Altersirrer Gaddafi redet von „Millionen“, die hinter ihm stünden, von „Ratten“ auf den Straßen, droht Aufständischen ein „Gemetzel“ an, will Libyen „säubern“ und wedelt mit seinem Grünbuch

Screenshot von Al Jazeera: Gaddafi hält seine "Ratten"-Rede im braunen Beduinenumhang.

Den "drogenabhängigen Jugendlichen", den Demonstranten, die er als "Ratten" beschimpfte, drohte der Diktator in einer wirren Rede mit einer „heiligen Offensive“, um das Land von den Protestierenden und Anstiftern zu „säubern“. "Hinter mir stehen Millionen", meinte der Mann im braunen Beduinenumhang, und sprach: "Wir werden ganz Libyen Haus um Haus säubern, wenn sie sich nicht ergeben sollten“, sagte Gaddafi in einer mehr als eine Stunde dauernden Ansprache an die Nation, die er sichtlich erregt und mit Grünem Buch in der Hand hielt.

Er sei kein Präsident, sondern der Revolutionsführer und würde lieber als Märtyrer sterben als freiwillig abtreten, sagte der 68-Jährige, der seit 42. Jahren in Libyen herrscht.

Die gewaltsamen Proteste der vergangenen Tage bezeichnete er als „bewaffnete Rebellion“. „Und die Rebellionen werden weltweit mit Gewalt niedergeschlagen", verkündete Gaddafi. Hinter den Unruhen steckten ihm zufolge kleine Gruppen von unter Drogen stehenden Jugendlichen, die die Polizeiwachen attackieren und Waffen stehlen. Denen drohte er: "Legt Eure Waffen sofort nieder, sonst gibt es ein Gemetzel … ähnlich wie auf dem Tiananmen-Platz" in Peking im Jahr 1989.

Der ganz in Braun gekleidete Oberst forderte die Demonstranten auf, die Waffen zu strecken und zum normalen Leben zurückzukehren. Auch rief er auf, Bürgerwehren aufzustellen, um die Errungenschaften der libyschen Revolution von 1969 zu schützen.

Seit Beginn der Unruhen tritt Gaddafi zum zweiten Mal öffentlich auf. Bei dem ersten kurzen TV-Auftritt sagte der Machthaber in der Nacht zum Dienstag: "Ich bin in Tripolis und nicht in Venezuela".

Die Proteste in Libyen gegen Gaddafi dauern seit dem 15. Februar an. Am Montagabend hatte die Luftwaffe in Tripolis und anderen Städten nach Augenzeugenberichten die Demonstranten bombardiert.

Nach Angaben der Opposition und von Menscherrechtlern sind bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen noch vor den jüngsten Bombardements bis zu 500 Menschen getötet und rund 4000 weitere verletzt worden. Die Behörden streiten den Einsatz der Luftwaffe und das Massensterben von Menschen ab.

Mit Material von Al Jazeera, dpa, Facebook, RIA Novosti, Twitter und YouTube.

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