Der 1. FC Union beginnt die Ära nach Keller mit der ersten Heimniederlage der Saison

Andre Hofschneider
Ein nachdenklicher Andre Hofschneider. © 2017, Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Berlin erlebte den ersten Schneefall im Dezember, der Rasen war geheizt und das Flutlicht leistete trotz erst mittäglicher Stunde bereits ganze Arbeit. Beim 1. FC Union war angerichtet. Dresdens Trainer Uwe Neuhaus wurde mit Fußballgott begrüßt, sein langjähriger Co.-Trainer leitete sein erstes Spiel als Chef-Trainer der Eisernen. Fünf Tage hatte Andre Hofschneider Zeit, die Mannschaft kennenzulernen und auf das Spiel vorzubereiten. Viel hatte er erwartungsgemäß nicht verändert. In der Startformation gab es gegenüber dem letzten Spiel unter Jens Keller zwei Veränderungen. Sie betrafen das Mittelfeld, für Grischa Prömel und Marcel Hartel spielten Dennis Daube und Steven Skrzybski.

Die erste Halbzeit bestritten beide Mannschaften nach dem Motto, Sicherheit zuerst. Die erste gute Chance im Spiel hatte Dresden, in der 14. Minute verpasste Erich Berko eine Flanke von Haris Duljevic. Das Spielobjekt ging am Tor vorbei. Die Eisernen warteten auf Kontermöglichkeiten und überließen den Gästen meist den Ball. In der 23. Minute sah ein Konter der Hausherren ganz verheißungsvoll aus. In der Abschlusshandlung agierte der Ex-Dresdner Akaki Gogia zu umständlich. In den folgenden Minuten schob Christopher Trimmel auf der rechten Seite immer wieder Angriffsversuche an.

Die Dresdner wirkten zielstrebiger und strukturierter. In der 32. Minute meisterte Jakob Busk einen Freistoß von Philip Heise. Bis zur Halbzeitpause waren noch zwei Torannäherungen für die Berliner zu registrieren. Steven Skrzybski scheiterte mit seinem Versuch einer Kopfballbogenlampe und im Anschluss an einen Eckball setzte Toni Leistner den Ball per Kopf drei Meter neben das Tor.

Schiedsrichter Bastian Dankert pfiff pünktlich zum Pausentee. Der Spielstand von 0:0 sagte eigentlich alles über das Gesehene. Für die zweite Halbzeit zeichnete sich ein weiterer schwerer Gang an. Beide Trainer änderten nichts an ihren Startformationen. Die Unioner kamen früher aus der Kabine und machten sich mit kurzen Sprints zusätzlich warm. Es blieb ein sehr taktisch geprägtes Spiel, in dem die Gäste besser wirkten.

Die bis dahin größte Chance für die Eisernen resultierte aus einer Flanke von Trimmel, allerdings ging der Schuss von Polter deutlich daneben. Das war in der 54. Minute und das hätte die Führung sein können. In der 62. Minute trifft Gogia nicht das Tor sondern Polter, der daraufhin Weihnachtsterne der besonderen Art sieht. Zum Glück kann er weitermachen. Die Kulisse gibt alles, der Funke will nicht so recht auf die Mannschaft überspringen.

In der zweiten Halbzeit stürmten die Dresdner in Richtung ihres eigenen Fanblocks. In der 71. Minute war es soweit, eine Flanke segelt in den Strafraum, Felix Kroos köpft den Ball aus der Gefahrenzone genau vor die Brust von Lumpi-Lampertz, von Kapitän zu Kapitän. Lumpi sagt fußballerisch Dankeschön und jagt den Ball an Busk vorbei in die Maschen. Alle die es mit dem 1. FC Union halten entweicht das Toilettenwort. Die Führung ist verdient und sie hält bis zum Schlusspfiff. Andre Hofschneider bringt mit Philipp Hosiner einen zweiten Stürmer, Dennis Daube geht vom Feld, etwas später kommt Damir Kreilach für Gogia. Es brachte nichts, der Fußball-Gott wollte nicht helfen, Dynamo war dem zweiten Tor näher als Union dem Ausgleich.

Es wurde ein historischer Sieg, seit 19 Jahren, seit dem Mai 1998 war es der SG Dynamo Dresden nicht mehr gelungen, in der Wuhlheide zu gewinnen. Damals war es ein Spiel der Regionalliga. Dresden jubelte und Nachdenklichkeit bei den Eisernen, ein positiver Effekt durch den Trainerwechsel blieb aus. Es war Galgenhumor als ein Kollege auf der Pressetribüne meinte, der Trainerwechsel hatte doch was gutes, die bisher von Hofschneider betreute U-19 Mannschaft hatte fast zur gleichen Stunde unter dem neuen Trainer einen 3:0 Auswärtssieg beim FC St. Pauli gelandet.

Taktik

An der taktischen Grundausrichtung änderte der „neue“ Trainer nichts. Wie zuletzt in Bochum sortierte sich, bis auf die bereits erwähnten zwei personellen Änderungen, die taktische Ausrichtung in einem 4-2-3-1 System. Uwe Neuhaus dagegen brachte zwei Stürmer und formierte dahinter zwei Viererketten. Bei Ballbesitz rückte Erich Barko als dritter Stürmer mit auf. Ein Blick in die Statistik des Spiels weist 54% Ballbesitz für die Gäste aus. Die Unioner schafften es zu selten, Tempo in ihr Angriffsspiel zu bekommen. Dresden hatte meist genug Zeit, mögliche Passwege zuzustellen, die Folge war, dass Marvin Schwäbe im Dresdner Tor einen ruhigen Nachmittag erlebte, von den 15 Torschüssen im gesamten Spiel verfehlten 10 ihr Ziel, lediglich 5 mussten gehalten werden. Fast identisch sah es vor dem Tor von Jakob Busk aus. Tragisch, dass eine zu kurz geratene Abwehr erst das Tor für Dresden ermöglichte. Ohne diese tragische 71. Minute wäre das Spiel wahrscheinlich torlos ausgegangen. Eine kleine taktische Änderung nahm Hofschneider doch vor. Die beiden Aussenverteidiger standen nicht mehr ganz so hoch wie unter Jens Keller. Bei Dresdner Ballbesitz spielte die Viererkette auf gleicher Höhe. Beim verteidigen und verhindern von Flanken wurden Fortschritte sichtbar, leider resultierte dann doch der Gegentreffer aus einer Flanke.

Fazit

Der Effekt eines Trainerwechsels trat nicht ein, im Gegenteil: der 1. FC Union kassierte die erste Heimniederlage der Saison. Es war erstaunlich, dass die Eisernen den Gästen 54% Ballbesitz gestatteten. Das macht nur Sinn, wenn das Umkehrspiel funktioniert. Eckbälle und Freistöße sorgten selten für Torgefahr. Dresden hatte auch hier Vorteile und zeigte sich kreativ bei der Ausführung von Eckbällen. Insgesamt boten die Gäste die bessere Spielanlage. Die Hinrunde ist beendet und die Eisernen haben 26 Punkte auf dem Konto, in der vergangenen Saison waren es 28.

Stimmen zum Spiel

Steven Skrzybski (Mittelfeld 1. FC Union): „Wir haben unsere Angriffe einfach schlecht ausgespielt, selbst 3 auf 2  Situationen konnten wir nicht nutzen. Es wurden Gespräche geführt, nicht jeder hat in der jetzigen Situation das volle Selbstvertrauen.“

Marvin Schwäbe (Torwart Dynamo Dresden): „Insgesamt haben wir wenig zugelassen, im Moment stimmt die Balance in der Mannschaft.“

Jannik Müller (Innenverteidiger Dynamo Dresden): „Uns macht unsere defensive Stabilität stark, beide Ketten sind gut aufeinander abgestimmt. Es ist gelungen, Sebastian Polter fast aus dem Spiel zu nehmen.“

Lumpi-Lambertz (Mittelfeld Dynamo Dresden): „Voriges Jahr der Ausgleich und jetzt der Siegtreffer, dabei war die Flanke schlecht, dass der Ball bei mir hängenblieb war Glücksache, trotzdem glaube ich war die Führung verdient.“

Uwe Neuhaus (Trainer Dynamo Dresden): „Es tut mir leid, aber wiederum auch nicht, das waren ganz wichtige 3 Punkte für uns… Wir waren bestrebt, sicher zu stehen und Union wenig Torchancen zu ermöglichen, das ist uns ganz gut gelungen…Bei unseren Angriffen fehlte die Präzision, der letzte Ball kam oft nicht an, einige Versuche über die Aussenpositionen sahen ganz gut aus. Bei dem Tor hatten wir Glück, dass der Ball Lambertz vor die Füße fiel, irgendwie haben wir uns das auch erarbeitet. Insofern weiss ich gar nicht, ob der Sieg jetzt glücklich oder verdient war.“

Andre Hofschneider (Trainer 1. FC Union Berlin): „Am Ende war der Sieg für Dresden verdient. Zum Ende der ersten Halbzeit haben wir versucht, Dresden die vorderen Räume zu nehmen und hatten dabei ganz gute Umschaltmomente, aber leider oft die falschen Entscheidungen getroffen. Dresden hatte die reifere Spielanlage und konnte heute mit dem Ball mehr anfangen als wir. Am Ende ist das ein verdienter Sieg für Dresden.“

Spieldaten

2. Fußball-Bundesliga Spieltag 17, Samstag 09.12.2017 13:00 Uhr

1. FC Union Berlin
Tor: Jakub Busk; Abwehr: Christopher Trimmel, Toni Leistner, Marc Torrejon, Kristian Pedersen; Mittelfeld: Dennis Daube (ab 74. Philipp Hosiner), Felix Kroos, Akaki Gogia (ab 80. Damir Kreilach), Simon Hedlund, Steven Skrzybski; Angriff Sebastian Polter
System: 4-2-3-1
Trainer: Andre Hofschneider

SG Dynamo Dresden
Tor: Marvin Schwäbe; Abwehr: Paul Seguin, Jannik Müller, Florian Ballas, Philip Heise; Mittelfeld: Erich Berko, Niklas Hauptmann, Lumpi-Lambertz, Haris Duljevic (ab. 86. Patrick Möschl); Angriff: Manuel Konrad, Lucas Röser (ab 89. Peniel Mlapa)
System: 4-4-2
Trainer Uwe Neuhaus

gelbe Karten
69. Minute Paul Seguin (Dynamo Dresden)
74. Minute Marc Torrejon (1. FC Union Berlin)
90. Minute Lumpi-Lambertz (Dynamo Dresden)

Ergebnis: 0:1

Tore: 1:0 (71. Min) Lumpi-Lambertz

Zuschauer: 21.021 Stadion Alte Försterei

Schiedsrichter: Bastian Dankert, Jan Clemens Neitzel-Petersen, Viatcheslav Paltchikov und Eric Müller

Wetter: nasskaltes Winterwetter bei +1 Grad Celsius

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