Besichtigung eines Völkermordes – In der Hauptstadt Kambodschas steht der Terror von Pol Pot auf dem Programm der Touristen

Gedenkstätte in Phnom Penh

Die Buddha-Figur des Wat Phnom überlebte

Die unverkennbare Attraktion der Stadt ist der Königspalast, zu dem auch die Silberpagode gehört. Eine der fünf Pagoden der Stadt thront auf einem knapp 30 Meter hohen Hügel – das Wat Phnom. Wat bedeutet soviel wie Tempel und Phnom Berg. Während der Herrschaft von Pol Pot vor 35 Jahren wurde jeder Kambodschaner, der sich dem Tempel näherte, mit dem Tod bedroht. Außerdem sollte der Tempel abgerissen und anstelle der Buddha-Statue die Figur von Pol Pot gesetzt werden. Doch das menschenverachtende Regime wurde durch vietnamesische Truppen Anfang Januar 1979 beendet, das kambodschanische Volk gerettet, Pol Pot floh in den Dschungel und die Buddha-Figur thront weiter auf Wat Phnom über der Hauptstadt. Heute werden zwischen den verschiedenen Buddha-Figuren und hunderten brennenden Weihrauchstäbchen auf einem Elefanten bunt angezogene Touristen am Fuße des Berges herumgeschaukelt.

Stätten des Gedenkens für die Opfer

Viele Touristen interessieren sich für das Thema des Massenmordes am kambodschanischen Volk durch das Pol-Pot-Regime. Sollten deshalb Plätze, wo viel tausendfacher Mord an der Bevölkerung verübt wurde, auf dem Programm der Sightseeing-Touren stehen? Die Kambodschaner haben einige der Mordstätten für die Besucher als Stätten des Gedenkens eingerichtet. Die große Zahl der Besucher belegt ihr Interesse und ihre Anteilnahme. Niemand soll sich vor der Vergangenheit wegducken, auch nicht die Besucher aus aller Welt, so die Meinung sehr vieler und auch meine.

Für die Bewohner der Hauptstadt Phnom Penh begann die Herrschaft der Roten Khmer im April 1975 mit einem Alptraum. Die oft erst halbwüchsigen Soldaten des Pol-Pot-Regimes räumten die Stadt und trieben innerhalb von zwei Tagen zwei Millionen Menschen zum Anbau von Reis aufs Land. Lebensfremde und menschenverachtende Theorien vom „Supersprung“ führten letztlich zum millionenfachen Sterben.

Eine Schule wurde in Folterhöhle verwandelt

Die Zeitreise der Touristen in die mörderische Pol Pot-Epoche in Phnom Penh beginnt im Völkermordmuseum Tuol Sleng, heute das bekannteste Genocid-Museum in Kambodscha.

Hier im Südwesten der Stadt war von den Roten Khmer eine Oberschule mit ihren Klassenzimmern zu einem Gefängnis mit vielen winzigen Einzelzellen umgebaut worden. Mitten in einem Wohnviertel entstand das berüchtigte Gefängnis S – 21. Die winzigen Einzelzellen waren mit Verdächtigen voll gestopft. Und verdächtig machten sich im Regime der Roten Khmer sehr viele, vor allem Intellektuelle, Militärs und nicht zuletzt die eigenen Anhänger. Im Durchschnitt waren hier 1500 Häftlinge eingesperrt. Dazu wurden winzige Zellen in den ehemaligen Klassenzimmern errichtet. Andere Gefangene lagen aneinander gekettet auf dem Fußboden. Nahezu alle Gefangenen, darunter auch Frauen und Jugendliche, erwartete nach erzwungenen Geständnissen durch Folter der Tod,

Besonders eindrucksvoll sind tausende von kleinen Fotos von den Inhaftierten, die in den ehemaligen Gefängnisräumen auf großen Bildwänden zu sehen sind. Das Mordregime hielt auf Ordnung und ließ von jedem Gefangenen ein Foto machen. Für nahezu alle Inhaftierten, die den Besucher ängstlich, manchmal auch trotzig oder nur müde anschauen, war dieses Foto bei der Einweisung in das Gefängnis das letzte Bild von ihnen. Und so reihen sich Bildwand an Bildwand tausende Opfer. Eindrucksvoll sind die naiven und sehr einfachen Gemälde, die der Maler Vann Nath, ebenfalls in einem Lager der Roten Khmer inhaftiert, nach seiner Befreiung angefertigt hat. Auch sie haben im Museum einen Platz gefunden. Bedrückende Zeugnisse eines Menschen mordenden Regimes.

Ein Pagodenturm mit Menschenschädeln erinnert an die Opfer

Die dem Tode Geweihten des Gefängnisses wurden per LKW zu den Killing Fields (Choeung Ek) transportiert. Dieses Todesgelände, auf dem sich früher ein chinesischer Friedhof befand, lag 15 Kilometer von Phnom Penh entfernt. In der nur kurzen Herrschaft der Roten Khmer von dreieinhalb Jahren starben hier 17.000 Menschen, die in 129 Massengräbern verscharrt wurden. Nur sieben Menschen sollen überlebt haben. Auf dem Gelände der Killing Fields ist ein Pagoden-Turm mit Glasfronten errichtet, in dem in mehreren Etagen unzählige Menschenschädel aufgeschichtet sind. Alle Opfer wurden erschlagen. Die zynische Begründung lautete, Patronen müsse man für den Kampf und Sieg der Revolution aufsparen. Ein düsteres Bild, das Touristen, die mit Fotoapparaten herumwuseln, nicht wirklich aufhellen.

Noch makabrer ist es, dass bisher nur ein einziger der Verantwortlichen für die Massenmorde rechtskräftig verurteilt wurde. Der Gefängnisdirektor des S 21 in Phnom Penh, Kaing Guek Eav, genannt „Duch“, hatte sich 17 Jahre zuerst im Dschungel bei den Rotem Khmer und später unter falschem Namen als Lehrer verstecken können. Er wurde erkannt und ist 1996 verhaftet worden. Da es aber in Kambodscha keine Todesstrafe gibt. wurde er zu einer lebenslänglichen Haft verurteilt. Vier weitere „prominente“ Massenmörder warten auf ihre Gerichtsverhandlung. Alle anderen Verbrecher wurden bislang amnestiert. Pol Pot erreicht kein Strafgericht mehr. Er starb 1998 im Dschungel in Norden von Kambodscha.

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