Der böse Uli plaudert aus dem Nähkästchen der Höllenengelei

Naturgemäß hat er die dicksten Eier der Welt, bereits im ersten Kapitel werden wir mit einer Fickgeschichte bezirzt. Handlungsort Karibik, die Mädels sind halbnackt, fette Nippeln, Sonne, Harley, usw.

Triviale Verse eines trivialen Lebens. Selbstreflektion ist seine Sache nicht. Hauptsache die Haare wehn im Fahrtwind. Probleme werden mit der Faust gelöst, der Kopf wird allenfalls als Ramme im Nahkampf benutzt.

Der Text geht allerhöchstens als billiger Trash durch. Uli hat 2007 die Seiten gewechselt und der Polizei umfangreich über die vermeintlichen kriminellen Machenschaften der Hells Angels berichtet. Im Buch erbringt er nicht einen einzigen wirklichen Beweis für diese These. Alles läuft unter Hörensagen. Sein Ausflug nach Amerika in die Höhle der Höllenengel, ist nichts anderes als ein etwas tumber Bikerbericht. Nationalpark, große Steaks, nackte Weiber und Grizzlybären. Warum die Hells Angels weltweit agieren, welche Faszination sie für Typen wie ihn haben, das große Ganze hinter dem Zirkus – nichts davon findet man in Ulis Lebensbeichte. Auch über die Gründe seines Rausschmiss bei den Angels macht er nur vage Angaben. Zum Problem wurde Bad Boy Uli nach eigenem Bekunden, weil er "eine schwierige Persönlichkeit, unnachgiebig und kompromisslos" war. Das Buch bestätigt diese These nicht.

Über seine Entwicklung zum Schlimmfinger, seine Kindheit und Jugend erfahren wir nichts. Motive bleiben im Dunkel, über die Hells Angels gibt’s neben den üblichen Mutmaßungen nichts Neues.

Natürlich dürfen Flachnasen wie Ben Becker als Beiwerk im Rockergeschunkel nicht fehlen. Der Geruch billigen Schmackes zieht Typen wie ihn magisch an. Bissel medial mit den Biker-Helden kuscheln ist gut für die Biografie.

Der Titel klingt nach Boulevard – das Buch ist Boulevard. Eben leider keine wirkliche messerscharfe Gossenkladde aus dem Rockermilieu, sondern ein eilig zusammengeschustertes Elaborat eines enttäuschten Kriminellen, der es wohl allen irgendwie zeigen will und Geld braucht.

In der ärgerlichen Vorbemerkung distanziert sich der Verlag von der Gewalttätigkeit des Autors, die er keinesfalls billigen mag. Ein Schelm, wer ehrpusslige Heuchelei dahinter vermutet.  Econ hält das Buch für eine authentische Geschichte aus der Hells-Angels-Szene. Das mag in Teilen stimmen, doch die billige Machart und das Fehlen eines roten Fadens machen das Buch zu einem Fall für die Tonne.

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Bad Boy Uli: Höllenritt, Ein deutscher Hells Angel packt aus, 256 Seiten, Econ Verlag, 2010, 18 Euro

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