Das Sofa des Bundeskanzlers ist ein Möbel mit Geschichten von Bonn nach Venedig bis hin zur Architektur-Biennale

© Foto: CLA, Benedikt Heesen

Bonn, Deutschland; Venedig, Italien (Weltexpress). Es ist ein Sofa mit Geschichte, das Sofa des Bundeskanzlers, ein viersitziges Prachtstück im nachgebauten Kanzler-Bungalow auf der Architektur-Biennale in Venedig, wo auch die architektonische Geschichte über Deutschlands Modernisierung zwischen 1914 und 2014 erzählt wird und die 50-Jährige Geschichte des Kanzlerbungalows, dessen einziges Möbel in Venedig bis Oktober 2014 eben jenes Kanzlersofa ist. Eins zu eins nachgebaut, repräsentiert im deutschen Pavillon dieser Kanzler-Bungalow ein Zeugnis moderner Architektur im Nachkriegsdeutschland.

Architekt und Einrichter Sep Ruf gilt als einer der bedeutendsten deutschen Architekten im 20. Jahrhundert. Er hat für den damaligen Bundeskanzler Ludwig Erhard den Bungalow 1964 in Bonn gebaut und das heute historische Stück „Kanzlersofa“ speziell dafür fertigen lassen, kein Stück aus irgendeiner Kollektion, heute kein vergessenes Möbel, vielmehr mit seiner Geschichte voll neuer Aktualität. Es bot Platz für Staatschefs, Wissenschaftler und Künstler aus aller Welt, die zu Gast in Bonn bei den jeweiligen Kanzlern waren. In Bonn also steht das Original, in Venedig das revitalisierte Sofa, eine originalgetreue Nachbildung im Bauhaus-Design, mit der für die Chesterfieldsofas typischen Knopfheftung, repräsentativ und elegant.

In Venedig ist es Augenfang, wie auch in Bonn-Bad Godesberg im Schaufenster des Stammbetriebes von Ulrich Heesen. Der Kunsthistoriker und Raumausstatter hat sich auf historische Textilarbeiten spezialisiert mit Stoffen und Mustern aus aller Welt. Für die Revitalisierung, also die Nachbildung des Kanzlersofas heute fand er Fotos und übrig gebliebene Stoffreste im Keller des Kanzler-Bungalows in Bonn und schuf in über 400 Arbeitsstunden das neue Möbel Anno 2014. Angesichts des Originals im heute unter Denkmalschutz stehenden Bungalow im Kanzlerpark in Bonn erklärte er: „Das Kanzlersofa ist mehr als ein Sitzmöbel. Es atmet den Geist des Aufbruchs in der Design-Geschichte des 20. Jahrhunderts und steht auch heute für den wertigen, zeitgemäßen Wohnkomfort in einem repräsentativen Ambiente“. Er muss es wissen, denn der Inhaber von Wand & Raum in Bonn-Bad Godesberg war maßgeblich an der Renovierung und Wiederherstellung der Einrichtung des Kanzlerbungalows beteiligt, 2009 mit Unterstützung der Wüstenrot Stiftung realisiert. Heute ist das Ensemble dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn angeschlossen. So hat Ulrich Heesen es also geschafft, das historische Kanzlersofa nachzubauen, von dem seit 1964 nur noch ein Stück vorhanden war.

Und mit diesem gelungenen Nachbau im Zuge der Arbeit an der Wiederherstellung der ursprünglichen Einrichtung des Kanzler-Bungalows wurde ein neue Idee geboren, nämlich das Unternehmen Kanzler&Co, womit Möbel mit Geschichte revitalisiert werden können, um ein breiteres Publikum zu finden, originalgetreu und in exzellenter Verarbeitung. Der Geschäftsführer von Kanzler & Co GmbH, Frank Seydel, ist begeistert davon, dass dieses Modell in Serie gehen wird. So kommt es also demnächst als Vier- und Zweisitzer daher, in schwarz, weiß, grün und in Leder. Immer mal ein Kanzlersofa in Verbindung mit Geschichte und Geschichten über Jahrzehnte hinweg.

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