Als die Höllenengel noch richtig dichten konnten – Annotation

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In den letzten Jahren gab es gerad zu eine Schwemme von Büchern über die legendäre Rockertruppe. Meist waren es ausgestiegene Rocker, die den reuigen Sünder mimten und auspackten. Na so ein bissel auspackten, denn Überraschungen präsentierten sie nie. Und Wunder über Wunder: sie selbst wollten nie etwas Böses getan haben, zumindest fanden sch schlimme Untaten in ihren, meist von Ghostwritern gedichteten Werken, selten. Insbesondere deutsche Exrocker belästigten uns mit ihrem schauerlichem Gewäsch.

Der amerikanische Kollege Wethern ist eine glorreiche Ausnahme. Zwar handelt seine Dichtung in tiefer Vergangenheit. Er erlebte seine Hochzeit in den 70er Jahren.  Jedoch erreicht er einen hohen Grad an Authentizität, da er seine Untaten in den grellsten Farben zu Papier bringt. Der Drogenhandel war sein Kerngeschäft, er und seine Kollegen der HöllenEngelei der ersten Stunde mimten erfolgreich die Dealer der kalifornischen Hippies. Es geht um Kohle, und zwar ausschließlich. Love and Peace interessierte die Rocker nicht. Wer frech wurde oder auspackte, landetet ziemlich tot im Wüstensand. Frauen waren ihnen Sexsklavinnen und Putzmäuse, die Rocker soffen wie die Löcher und benutzen ihren Kopf nicht zum Studium der Klassiker. So hart so öde.
Die Bullen kamen ihnen letztlich auf die Schliche, George fand zu Gott, den Rest könnt ihr euch denken.

Knüppeldicke Beichte eines kriminellen Rockers, harter Ü18-Tobak der mit allen halbwahren Rockerklischees aufräumt.

George Wethern, Böser Engel, Die wahre Geschichte der Hells Angels, 300 Seiten, Riva Verlag, 2012, 19,99 Euro

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