Der 1. FC Union unterbricht seine unheilvolle Serie und sorgt bei der Fortuna für einen vorgezogenen Aschermittwoch

© 2018, Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Das kann doch nicht wahr sein, dachten die Anhänger des 1. FC Union in der 41. Minute des Spiels gegen Fortuna Düsseldorf. Bis dahin wurde der Düsseldorfer Strafraum regelrecht belagert. Es gab vier Ecken und drei gute Möglichkeiten für die Hausherren. Union kämpfte und zeigte die zuletzt so vermisste Galligkeit. Die Gäste aus Düsseldorf hatten lediglich eine Halbchance in der 28. Minute durch Benito Raman. Die erste heraus gespielte Möglichkeit führte gleich zum ersten Treffer der Partie. Der Schuss von Florian Neuhaus sprang vom Innenpfosten in das Tor. So geht es einem Spitzenreiter, dem steht das Glück des Tüchtigen zur Seite. Selbst die Düsseldorfer Journalisten mussten über die Halbzeitführung der Fortuna schmunzeln.
Während der Halbzeitpause wurde Damir Kreilach verabschiedet. Der 28jährige Mittelfeld-Spieler und Ex-Kapitän wechselt auf eigenen Wunsch in die US-amerikanische Profiliga und schließt sich Real Salt Lake City an. Wie aus dem Programmheft zu diesem Spiel zu erfahren war, hatte er bereits im letzten Sommer ein entsprechendes Angebot vorliegen. Ein Schritt, der wohl zwei bis drei Jahre zu früh kommt. Hat der Herbst seiner Karriere wirklich schon begonnen ?

ein bisschen Trost für Friedhelm Funkel Foto: Hans-Peter Becker
ein bisschen Trost für Friedhelm Funkel Foto: Hans-Peter Becker

In der zweiten Halbzeit blieb das Bild unverändert. Die Eisernen hatten den Kampf wiederentdeckt. Angriff auf Angriff rollte auf das Düsseldorfer Tor. Sebastian Polter hätte in der 48. Minute den Ausgleich erzielen können. Nur eine Minute später, im Anschluss an die 6. Ecke, war der Ball erneut fast drin. So ging es weiter. In der 67. Minute war es endlich soweit, es gab einen Handelfmeter. Steven Skrzybski übernahm die Verantwortung und verwandelte sicher. Über alle Maßen verdient, das war die einhellige Meinung über den neuen Zwischenstand. Es war erstaunlich, wie wenig die Gäste am Spiel teilnehmen konnten. Sie waren voll eingedeckt mit Abwehraufgaben. Nach dem Ausgleichstreffer brach der Himmel auf. Die Sonne schien plötzlich über dem Stadion. Die Eisernen hielten das Tempo weiter hoch und hatten in der 71. Minute das Spiel gedreht. Sebastian Polter staubte ab und brachte einen zunächst abgewehrten Schuss von Akai Gogia im Tor unter.

Friedhelm Funkel reagierte und brachte zwei frische Kräfte. Es lief bereits die 77. Minute, die Angriffsversuche der Gäste blieben harmlos. Ganze 4 Torschüsse über die gesamte Spieldauer waren die Ausbeute für die Düsseldorfer. Union dagegen brachte es auf 26 Versuche. Gern hätte Andre Hofschneider wohl auch frische Kräfte gebracht. In der Mannschaft grassierte ein Virus, nicht der Eiserne, einer der, Fieber und Schüttelfrost verursacht. Kurzfristig fielen dadurch Toni Leistner, Peter Kurzweg und Marcel Hartel zusätzlich aus. Auf der Bank waren eigentlich nur Grischa Prömel und Ersatztorwart Jakob Busk ernsthafte Einwechselkandidaten. Stephan Fürstner ist noch nicht völlig fit und Lars Dietz, Berkan Taz, Lennard Maloney sowie Cihan Kahraman hätten wohl nur im äußersten Notfall auf das Feld gemusst.

Mit der letzten Aktion im Spiel machten die Eisernen alles klar. In der vierten Minute der Nachspielzeit überwand Steven Skrzybski erneut den Düsseldorfer Torwart. Es gab keinen Anstoß mehr, der Sieger stand fest.

Taktik

Nach dem erneuten Ausfall von Toni Leistner ließ Andre Hofschneider mit der selben taktischen Grundformation, wie beim Unentschieden in Bielefeld spielen. Für den abgewanderten Damir Kreilach spielte Akaki Gogia. Anders als Bielefeld setzten die Düsseldorfer eine ähnliche Taktik dagegen. Was sie wirklich vorhatten, wurde im Spiel nicht deutlich, da die Gäste fast nur in der Abwehr gebunden waren. Lediglich 41% Ballbesitz und dazu eine Passquote von nur 63% sprechen eine deutliche Sprache und verdeutlichen die unzureichende Leistung der Düsseldorfer. Union beeindruckte durch kämpferischen Einsatz. Es fehlte oft die Genauigkeit, die Passquote von 75% ist gerade so akzeptabel. Die von den Düsseldorfern gespielten Pässe hatten nur eine Genauigkeit von 63%, eines Tabellenführers unwürdig.
Das taktische Konzept von Andre Hofschneider ging auf, anders als in Bielefeld liefen die beiden Düsseldorfer Stürmer Rouwen Hennings und Benito Raman den ballführenden Spieler im Mittelfeld längst nicht so aggressiv an. Sehr dicht gestaffelt standen die Gäste vor ihrem Strafraum, trotz der beachtlichen 26 Torschüssen und 16 Flanken für Union, blieben hochwertige Torchancen Mangelware. Insgesamt waren sechs Hochkaräter für Union zu notieren. Die Düsseldorfer wurden für ihre Passivität betraft und hätten nur mit sehr viel Glück einen Punkt holen können.

Fazit

Der Sieg für den 1. FC Union geht in Ordnung. Sie waren in allen Belangen das bessere Team. Vor allem stimmte die Mentalität, es kämpfte einer für den anderen. Das es bis zur Schlusssekunde spannend blieb lag an der mangelnden Chancenverwertung der Hausherren. Zwei Spieler ragten besonders heraus, in der Abwehr Marc Torrejon, der fast alle seine Zweikämpfe gewann, eine Torvorlage gab und Steven Skrzybski, der zwei Tore erzielte.
Da stellt sich erneut die Frage, was geht noch. Auf jeden Fall geht der Blick wieder nach oben. Der Aufstiegsrelegationsplatz ist nur 5 Punkte entfernt. Die nächste Aufgabe wartet in Braunschweig und Düsseldorf erwartet zu Hause Greuther Fürth.
Unions Kapitän Felix Kroos kassierte seine 5. gelbe Karte und muss gegen Braunschweig zuschauen.

Stimmen zum Spiel

Raphael Wolf (Torwart Fortuna Düsseldorf): „Heute ist es nicht gelungen einen Punkt zu holen. Wir haben noch genug Spiele vor der Brust. Das letzte Tor der Berliner, wie er das gemacht hat, alle Achtung. Wir haben versucht dagegen zu arbeiten. Union hatte mehr Spielanteile, in der 2. Halbzeit konnten wir das Spiel etwas offener halten.“

Rouwen Hennings (Stürmer Fortuna Düsseldorf): „Wir sind heute nicht an unsere Leistungsgrenze gekommen und haben individuell mehr Fehler gemacht als sonst. Wir haben es daher nicht verdient hier was mitzunehmen. Union war deutlich stärker, als letzte Woche Sandhausen. Wir haben einen Angriff nach dem anderen bekommen, dazu die die Kulisse hier, dann fielen die Tore.“

Steven Skrzybski (Stürmer 1. FC Union Berlin): „Nach dem unglücklichen Gegentor sind wir nicht auseinander gefallen. Wichtig war, dass bei uns die Mentalität gestimmt hat.“

Sebastian Polter (Stürmer 1. FC Union Berlin): „Siege sind immer schön, eine Leidenszeit ist zu Ende. Jeder hat sich rein geschmissen, dann kam das, was wir heute gebraucht haben. Wir haben heute unsere Qualität auf den Platz gebracht. “

Friedhelm Funkel (Trainer Fortuna Düsseldorf): „Es war ein sehr emotionales Spiel von beiden Seiten. Für meinen Geschmack seitens einiger Spieler von Union zu emotional, aber das gehört manchmal dazu. Wir werden unseren Auftritt auswerten und es beim nächsten Mal besser machen.“

Andre Hofschneider (Trainer 1. FC Union Berlin): „Es hat mich für die Mannschaft gefreut, die letzten Wochen waren nicht einfach. Wir haben heute nicht alles richtig gemacht, in den letzten aber auch nicht alles falsch gemacht. Endlich haben wir uns für einen beherzten Auftritt belohnen können. Es freut mich auch für unsere Fans, die lange auf einen Erfolg warten mussten. Ein verdienter Sieg, Düsseldorf hat gezeigt warum sie da oben stehen, sie sind schwer aus der Ruhe zu bringen. Es wird schwer, sie da oben zu verdrängen.“

Spieldaten

2. Bundesliga 22. Spieltag
10.02.2018 13:00 Uhr

1. FC Union Berlin
Tor: Daniel Mesenhöler Abwehr: Marvin Friedrich; Marc Torrejon; Michael Parensen; Mittelfeld: Christopher Trimmel; Kristian Pedersen; Felix Kroos (ab 81. Grischa Prömel); Simon Hedlund (ab 90.+2 Stephan Fürstner); Akaki Gogia;Angriff Steven Skrzybski; Sebastian Polter 3-4-3
Trainer: Andre Hofschneider

Fortuna Düsseldorf
Tor: Raphael Wolf Abwehr: Kaan Ayhan; Adam Bodzek (ab 78. Emir Kujovic); Andre Hoffmann Mittelfeld: Florian Neuhaus (ab 89. Takasi Usami); Havard Nielsen (ab 78. Davor Lovren); Niko Gießelmann; Jean Zimmer; Marcel Sobottka Angriff Rouwen Hennings; Benito Raman 3-5-2
Trainer Friedhelm Funkel

gelbe Karten
45. Min. Niko Gießelmann (Fortuna Düsseldorf)
45.+2 Min. Sebastian Polter (1.FC Union)
67. Min. Havard Nielsen (Fortuna Düsseldorf)
72. Min. Simon Hedlund (1.FC Union)
73. Min. Benito Raman (Fortuna Düsseldorf)
75. Min Felix Kroos (1.FC Union)

Ergebnis: 3:1 für den 1. FC Union Berlin

Tore:
0:1 (41. Min) Florian Neuhaus
1:1 (67. Min) Steven Skrzybski
2:1 (71. Min) Sebastian Polter
3:1 (90.+4 Min) Steven Skrzybski

Zuschauer: 22.012 (ausverkauft) im Stadion An der Alten Försterei

Schiedsrichter: Robert Hartmann; Steffen Brütting; Markus Pflaum; Viatcheslav Paltchikov

Wetter: angenehm bei 3 Grad Celsius

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