Aussortiert, aber nicht aufgegeben – Franziska Hildebrand und Daniel Böhm kämpfen um Olympiatickets im Biathlon

Der 27-jährige Böhm hatte beim Weltcup-Auftakt im sturmumtosten Östersund mit Rang fünf im Einzelwettkampf über 20 km auf Anhieb die olympischen Qualifikationsvorgaben des Verbandes erfüllt. Das erfordert, beim Weltcup bis Mitte Januar einmal  unter den ersten Acht oder zweimal unter den besten 15 einzulaufen.

Die 23-jährige Köthenerin Hildebrand – beide starten für den WSV Clausthal-Zellerfeld im Harz – kann die halbe Qualifikation mit dem 13. Platz im Einzel über 15 km in Schweden vorweisen.

Dies war nicht unbedingt zu erwarten. Denn im Media Guide des Weltbiathlon-Verbandes IBU für die aktuelle Saison sind sie vom Deutschen Ski-Verband nicht als vermeintliche Hoffnungsträger im Olympiawinter aufgeführt.
Für Hildebrand war die Streichung im Sommer aus dem A-Kader-Nationalmannschaftskreis ein „Schlag in die Magengrube“ gewesen, wie sie berichtete. Weil die beste Schützin bei der WM in Nove Mesto mit ihren Einzelrängen zweimal die zweitbeste Deutsche war. Und in der Staffel allerdings auch nicht viel dagegensetzen konnte, dass lediglich der enttäuschende Rang fünf  heraussprang”¦

Für den Polizei-Obermeister Böhm kam die Nichtberücksichtigung nicht ganz so unerwartet. Nach raschem Aufstieg vor vier/fünf Jahren pendelte er, auch durch Verletzungen beeinträchtigt, zwischen Einsätzen der Topkategorie Weltcup und der B-Klasse  IBU Cup. Aber er war zumindest aktuell im B-Kader der Nationalmannschaft verblieben. Und hatte bei der Bundespolizei alle Freiräume, sich voll auf den Leistungssport zu konzentrieren. An der Seite seines Zimmerkollegen Arnd Peiffer in der Oberhofer Trainingsgruppe bewies er nach störungsfreiem Training im Sommer und Herbst in den Testrennen vor dem Weltcup, dass er dazugehört.  Dass er die Nominierungs-Hürde gemeistert hat und derzeit nach zwei Wettbewerben im Weltcup als zweitbester Deutscher auf Position vier hinter dem Teamkollegen Erik Lesser rangiert, ist für ihn aber kein Ruhekissen: „Olympiaqualifikation ist ja nicht gleich Olympiateilnahme”¦denn es kann ja passieren, dass mehr als sechs Sportler bei uns die Norm schaffen. Und nur sechs dürfen dann tatsächlich fahren.“

Also geht er auch künftig – nach Hochfilzen folgen Annecy/Frankreich und  im Januar Oberhof, Ruhpolding und Antholz – in jedes Rennen mit der Devise: „Möglichst punkten, möglichst weit vorn landen.“

Hildebrands Rückkehr ist einer Trotzreaktion zuzuschreiben. Nach der Verbannung analysierte sie mit ihren Heimtrainern selbstkritisch ihre Defizite. Und fand, was eigentlich offenkundig war, dass sie unbedingt ihr läuferisches Vermögen verbessern müsse. Leicht erkannt, aber dies erforderte auch ohne Verbandsunterstützung nicht nur eine Mehrarbeit im Training. „Wir haben auch detaillierter an der Lauftechnik gefeilt. Wie beispielsweise im Berganlauf die Technik ausschauen soll oder wie man den Laufstil optimaler dem Gelände anpasst.“ Und dabei darauf zu achten, dass höhere Laufintensität sich möglichst nicht negativ auf das Schießen auswirkt. Ihr Eindruck zum frühen Saisonzeitpunkt: „Ich glaube,  momentan scheint die Kombination aus schnellerem Lauf und guten Schießergebnissen zu funktionieren.“ Wie Böhm findet sich Hildebrand nach zwei Auftritten im Weltcup als 14. als nationale Nummer zwei hinter Andrea Henkel (9.) im internationalen Klassement. Wie Böhm sieht sie sich in ihrem Selbstbewusstsein im  Ausscheidungsrennen für Sotschi bestärkt.

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