als in sturmgepeitschter Nacht die mächtige Karosserie des Freemont eigentlich jede Menge Angriffsfläche bot, schien der Allradler die heftigen Stürme einfach zu ignorieren.

Im Detail: Fiat Freemont 2.0 16V Multijet AWD Lounge

Fahrzeugklasse: Großraumlimousine der oberen Mittelklasse; Motor: Vierzylinder-Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung und 16 Ventilen; Hubraum: 1.956 ccm; Leistung: 170 PS/125 kW bei 4.000 U/min.; maximales Drehmoment: 350 Nm bei 1.750 bis 2.500 U/min.; Übersetzung: Sechsgangautomatik; Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 11,1 sec., Höchstgeschwindigkeit: 183 km/h; Kraftstoffart: Diesel; Verbrauch (Norm): innerstädtisch: 9,6 Liter/100 km, außerstädtisch: 6,0 Liter/100 km; insgesamt: 7,3 Liter/100 km; CO2-Emission: 194 g/km; Abgasnorm: Euro V; Effizienzklasse: C; Testverbrauch: 8,3 Liter/100 km, 219 g/km CO2; Tankinhalt: 80 Liter; Reichweite: 966 km; Antrieb: permanenter Allradantrieb; Maße (Länge/Breite/
Höhe): 4.910 mm/1.878 mm/1.759 mm; Radstand: 2.890 mm; Kofferraumvolumen: 136 bis 1.461 Liter; Leergewicht: 2.089 kg; Nutzlast: 508 kg; zulässiges Gesamtgewicht: 2.597 kg; Anhängelast gebremst/ungebremst: 1.100 kg/450 kg; Wendekreis: 11,6 m; Bremsen vorn/hinten: Scheiben innenbelüftet/Scheiben; Räder: 7 J x 19 Leichtmetall; Bereifung: 225/55 R 19 99 H; Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 21/Teilkasko: 22/Vollkasko: 22; Preis: 34.790 Euro.

kb

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