Das Umfeld muss stimmen – Britta Brisken ist Team-Managerin der Deutschen bei der Volleyball-WM in Polen

Powerfrauen: 2.v.r. Teammanagerin Britta Brisken, ganz links Mariana d’Aragona, Teamchefin beim Titelverteidiger Brasilien sowie zwei polnische WM-Hostessen.© FIVB

Eine Frau als Oliver Bierhoff  im WM-Aufgebot der deutschen Zweimeter-Männer?-Über den Vergleich mit dem omnipräsenten Manager der Fußball-Nationalmannschaft kann die 32-jährige Britta Brisken nur müde lächeln. Nein, sie halte keine Pressekonferenzen ab – „Das machen Pressesprecher Thilo von Hagen zusammen mit dem Bundestrainer Vital Heynen und Spielern“. Nein, sie verhandele nicht mit Sponsoren über Millionenverträge – „Für Sponsoren und Partner des Verbandes ist unsere Marketingabteilung zuständig.“ Nein, sie äußere sich öffentlich nicht zu Leistungen der Mannschaft oder Spieler – „In sportliche Belange mische ich mich nicht ein. Das wäre auch vermessen bei unseren hochqualifizierten Trainern. Wenn mich der Trainer um meine Meinung fragt, gebe ich gern Auskunft.“

Und überhaupt, „sehe ich mich nicht als diejenige, die als quasi Delegationsleiterin das Sagen hat – ich sehe mich in erster Linie als Dienstleisterin der Mannschaft, die das Umfeld organisiert und schafft, damit die Spieler auf dem Feld ihre Leistung bringen können.“

Also Reiseplanung, Hotelbuchungen, Wäsche organisieren, Druckerpatronen und Medikamente besorgen, die Sport-Ausstattung der Mannschaft absichern,“sowie den ganzen Ablauf bei Wettkämpfen oder Training möglichst reibungslos funktionieren zu lassen. Wobei für mich das Trainerwort maßgeblich ist und ich dann das umsetze, was nötig ist und erwartet wird.“

Die junge Frau stammt aus Warstein in Nordrhein Westfalen, hat aber an der Viadrina-Europa-Universität in Frankfurt an der Oder „ganz normal“ Betriebswirtschafts-Lehre studiert. Ihre Sprachkenntnisse konnte sie während der Schulzeit durch einen einjährigen USA-Aufenthalt sowie während des Studiums durch anderthalb Jahre in Spanien erweitern.

„2008 habe ich dann in Frankfurt am Main in der Zentrale des Deutschen Volleyball-Verbandes als Sachbearbeiterin für die Nachwuchs-Auswahlmannschaften männlich begonnen.Später wurde daraus die Verantwortung als Leistungssport-Referentin im organisatorischen Bereich auch für die Männer. Mit der Verpflichtung von Vital Heynen 2012 als Bundestrainer sollte Jan Kahlenbach in Doppelfunktion Spielbeobachtung und Teammanagement übernehmen. Das wurde aber zu viel und so war ich im Vorjahr bei der Europameisterschaft erstmals als Managerin dabei.War aber zuvor schon beim vorherigen Trainer Raul Lozano als Teambetreuerin eingesprungen.“ Wobei ihre Körperhöhe von 1,80 m sicherlich günstig war, von den Protagonisten am hohen Netz mit Gardemaßen von 1,82 m bis 2,11 m akzeptiert zu werden…

Die großen Jungens, um deren Wohl sie bemüht ist, seien „insgesamt sehr pflegeleicht, diszipliniert und unkompliziert. Da gibt es keinen, der extreme Forderungen stellt oder solch ein Verhalten hat. Trainer Heynen lässt den Spielern Freiräume und viel selbst bestimmen. Wenn etwas nicht funktioniert, halte ich Kontakt zu Kapitän Jochen Schöps und dem Spielerrat. Ich denke, der Umgang ist von gegenseitiger Wertschätzung geprägt.“

Brisken hat Volleyball in der Regionalliga gespielt. Bei der WM in Polen haben Brasilien und Finnland gleichfalls weibliche Managerinnen. Wie ist die Reaktion darauf, dass Frauen diesen Job im Männervolleyball erledigen?- „Bei der EM in Vorjahr in Polen hat ein russischer Betreuer unserem Assistenz-Trainer Stefan Hübner mal gesagt, er findet es gut, dass im Umfeld mit 22 Männern auch eine Frau dabei ist, die meist ein Lächeln im Gesicht hat. Er wünschte sich für die russische Delegation dasselbe.“

Beim vorjährigen Weltligaspiel im Iran zeigten sich die Gastgeber zunächst verwundert, „dass eine Frau da mit den Männern so zu tun hatte. Als sie merkten, dass ich bei unserer Mannschaft akzeptiert bin, war das kein Thema mehr.“ In der Halle saßen die Frauen in einem eigenem Sektor, natürlich wie gesetzlich vorgeschrieben dabei die Haare verhüllt. „Wenn ich auf die Straße bin, habe ich  natürlich die Haare mit einem Schal verdeckt. Bei der Landung wurde im Flugzeug extra darauf hingewiesen, dass verhüllte Haare in Teheran gesetzlich vorgeschrieben sind.“

Ihre privaten Bekannten finden ihre Tätigkeit interessant und spannend. Obwohl  bei der Mannschaft alle betreffende  Entscheidungen meist im Kollektiv gefällt werden, hat sie mitunter unmittelbar zu entscheiden und das Sagen. „aber ich sehe mich nicht als Chefin und nehme diese Rolle auch nicht in privater Umgebung ein.“ Da allerdings bei einer dreiwöchigen WM die ehrenamtliche Verbandsspitze – Präsident Thomas Krohne oder Ligachef Michael Evers – nur auf Stippvisite erscheinen und es keinen offiziellen Delegationsleiter gibt, ist sie praktisch die ranghöchste Verbandsvertreterin mit entsprechender Verantwortung.

Bei der EM 2013 hatten die Deutschen einen sensationellen Einstieg mit einem Sieg über den Olympiasieger Russland. Das weckte Erwartungen, die am Ende mit Rang sechs nicht ganz aufgingen: „Diesmal hat die Mannschaft mit einer Niederlage gegen Brasilien begonnen und sich gesteigert. Ich habe vorher an eine Medaille geglaubt und bin nach dem Erfolg über Bulgarien darin nur bestärkt worden. Die Mannschaft hat es drauf.“

Was diese mit dem Einzug ins Halbfinale nach dem 3:0 über den Iran nachdrücklich bestätigt hat.

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