Angesehen! Der Preis ist heiß – heißer noch sind die Täler und Berge der Hohen Tauern „in echt“ und im „Nationalpark 360 °“

© Thomas Hörll

Aufgrund meiner Reise kann ich berichten, dass das Nationalparkzentrum in der Stadtgemeinde Mittersill liegt und diese wiederum mitten im Oberpinzgau. Stadtgemeinde klingt für einen Mann mittleren Alters aus der Hauptstadt der Bundesrepublik lustig, denn in Mittersill leben gerade einmal so viele, wie in meiner Straße mitten im Prenzlauer Berg, nämlich etwas mehr als 5 000 Menschen. Den Spaß mit dem Begriff Stadt gönnten sich die Bewohner, 89 Prozent der Wähler votierte am 24. Juni 2007 dafür und ein Jahr später, am 8. August 2008, wurde aus dem Grßdorf eine Kleinstadt. Diese ist auch ansehnlich. In Mittersill erblickt das Auge des Betrachters hier Barock und dort Rokoko. Adrett und nett eingerichtet haben es sich die lieben braven Leute auf 790 m Seehöhe. Durch die Kleinstadt schlängelt sich jedoch eine wichtige Straße für den großen Fernverkehr zum Felberntauerntunnel und strömt die Salzach, die mitunter auch Hochwasser führt, das die Stadt überflutet und Land überschwemmt. Funktionale Häuser und Hallen, Industriebau, aus Mittersill kommen immer noch Blizzard-Skier, und moderne Architektur bietet Mittersill ebenfalls.

Am große Gebäude des Nationalparkzentrums Mittersill haftet der Blick. Das Auge wandert entlang der asymetrischen Linien des kargen, grauen Betons, auf dem die linearen Planken aus heimischem Holz wie aufgesetzt wirken. Was unten äußerlich urtümlich und wild wie die Tauern wirkt und oben gezähmt und gezäunt, ist innen komplett barrierefrei und bombastisch.

Die Kleinen unter den Kurzen können in einen Murmeltierbau krabbeln und untertauchen wie Mittersill 2005 in der Salzach, und sich an Kletterwänden hochhangeln, während die wissbegierigen im ins Haus geholten Umland gut über die Flora und Fauna des Nationalparks Hohe Tauern unterrichtet werden. Die spektakuläre Ausstellung hält mit zehn Stationen alpiner Erlebniswelt auf 1.800 m ² die Spannung hoch. Für die Großen ist vor der Lawinendom in einer 270-Grad-Kinobox mit grandiosen Aufnahmen einer Lawine und den Krimmler Wasserfällen geil. Manche mögen lieber die Schatzkammer mit kostbaren Mineralien oder die Sagenhöhle.

Höhepunkt war für mich als juveniles Alteisen der Berlinale genannten Internationalen Filmfestspiele an der Spree die Vorführung in der 360-Grad-Panoramawelt an der Salzach. Bis zu 80 Zuschauer fasst der Saal von 16 Metern Durchmesser. Wer nicht ganz schwindelfrei ist, der möge Platz nehmen und sich Dank modernster HD-Projektionstechnik in völlig neue visuelle Welten, unedliche Weiten, einmalige Natur- und geile Gipfelerlebnis samt Hörgenuß erheben. Kurzum und auf den Punkt gebracht: „Dank aufwändiger Zeitrafferaufnahmen mit wechselnden Wetter-, Licht- und Schattenverhältnissen sowie einer eindrucksvollen Tonkulisse erlebt man die Hohen Tauern aus unterschiedlichen Perspektiven: Vom Gipfel, aus einer Gletscherspalte und schwebend aus dem Rauriser Urwald.“

Die Reise mit der Kamera führt durch die Täler und Berge der Hohen Tauern. Wir tauchen ein in die Seen und Wälder der Berge, tauchen ab in tiefe Schluchten, blicken wie gebannt in Gletscherspalten umher und auch unter Wasser bis wir wieder auftauchen und der Blick von Österreichs höchstem Berg . dem Großglockner – weit und immer weiter schweift. Wahnsinn. Der Film ist geil und dennoch jugendfrei und steht bestimmt im Einklang mit dem BtMG.

Weil die 360-Grad-Panoramawelt hält, was sie verspricht, ist die Produktion „Nationalpark 360“ im Finale für den österreichischen Staatspreis. Dazu heißt es heute im Blog des Nationalparkzentrums: „’National Park 360′ ist ein revolutionäres – weltweit einzigartiges – alpines Naturfilmerlebnis, das erst durch ein von ScienceVision eigens dafür entwickeltes Kamera- und Aufnahmesystem ermöglicht wurde. Das 360 º Bild verlangt nach ungewöhnlichen und neuen Arten die Geschichte zu erzählen. Der gezielt eingesetzte Ton bzw. Musik-Soundtrack bekommt eine besondere Rolle, da nur so die Aufmerksamkeit des Besuchers auf bestimmte Bereiche im 360 º Raum gelenkt werden kann. Der Film wird als nahtloses rundum Realbild in 14K Auflösung auf eine zylindrische 52m lange Leinwand mit 16m Durchmesser und 4m Höhe mittels 9 HD Projektoren projiziert.
Dass dieses Pionierprojekt sowohl technisches als auch filmisches Neuland betritt, erkennt der Besucher in „Behind Nationalpark 360 º“, einem Making of, das die Herausforderungen der Konstruktions-, Dreh- und Postproduktionsarbeiten portraitiert.“

Wer weiß, ob nicht irgendwann für den Film, der seine Zuschauer nicht nur in den Bann zieht sondern auch an Orte bringt, die sonst nur ganz wenigen Bergsteigern und Naturkennern vorbehalten sind, ein silberner oder goldener Bär für die beste Doku der Berlinale winkt? Am 5. März 2015 wird zum 16. Mal der “Staatspreis Multimedia und e-Business” vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft in Wien vergeben.

Infos:

Nationalpark Hohe Tauern: http://www.nationalpark.at,
http://www.nationalpark.at/de/attraktionen/nationalparkzentrum

Link zur Produktion und Making of: http://www.sciencevision.at/index.php?id=360&L=2%2FRK%3D0%2FRS%3DwDnKTahIXM1xcVCva5VanOMDbi0

Unterstützungshinweis:

Die Recherche wurde unterstützt von der SalzburgerLand Tourismus GmbH.

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