Apulien, das Land der Steine – Den Stiefelabsatz Italiens hat der Massentourismus weitgehend noch nicht erreicht

Das "Castel del Monte"

Fundgrube für Archäologen

Apulien, italienisch Puglia, zwischen dem adriatischen und dem ionischen Meer gelegen, hat viel von seiner Ursprünglichkeit erhalten können. Bislang existieren noch sehr wenige Hotelanlagen an der mehr als 800 Kilometer langen Küste, dafür um so mehr felsige Strände mit unzähligen kleinen einsamen Buchten. Der italienische Süden am Stiefelabsatz mit seinem überwiegend flachen Land, immer unterbrochen durch hügeliges Gebiet, gibt sich ländlich. Lange kleine aufgeschichtete Steinmauern an den Feldern begrenzen die Ackerflächen. Nahezu überall sind Naturschutzgebiete eingerichtet und es ist ein Paradies für Archäologen vorhanden. Ganz in der Nähe von dem Ort Altamura befindet sich ein „Park der Dinosaurier“. In einem ehemaligen Steinbruch fanden Geologen tausende Spuren von Sauriern in den Kalkfelsen, einige davon werden im archäologischen Museum des Ortes gezeigt. Ebenfalls in der Nähe von Altamura befindet sich eine 500 Meter lange Grotte, vor 20 Jahren entdeckt, in der das gut erhaltene Skelett eines Neandertalers ruht.

Geheimnisvolles Castel del Monte

Die Touristen aus Berlin und Brandenburg, gegenwärtig und künftig heftig mit preußischen Jubiläen und Jubilaren konfrontiert, können sich hier im italienischen Südosten recht heimisch fühlen. Denn auf ihrer Reise durch Apulien tritt er beständig auf, Friedrich der II. Allerdings ist es nicht Friedrich der Große, der alte Fritz, aus dem Haus der Hohenzollern, sondern es handelt sich um den auch sehr bedeutender Friedrich aus dem Haus der Staufer, der fast 500 Jahre früher vorwiegend hier gelebt und gewirkt hat. Der Enkel vom legendären Friedrich Barbarossa war König von Sizilien und sein Name hat bis heute in Italien einen guten Klang. Überliefert sind seine kluge und tolerante Herrschaft und seine vielseitigen geistigen Interessen.

Eine noch heute deutlich sichtbare Hinterlassenschaft sind die von ihm erbauten Schlösser und Burgen in Apulien. Die bekannteste Burg, das Castel del Monte, entstanden 1244 bis 1250, erscheint schön wie auch geheimnisvoll. Da ist der ungewöhnliche Grundriss eines Achtecks und an seinen Ecken stehen Türme mit ebensolchem Grundriss. Alle Zeit bis heute wurde über die Funktion des Baus gerätselt. War das Castel als Repräsentanz gedacht oder als Jagdschloss? Die Burg ist auch voller Symbole beispielsweise durch die Form einer Krone und beflügelt die Phantasien. Das Castel del Monte liegt auf einer 400 Meter hohen Hügelspitze inmitten einer kargen Landschaft mit Blick auf das Meer – einfach sehenswert. Es hat weder ein Vorbild noch einen Nachfolger gefunden.

Die Natur Apuliens schmecken

Auf dem Weg durch Apulien sind sie überall zu sehen, die Pinien Imperiale, benannt nach Friedrich dem 2, wie Vittorio Bosna ausführt. Der charaktervolle deutsche Monarch soll auch das Symbol der Gastfreundschaft aus der Taufe gehoben haben, den Pinienzapfen. Er ist an Zaungittern und Bauten zu finden und verweist auf deutsche Wurzeln der Toleranz und Weltoffenheit. Die hoch gewachsenen Pinien wie die Gastfreundschaft sind in den überall im land verstreuten Masserias zu finden. Von hohen Mauern umgeben und teilweise mit Zugbrücken ausgestattet, boten sie in vormittelalterlicher Zeit Raum für Schutz und Zuflucht. Heute sind viele von ihnen als Gasthöfe mit Fremdenzimmern ausgebaut. Dazu gehört die Masseria „Posta Milella“ in der Nähe von der Küstenstadt Trani mit der berühmten Kathedrale am Meer, auch verbunden mit dem Namen Friedrich dem 2. In der Masseria stehen traditionell regionale Gerichte auf der Speisekarte. Beispielsweise wird Orecchiette (italienisch Öhrchen) handgemachte Nudeln mit dem Gemüse Rape serviert, eine Art Kohlgemüse, das nur in Apulien wächst. Die zarten leicht bitteren Stengel und Blättchen, in Salzwasser gekocht, erzeugen den besonderen Geschmack.

Weiterhin gibt es Burrata, eine Art Mozzarella, der noch mit einem anderen weichen Käse gefüllt ist oder Focaccia, ein aus Weizenmehl gefertigter Hefeteig, in den Olivenöl eingeknetet ist. Und überall dazu die Tomaten, die nach Tomaten schmecken. Eine besondere Delikatesse ist für nicht wenige Touristen das getrocknete italienische Brot Friselle. „Kurz in kaltes Wasser getaucht und mit Öl von mehreren hundert Jahre alten Olivenbäumen begossen, mit Thymian und etwas Salz gewürzt – da kann man die Natur Apuliens auch schmecken“, meint Vittorio. Das DOP-Siegel, so erklärt er, stehe bei landwirtschaftlichen Produkten für Ursprung, Farbe und Geschmack und es sei eine gute Orientierung für den Reisenden. Allerdings gibt es für ausgesprochene Fleischesser auch Orte wie Cisternino, wo man sich das frische Fleisch an der Theke beim Metzger aussucht und dann grillen lässt.

Paradies der reinen Luft

Wenn Vittorio durch seine Heimat Apulien zieht, ist er oft von der Natur begeistert. Im Park von Porto Sevaggio kommt er ins Schwärmen, nicht zu Unrecht. Der 550 Hektar große Park wird als Paradies der reinen Luft verehrt. Dafür sorgen 350 Hektar Pinienwälder, die auf früher felsigen kargen Boden vor zirka 70 Jahren angepflanzt wurden. Hier bildete sich besonders aus den abgefallenen Piniennadeln eine Humusschicht, auf der sich stark duftende Kräuter verbreiteten. Zusammen mit dem Wind vom Meer bildet sich hier eine jodhaltige Luft, die für die Atmungswege sogar eine Aroma-Therapie darstellt. Im Herbst sind überall Zistrosen, wild wachsender Ginster und Mimosen, Myrthe, Krokusse und wilde Olivenbäume zu bestaunen – ein blühender Traum im Frühling. An kleinen Landzungen der Küste stehen Überreste von Türmen, die teilweise noch aus byzantinischer Zeit stammen sollen. Die gesamte Küste besitzt das blaute Siegel für sehr hohe Wasserqualität. Zum Naturpark gehört auch das „Palude des Capitano“ (das Kapitänsmoor). Auch hier ist das Markenzeichen glasklares Wasser, in Mini-Lagunen schwimmen große Fische.

Ganz nah liegt der kleine Küstenortschaft Castro mit ein paar tausend Einwohnern. Auch hier existiert noch ein Castel der Aragonese, dass teilweise auf Mauern steht, die 2300 Jahre alt sind. Und eine italienische Grundregel gilt auch hier auf dem kleinen Platz vor dem Castel im apulischen Castro – Cappuccino und Espresso schmecken immer.

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Info: 

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