Landgestüt Dillenburg: Die Würfel sind gefallen – Wohin mit den Zuchthengsten?

Europaministerin Lucia Puttrich, Umweltministerin Priska Hinz und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir beim Besuch des Bundespräsidenten im Kloster Eberbach im Mai 2014. © Staatskanzlei Hessen

Frankfurt am Main, Deutschland (Weltexpress). Das Ende für das Landgestüt Dillenburg, so wie wir es kennen, ist nah. Die Würfel sind gefallen, ohne Hengsthaltung bleibt der Reit- und Fahrbetrieb im Landgestüt Dillenburg erhalten und damit auch die Arbeitsplätze der 20 Mitarbeiter.

Alle sind zufrieden oder nicht?

Bei einem Kompromiss kann keine Seite ganz zufrieden sein. Allerdings sind die Politiker der schwarz-grünen Koalition fein raus. Laut Jutta Rippegather in einem Kommentar in der „Frankfurter Rundschau“ vom 19. August 2017, habe Priska Hinz erreicht, dass die „hochdefizitäre“ Hengsthaltung im Landgestüt Dillenburg eingestellt wird. Dillenburg ist also kein Landgestüt mehr, sondern „nur noch eine Reit- und Fahrschule“.

Was ist eigentlich mit der so hoch gejubelten Hengstparade in Zukunft? Sie wird wohl ausfallen müssen.

Hat die „konservative Reiterlobby“ den Sieg davongetragen?

Mitnichten, die konservative Reiterlobby, die den Missbrauch der Pferde billigend und teilweise sogar vorsätzlich in Kauf nimmt, muss zum ersten Mal hinnehmen, dass, wie Jutta Rippegather feststellt, „eine politische Spitze das Tierwohl ernst nimmt“.

Nimmt Priska Hinz das Tierwohl der Pferde in Dillenburg wirklich ernst?

Wer kontrolliert, wie die Verhältnisse dort sind, wohin die Hengste abgeschoben oder verkauft werden? Bekannt ist, dass die Verhältnisse in anderen Landgestüten nicht besser sind.

Wer kontrolliert, ob die verbleibenden 27 Pferde wirklich genügend Auslauf auf Teilen des Paradeplatzes mit Hilfe von mobilen Zäunen oder dem Hofgarten erhalten, wo sie dann auch nur rumstehen?

Abgesehen davon stellt sich die Frage: Ist es artgerecht, wenn Pferde in Boxenhaltung gar keine Koppel als Auslauf und zum Fressen haben?

Wie Rippegather sagt: „Da hat die CDU dann doch im letzten Moment kalte Füße bekommen vor den Landtagswahlen im nächsten Jahr.“

Die Verlierer in diesem Machtkampf bleiben allein die Pferde!

Rippengather behauptet ferner, dass jetzt „eine zeitgemäße Pferdehaltung … Einzug in die historischen Gemäuer“ halte. Damit spricht sie einen frommer Wunsch aus, denn eine zeitgemäße Pferdehaltung bedeutet: 1 ha Koppel, also 100 x 100 m Auslauf pro Pferd, Tag und Nacht. Das Landgestüt hat aber nur ein insgesamt 10 ha großes Grundstück, wozu der große Paradeplatz, fünf Stallgebäude, zwei Reithallen und ein Kutschenmuseum in der historischen Orangerie zählen.

Dass geeignete Konzepte schon längst in der Realität angekommen sind, zeigt exemplarisch der Christinenhof im Hunsrück, der im „Weltexpress“ (4. April 2017) in dem Beitrag „Über die artgerechte Haltung von Pferden – Birgit Schuster im Weltexpress-Exklusivinterview“ vorgestellt wurde. Gute Beispiele in anderen Länder wurden ebenfalls im „Weltexpress“ vorgestellt, wie die Schweiz im Beitrag „Wotan Randone „Wotan Randone erhält Hufrollendiagnose Grad 3 mit 10 Jahren – Heute 30-jährig und quicklebendig – Heike Veit im Weltexpress-Exklusivinterview“ am 8. Dezember 2016, Italien in dem Beitrag „Über das Projekt „AsvaNara Experience“ – Ariane Schurmann und Edwin Wittwer im Exklusivinterview“ am 21. Juli 2017 und Belgien im Beitrag „Über die Kunst des gebisslosen Reitens – Jossy Reynvoet im WELTEXPRESS-Exklusivinterview“ am 14. März 2017 vorgestellt.

Der Belgier Jossy Reynvoet praktiziert nicht nur den freien Koppelgang von Hengsten in der Gruppe schon seit Jahren, sondern er reitet Dressur mit seinen Hengsten auf Grand Prix Niveau von Anfang an ohne Eisenstange im Maul und ohne Eisen an den Füßen, was ein zeitgemäßer Umgang mit Pferden ist, denn welches Pferd wird mit einer Eisenstange im Maul oder Eisen an den Hufen geboren. Die negativen Auswirkungen dieser Instrumente sind zeitgemäß, hinreichend und wissenschaftlich untersucht.

Was ist für grüne Politiker eine zeitgemäße Pferdehaltung?

Es ist nötig, den Menschen zu sagen, dass, wie Hiltrud Strasser meint, ihre Normalität die Tierquälerei ist, und nicht, wenn mal bei einem Pferd durch Sporen ein Blutstropfen fließt.

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