Breva Génie 03 Speedometer – Die Geschichte einer Uhr aus der Schweiz

Genf am Genfer See. Quelle: Pixabay, gemeinfrei, CC0 Public Domain

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dies ist die Geschichte einer Uhr. Es ist die Geschichte eines handgelenkigen Messgerätes, das nicht nur einen aktuellen Zeitpunkt und eine beinahe beliebige Zeitspanne misst, sondern auch Windgeschwindigkeiten. Kurz gesagt: es ist die Geschichte einer „Breva Génie 03 Speedometer“ genannten Uhr, über die wir im Weltnetz auf der Webseite des Unternehmens Breva Geneve S.A. mit Sitz in Genf Wissenswertes lesen.

Dort heißt es, dass die Uhr ein Speedometer sei. Was ist denn das? Ein Speedometer ist auf gut Deutsch ein Geschwindigkeitsmesser, mithin ein Messgerät, das die momentane Geschwindigkeit eines Fahrzeugs misst und anzeigt. Handelt es sich um Landfahrzeuge, nennen wir das Gerät gerne Tachometer. Tachometer, klar, das kennen fast alle.

Doch das ist bei dieser Uhr aus der Schweiz nicht gemeint, denn in ihr würde weit mehr schöpferische Schaffenskraft stecken. Mit keinem geringeren als dem Begriff „Genie“ bewirbt das Unternehmen vom Genfer See diese handliche Sache. Auf der Webseite der Kapitalgesellschaft bietet Breva aktuell sechs verschiedene Modelle an, die alle als Teil des Namens das Wort „Génie“ tragen.

Auch das Folgende der Firma klingt dick aufgetragen: „Vor dem Auftreten dieses bemerkenswerten Zeitmessers (gemeint ist die „Breva Génie 03 Speedometer“, d.A.) konnten Uhren nur die Geschwindigkeit berechnen, indem sie eine gravierte Skala verwenden, die in Meilen oder Kilometern pro Stunde markiert ist, wobei die Sweep-Sekundenzeiger- oder Chronographfunktionen die Geschwindigkeit gegen eine gemessene Meile oder Kilometer berechnen.“ Angemerkt wird, dass das keine „Echtzeit“-Anzeige mit konstanter Auffrischung sei.

Anders die „Génie 03“ (mit 03 ist die dritte Generation von Breva-Uhren gemeint), die „mit einem patentierten ‚Instant Speed‘ genannten „wissenschaftlichen Messmechanismus“ ausgestattet sei, „mit einem proprietären Extrusionsmechanismus, der einen einzigartigen Look“ schaffe. Schön. Das Teil des Ganzen hebe sich sechs Millimeter, um die Geschwindigkeit anzuzeigen, genauer: um Geschwindigkeiten von 20 bis 200 km/h oder 10 bis 125 mph anzuzeigen.

Wenn die „Breva Génie 03 Speedometer“ … „am Handgelenk eines Radfahrers, eines Motorradfahrers, eines Schnellbootführers oder eines Automobilfahrers getragen wird“, dann „zeigt sie sofort „die Geschwindigkeit mit einer roten Hand, mit gedruckten inneren Geschwindigkeitsindizes und einem gravierten lackierten Feld für die externe Geschwindigkeitsskala auf der Tachowelle“. Der Träger dieser Uhr mit dieser Zusatzfunktion müsse „keine Berechnung“ anstellen und könne mit seiner bis 30 Meter Wassertiefe wasserdichten Uhr auch tauchen.

„Toll“, dachte sich ein Kunde und kaufte. Er überwies fast 50 000 Euro für eine Uhr des Modells „Breva Génie 03 Speedometer“ auf ein Konto des von Vincent Dupontreué gegründeten Unternehmens in der Schweiz. Nachdem das Geld überwiesen wurde, schickte Dupontreué, der nach Eigenangaben 1977 bei Paris geboren worden sei, die Uhr per Post. Doch weil noch nicht einmal die einfachste Aufgabe einer Uhr, nämlich die Zeit zu messen, funktionierte, wurde diese Uhr zur Reparatur wieder zurück nach Genf geschickt. Warum auch nicht, denn das Beheben des Schadens wurde zuvor ausdrücklich garantiert. Doch der Eigentümer sah seine Uhr nie wieder.

Die vom Kunden teuer gekaufte Ware solle sich nach Auskunft von Dupontreué nicht mehr in seinen sondern in den Händen des Uhrmachers Pierre Lentisco befinden. Der sei laut Dupontreué zwar nach wie vor am Genfer See, allerdings auf der französischen Seite. Pierre Lentisco, der sich offensichtlich von seinem Geschäftspartner Vincent Dupontreué trennte, weil er, lesen wir in einer E-Mail zwischen Käufer und Verkäufer, kein Geld mehr bekam, wohne nunmehr in Thonon-les-Bains. Offensichtlich verkauft Dupontreué nicht nur Uhren mit Pannen, sondern hat auch noch Pech mit seinem Uhrmacher Lentisco. Obendrein scheint Dupontreué mit seiner Firma auch noch in der Pleite zu stecken. Die Aktiengesellschaft befindet sich in Insolvenz.

Die Folgen für den Kunden sind durch den Bankrott brutal. Bis heute bekam er weder sein Geld noch seine Uhr.

Was hat Dupontreué mit dem Geld gemacht und was macht Lentisco mit der Uhr? Wenn – wie wir einmal annehmen – beide Betrüger sind und Lentisco diese Uhr, die sich in seinem Besitz befinden soll, verkauft, dann haben beide knapp 50 000 Euro gemacht, zusammen sind das 100 000 Euro. Steckt dahinter Methode? Ist das ein Einzelfall, oder spielt sich dieses desöfteren und womöglich weltweit ab?

Die „Breva Watch“-Uhren wurde angeblich in den Vereinigten Staaten von Amerika und in den Vereinigten Arabischen Emirate, in Russland und China, in Italien, im Vereinigten Königreich, in Griechenland, in Mexiko und sogar in der Ukraine beworben und vermutlich auch verkauft. Werbung in Frankreich, wo Dupontreué geboren wurde, konnten wir nicht finden.

Auch auf der Webseite von Breva Watch finden wir keine Informationen in französischer Sprache, der Muttersprache von Dupontreué. Englisch, Russisch und vereinfachtes Chinesisch sind die Sprachen, mit denen die angeblich Schweizer Uhren des französischen Firmeninhabers und des in Frankreich wohnenden Uhrmachers beworben werden. Ein Schelm, der dabei Böses denkt?!

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