Beatlemania auf der Hamburger Reeperbahn!

„Beatlemania“ verkündet der Schriftzug auf dem Yellow Submarine. Bis vor kurzem hing hier am Museumseingang noch ein 10 Meter langes Gummi-U-Boot, so als wären die Beatles geradewegs mit ihrem legendären Unterwasserschiff in Hamburg St. Pauli wieder aufgetaucht. Doch das Plattenlabel Apple Records hatte rechtliche Einwände und so musste der Eyecatcher abhängt werden. Ganz zum Leidwesen der Besucher. Hier, an der Reeperbahn, nur einen Gitarrenwurf vom Beatles-Platz entfernt, liegt das Museum. Auf fünf Etagen und 1.300 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird den Fans aus aller Welt die Geschichte der legendären Pilzköpfe präsentiert. Schliesslich hatten die Beatles im Hamburger Rotlichtmilieu den Grundstein für ihre Weltkarriere gelegt. Hier wurde der legendäre Beatles-Sound geboren.

Ruhm und Reichtum in weiter Ferne

Am 17. August 1960 traten fünf unbekannte Musiker aus Liverpool in der Hafenmetropole auf. Pete Best, George Harrison, John Lennon, Paul McCartney und Stuart Sutcliffe waren die „Silver Beatles“. Das Silver wurde schon bald aus dem Bandnamen gestrichen (Sutcliffe verliess später die Gruppe). „Hamburg war damals einer jener Orte, an denen es am wildesten zuging“, erinnerte sich Schlagzeuger Pete Best, der bald dem talentierteren Ringo Star Platz machen musste. „Unsere Talente haben sich in Hamburg entwickeln können, hier hatten wir Erfolg.“ Auf dem legendären Rotlichtmilieu reihte sich ein Club an den anderen. Wilde Kerle, leichte Mädchen und viel Musik gehörten zur Reeperbahn. Sechs bis acht Stunden täglich spielten Lennon & Co. Knochenarbeit und Lehrjahre, das waren die Hamburg Days für die Beatles. Zu den Durchhaltemitteln gehörten Frikadellen, Bier und Aufputschtabletten. Preludin gab es rezeptfrei, so George Harrison vor seinem Tod: „Wir hatten Schaum vor dem Mund.“

Diese Geschichte als Erlebniswelt will Beatlemania dem Besucher präsentieren. Als Kulisse dienen die nachgebauten Fassaden jener Clubs, in denen die Beatles einst auftraten: „Indra“, „Kaiserkeller“, „Top Ten“ und „Star-Club“ leuchten in bunter Neonschrift. Schliesslich soll die verflossene Ära von John, Paul, George und Ringo den Besuchern als schöne strahlende Gegenwart erscheinen. Auch wenn die Ausstellungsinitiatoren das Wort Museum meiden wie der Beatles-Fan den Nackenrasierer, der kürzlich verstorbene Hamburger Sammler und Mitinitiator des Museums Uwe Blaschke hat unzählige Erinnerungsstücke zusammengetragen.

Beatlen zwischen Plattenvertrag und Unterwäsche

Man kann das Original des ersten Plattenvertrags bestaunen, den die Beatles in Hamburg unterschrieben. Bühnenbretter aus dem Star-Club gibt es zu sehen, Gagenquittungen und Postkarten von Ringo Starr an seine Oma in Liverpool, auf denen er die Vorzüge Hamburgs rühmt. Damenstrümpfe mit eingewebten Beatles-Köpfen gehören zu jenen Fan-Artikeln, denen sich die Werbeindustrie schon damals bediente. Aber besteht mit solchen Alltagsgegenständen nicht die Gefahr, ein faszinierendes Kapitel der Pop- und Kulturgeschichte zu banalisieren? Ein Vorwurf, den Uwe Blaschke entschieden zurückweist: „Es gibt ja jeden Tag ein neues Beatles-Produkt, Gläser oder Computerspiele zum Beispiel. Beatles ist eine endlose Vermarktung.“

Come together mit Captain Fred

In dem fünfstöckigen Museum werden die Besucher durch eine stilisierte Ausländerbehörde geschleust, genauso wie Lennon und Co. vor 50 Jahren im Hamburger Hafen. Dann taucht man ein in die Amüsierwelt-Atmosphäre der Swinging Sixties. Es gibt Zeitzeugen-Berichte und historische Tondokumente. Und schon ist man mittendrin in dieser heimelig-harmlosen Geschichtsdarstellung der Beatles. In einem Studionachbau kann der Besucher Karaoke singen und seine eigene Version eines Beatles-Hits mitnehmen. Im lebensgrossen, dreidimensionalen Nachbau der „Sergeant-Pepper“-Plat-tenhülle kann er sich fotografieren und sich neben seine Idole auf das Plattencover „einschmuggeln“. In weiteren Ausstellungsbereichen schnuppert der Besucher Backstage-Luft oder erlebt das Gekreische hysterischer Fans in einem Kinosaal. Interaktiv gibt es viel zu beatlen. Was das alles mit Hamburg zu tun hat, bleibt in der Ausstellung ebenso unbeantwortet wie der Hinweis auf den Generationskonflikt, den die Beatles mit ihrer Musik heraufbeschworen. Denn für die Kriegsgeneration war das, was ihre Kinder von den Beatles hörten nichts als Lärm, Krach und Mist. Doch für die Jugendlichen und Halbstarken kamen mit dem Beat die Rebellion und das Ende der Dorfmusik. 

Überwältigungsästhetik

Ein Nachbau der berühmten Londoner Abbey Road Studios macht deutlich, mit was für einer riesigen, schwerfälligen Bandmaschine, mit welch simplen Instrumenten die ersten Tonaufnahmen der Beatles entstanden. Und man kann mit Captain Fred durch ein überdimensionales, blubberndes U-Boot auf Tauchstation gehen. Die Ausschnitte aus dem gleichnamigen Zeichentrickfilm werden Kinder sicher begeistern. Aber wie dieser Kinostreifen die Pop Art und Flower-Power-Mode beförderte, erfährt man nicht. Beatlemania will eben mehr sein als ein Museum, sie will beeindrucken und überwältigen.

Kommerz und Tourismus

2,5 Millionen Euro für den Umbau des Hauses, für die Miete und die laufenden Kosten hat Folkert Koopmans vorgeschossen. Mit 100.000 Besuchern im ersten Jahr ist der Hamburger Konzertveranstalter allerdings hinter den eigenen Erwartungen geblieben. Ein neues touristisches Wahrzeichen der Freien und Hansestadt will Beatlemania werden. Warum aber gerade hier an der Waterkant der Aufstieg der Beatles begann, darauf gibt die Ausstellung keine Antwort. „Das erklärt sich von selbst“, behauptet Uwe Blaschke. „Wenn eine Band ein Museum hat, dann braucht man darüber nicht mehr zu diskutieren. Oder man legt gleich eine Beatles-Platte auf.“ Ob das für ein Museum ausreichend ist, in dem vieles zu sehen, aber kaum etwas erklärt wird? Im Museumsshop jedenfalls gibt es das bekannt-kitschige Andenkensortiment zu kaufen. Kaffeetassen mit Ringo Stars Konterfei, T-Shirts mit Beatlemania-Logo, Bierdeckel und Regenschirme!

Öffnungszeiten und Ticketpreise:

Ausstellung, Shop und Café sind „eight days a week“ täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 12 Euro, Kinder 9 Euro.

Das Beatles Museum in Hamburg www.beatlemania-hamburg.de

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