Beim 3:0 über Rottenburg sind die BR Volleys gedanklich beim Pokal-Finale – Da wartet mit Friedrichshafen ein ganz anderes Kaliber

© Foto: Winfried Laube, 2014

Ein souveräner Dreisatz-Gewinn in rund 70 Minuten über den Tabellensiebten Rottenburg. Da darf man wohl von einer gelungenen Generalprobe für das wichtige Saisonziel Pokal-Finale sprechen oder?

BR-Cheftrainer Mark Lebedew schaut erst einmal ein wenig verwundert, wenn ihm diese Frage gestellt wird. Denn diese im deutschen Sportsprech gängige Formulierung gibt es so im Englischen nicht. Zwar beherrscht der Australier mittlerweile das Deutsch nahezu perfekt, aber Generalprobe?-

Er sagt lieber, dass er acht Tage vor dem Pokal-Duell am 2. März in Halle/Westf. Gegen Friedrichshafen mit der "gebotenen Leistung und dem Ergebnis" zufrieden sei. Dass die Partie einen Testcharakter für das Pokalspektakel besaß, war an der Tatsache zu erkennen, dass Lebedew diesmal auf jegliche Wechsel verzichtete. Obwohl schon im Auftaktsatz die Gäste förmlich an die Wand gespielt wurden. Da hätte es sich normalerweise angeboten, den Reservisten Wettkampfpraxis zu gönnen. Was er zuletzt gegen schwächere Gegner immer getan hatte…

© Foto: Winfried Laube, 2014Diesmal blieb jedoch seine Stammformation im Rampenlicht. Die hatte nur eine kleine Überraschung parat. Mittelblocker Felix Fischer durfte für den Slowaken Tomas Kmet ran. Der Berliner verrichtete seinen Job erstklassig. Aufmerksam und engagiert im Block, dynamisch bei Schnellangriffen und mit seinen Flatter-Aufschlägen die gegnerische Annahme unter Druck setzend.

"Felix ist eine Klassemann auf seiner Position. Das hat er schon oft und auch heute wieder bewiesen", bestätigte Lebedew. Eine Garantie für den Starteinsatz ist es dennoch nicht, denn "Kmet hat sich eine leichte Muskelverletzung am Bein zugezogen und deshalb haben wir ihn geschont."

Auch der serbische Diagonalangreifer Aleksandar Spirovski muss derzeit damit leben, dass der Australier Paul Carroll wohl erste Wahl auch im Pokalkampf bleiben dürfte. "Solange wir gewinnen, ist das kein Problem", meinte Spirovski.

© Foto: Winfried Laube, 2014Was die Einordnung des Vergleichs mit den Schwaben aus Rottenburg als "Generalprobe" angeht, da erklärte Lebedew: "Rottenburg ist nicht Friedrichshafen. Die bevorzugen eine ganz andere Spielweise. Machen überwiegend andere Aufschläge und bevorzugen im Angriff schnelle Aktionen und überraschende Lösungen."

Rottenburgs Trainer Hans-Peter Müller-Angstenberger, am Rand oft emotional und mit Entertainment-Qualitäten, hatte im Gegensatz zum Gastgeber viel gewechselt: "Weil wir anfangs unser Spiel nicht gefunden haben, zu passiv und ängstlich waren." Im zweiten Durchgang hielt seine Mannschaft ("Wir trainieren wie Profis, haben aber nicht das Umfeld wie die Spitzenvereine. Alle Spieler sind parallel in der Ausbildung oder im Studium beschäftigt.") besser dagegen. Verwickelte die Berliner in längere Ballwechsel und feierte jeden Punktgewinn gegen den Favoriten enthusiastisch.

Lebedew: "Da haben wir sie auch ins Spiel kommen lassen und bei Gegenangriffen nicht konsequent genug abgeschlossen." Vielleicht eine Folge eines zweiwöchigen harten Trainings speziell auf den Pokal-Höhepunkt hin!

Das Volleyball-Magazin hatte in den oft praktizierten Aufrechnungen von Stärken und Schwächen der Pokal-Finalisten orakelt, möglicherweise könnte die größere Fan-Schar der Hauptstädter den Ausschlag geben?!- Dazu Lebedew: "Ich hätte nichts dagegen…".

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