Dampf ablassen, aber intern! – Serie: CTOUR oder Vom Ostpott zum Geisterschiff (Teil 1)

Der Kessel kochte. Der Vorsitzende, der neunköpfige Vorstand reagierte. Eine Krisensitzung wurde anberaumt. Zu einem „CTOUR intern“-Abend, wie es im Mitgliedermagazin, einem Vereinsblatt namens „CTOUR Report“, auf Seite 1 der Nummer 97 heißt, wurde erneut ins „Abacus“ geladen.

Im Vorfeld meldete sich die „Fünferbande“, bestehend aus Rudolf Hempel, Achim Blady, Hans-Gert Schubert und Günther Wolfram zu Wort. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Darunter vier Männer, die in den letzten Jahren dafür sorgten, daß immer mehr PR-Agenten auf der Suche nach noch mehr Geld, rüstige Rentner, die gern reisen, und Möchtegern-Journalisten, die Recherchieren und Schreiben mit Copy and Paste verwechseln, Mitglieder im CTOUR wurden.

Die Männer der sogenannten Aufnahmekommission und Macher des Mitteilungsorgans wollten endlich „diskutieren“. Als Bewahrer der 20-jährigen „Tradition“ und als Basis des Vorsitzenden, der CTOUR wie ein Gutsherr führt, wollten diese Konservativen von den Reformern das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Gaul sollte das Eingangsreferat und Hempel das Schlußwort halten. Dazwischen sollten Reformer Dampf ablassen.

Am Abend des 31. März diesen Jahres kamen mehr Mitglieder als erwartet. Ein paar Dutzend füllten schnell den Saal und redeten und stritten. Wie in der Schule saß Gaul vor versammelter Mannschaft. Das darf Mann schreiben, denn viele Frauen waren nicht unter den Versammelten. Neben Gaul saß noch Vorstandsmitglied Christel Seiffert und sagte nichts. Gaul leitete wie so oft die Sitzung und redete so viel wie er leitete. Gutsherr und Fünferbande zogen „durchaus positiv“ Bilanz. Niemand hatte etwas anderes erwartet. Hervorgehoben wurde „die ständig steigende Mitgliederzahl“ und „die rund 400 Events“, wie es in deren Papier vom 21. März 2011 mit dem Titel „Anregungen zur weiteren Arbeit von CTOUR“ heißt.

Reformer hingegen kritisierten sowohl den mit neun Mitgliedern wie ein Saumagen aufgeblähten Vorstand, von denen nur die wenigsten im Amt und mit Würde arbeiten würden, und daß man bei der Masse der neu aufgenommenen Mitgliedern die Klasse mit der Lupe suchen müsse. Unter den zuletzt 30 angeblichen Reise-Journalisten, die in den letzten drei Jahren aufgenommen wurden, kamen bis heute noch einmal ein knappes Dutzend hinzu. Die Neu nahm die Fünferbande zum Anlaß, zum aus ihrer Sicht „wichtigsten der Clubprobleme“ zu kommen: das sei die „aktive Mitarbeit“. Zum Anlaß nimmt sie das, doch nicht zum Argument. Warum? Weil sich das gegen sie richten würde, denn so glorreich war die Fünferbande als Aufnahmekommission nicht.

Die Fünferbande spricht von „Nehmen“ und „Geben“. Sie moniert die Moral, daß zu den Veranstaltungen „mit Ach und Krach lediglich drei Anwesende zu einer sachbezogenen Frage“ sich „aufraffen“ könnten, aber dann zum „unterhaltsamen Teil der Präsentation“, also zum Buffet mit Bier eilen würden, an dem sich „die vom Club eingeladenen Veranstalter ”¦ teilweise mit beträchtlichen finanziellen Mitteln“ beteiligten. Sie kommt also auf die Moneten zu sprechen. Wir auch!

Trotz mehrfacher Anfragen konnte der Vorstand bis heute keine Auskunft über diese und weitere finanzielle Mittel geben. Was soll man dazu sagen, was soll man dazu schreiben? Vermutungen, daß sich diese und andere „beträchtlichen finanzielle Mittel“ nirgendwo werden finden lassen können und auch geldwerte Leistungen auf keinem Papier stünden, wurden bisher nicht entkräftet. Wir warten bis heute auch auf Protokolle von Vorstandssitzungen und Beschlüssen von Vorstandssitzungen der letzten Jahre. Obwohl dies bereits im März gewünscht, gefordert wurde, wurde vom Vorstand nichts geliefert. Offensichtlich siegt die Frechheit des Unterlassens. Wenn`s um Transparenz geht, dann will der Gutsherr nicht, dann herrscht auf dem Ostpott eine Ruhe wie auf einem Geisterschiff.

Dieses und noch viel mehr (dazu später) wurde von den Reformern zum Teil heftig kritisiert. Doch die Fünferbande sorgte sich mehr um ihren CTOUR-Report. Für die rückstichgehefteten farblosen Seiten der grauen Truppe könnten „de facto ”¦ lediglich 16 CTOUR-Mitglieder (von knapp 100!) als Report-Autoren genannt werden“. Jeder hat so seine Sorgen.

Doch nicht nur das Hausblatt, auch die Homepage vom CTOUR siecht vor sich hin. Der Ostpott rostet an vielen Ecken und Kanten. Konservative und Reformer waren sich zwar einig, daß CTOUR nach außen sowohl mit alten wie mit neuen Medien präsent und öffentlichkeitswirksam sein solle, doch über Form und Inhalt näherten sich beide Fraktionen nicht an.

Zudem wurden die drei Arbeitsgruppen „Maritime Runde, Fliegerrunde und Hotelstammtisch“ kritisiert. „Die beiden erstgenannten Runden“ würden „doch sehr sporadisch“ wirken. Seien wir doch ehrlich und fragen: Gibt es die Runden von Peer Schmidt-Walther und Michael Juhran noch oder sind sie längst untergegangen, oder brummen die beiden Boote so gut wie der von Udo Roeßling organisierte Hotelstammtisch?

Die Fünferbande, die Konservativen stellten ihren Rückhalt für den Vorsitzenden weder im Positionspapier noch in den Diskussionsbeiträgen in Frage. Im Gegenteil: Wohl und Wehe würden mit dem Gutsherrn „stehen und fallen“. „Wir wären froh, wenn wir das auch vom Vorstand in seiner Gesamtheit bzw. in seinen einzelnen, nach innen und außen wirkenden Personen sagen könnten“, schreibt die Fünferbande und auch, daß sie einen „Stellvertreter“ wollen, der den Vorsitzenden „im operativen Geschäft“ unterstützt, „in dessen Abwesenheit vertritt“ und „gemeinsam mit ihm ”¦ den Club repräsentiert“. Hört, hört. Was waren denn das für Signale?

Da loben sie einerseits Gaul über den grünen Klee und wollen andererseits einem Stellvertreter installieren. Daß das kein Reformer sein soll, klar, aber wer dann?

Bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Dezember 2011, auf der nicht nur ein neuer Vorstand gewählt sondern auch eine neue Satzung verabschiedet werden soll, das war klar, würden sich die Grüppchen und Gruppen zu Fraktionen zusammenschließen und positionieren müssen, mit Programm und Personal.

Doch vorerst wurde weiter wenig über Zukünftiges gesprochen. Am Ende der Versammlung wurden keine Beschlüsse gefaßt, keine Vorhaben formuliert, keine Ziele gesetzt. Es blieb beim Dampfablassen, mehr sollte nicht sein.

Bis dato stritten und diskutierten wir also über die Gegenwart von CTOUR, die von den einen geschönt, von den meisten ungeschminkt kritisiert wurde. Glorreich, ruhmreich, Gaul? Allen war klar: Ohne neue Positionen, ohne neues Personal würde es keine Veränderungen geben. Ohne Reformen würde der Ostpott durchrosten, siechen und sinken. Das war allen bewußt. Das wußten alle.

Wir Reformer wollten für die Debatte über die Zukunft von CTOUR den Startschuß geben, wir wollten „frischen Wind für CTOUR“!

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Demnächst mehr über "Frischen Wind für CTOUR" im 2. Teil dieser Serie.

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