Das Ketten-Sägenmassaker – In „Saw 3D“ lässt Regisseur Kevin Greutert Serienkiller Jigsaw seine Fallen in 3D stellen

Blutgieriges Publikum bevölkert im vorerst letzten Teil der erfolgreichsten Horrorfilmserie der Kinogeschichte nicht nur die Kinosäle, sondern nahezu jede der dreidimensionalen Szenen. Die erste der Todesfallen, in denen in jedem Teil der Filmreihe ein unerkannter Serienmörder seine Opfer einschließt und aus denen sie sich nur durch Selbst- oder Fremdverstümmelung befreien können, ist in einem Schaufenster ausgestellt. Davor versammelt sich umgehend eine aufgeregte Zuschauermenge, die das Massaker nebenbei mit dem Handy filmt. Der in den voran gehenden drei Teilen der „Saw“-Reihe umgehende Mörder John Kramer (Tobin Bell) mag seit einer gefühlten Ewigkeit Tod sein, irgendwer findet sich immer, der sein tödliches Handwerk fortsetzt. Die strukturierte Handlung des ersten „Saw“-Vehikels ist längst einer kruden Aneinanderreihung von Splatterszenen gewichen. Die Mühe, Charaktere in die unübersichtlichen Geschehnisse zu bringen, machen sich die Filmautoren nicht.

Übel nehmen lässt sich ihnen das kaum. „Saw 3D“ benötigt seine Figuren nur als Körpermasse, die umgehend zerstückelt wird. Spannend ist das nicht, schockierend erst recht nicht. Die miserablen Effekte treten in der 3D-Optik besonderes blamabel hervor. Die großspurige Ankündigung der Filmemacher, mit „Saw 3D“ das Genre zu revolutionieren, erinnert an den Größenwahn Jigsaws. Dreidimensionale Effekte sind längst Standard. „Scar 3D“, „Piranha 3D“ und „My bloody Valentine 3D“ sind nur einige der Horrorfilme, die den Effekt origineller einsetzten. Verbirgt sich hinter dem Handlungsfokus auf den Voyeurismus der Zuschauer, die im siebenten Teil der Blutorgie Bücher und TV-Sendungen über den Killer konsumieren, eventuell ein zaghafter Ansatz von Gesellschaftskritik? Falls dem so sei inszeniert ihn Greutert ähnlich plakativ wie Jigsaw seine Opfer für ihre einer puritanischen Moral widersprechenden Verfehlungen straft. Statt innovativ wirkt dies bestenfalls unfreiwillig komisch. Nach sechs Kinofilmen treffen sich die Jigsaw-Opfer schon in einer Selbsthilfegruppe. Saw-Victims Anonymous? Den Gruppennamen verrät „Saw 3D“ nicht, vermutlich, damit enervierte Zuschauer und von der belanglosen Blutorgie enttäuschte Fans nicht beitreten.

Die Originalität, welche „Saw“ 2004 mäßig spannend machten, ist längst verschwunden, wie eines der diversen Körperteile, von denen die Protagonisten sich unfreiwillig trennen. Dass die „Vollendung“, so der deutsche Verleihuntertitel von „Saw 3D“ der Splatter-Serie endlich den letzten Schliff gab, scheint indes unwahrscheinlich. Die Holzpuppe mit den lustigen Campino-Bonbon-Wangen zückt im nächsten Jahr sicher erneut die Säge. Wer will fleißige Handwerker sehen?

Titel: Saw 3D – Vollendung

Land/ Jahr: USA 2010

Genre: Horrorfilm

Kinostart: 25. November 2010

Regie: Kevin Greutert

Drehbuch: Patrick Melton, Marcus Dunstan

Darsteller: Coastas Mandaylor, Sean Patrick Flanery, Betsy Russell, Cary Elwes, Chad Donella, Gina Holden, Tobin Bell,

Kamera: Brian Gedge

Musik: Charlie Clouser

Schnitt: Andrew Coutts

Laufzeit: 89 Minuten

Verleih: Kinowelt

www.kinowelt.de

www.saw3d.kinowelt.de

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