Alltag an der Alten Försterei – Union und Osnabrück trennen sich mit einem turbulenten 3:3

Ein Schuß der "Veilchen" aufs Berliner Tor.

Bis zur 62. Minute verschliefen die Unionkicker regelrecht das Spielgeschehen auf dem stark ramponierten Rasen. Die Gäste vom Rande des Teutoburger Waldes ließen sich nicht nur einmal bitten. Gleich zwei Tore ließen schlimmes ahnen. Gedanken an das 0:2 vor zwei Wochen an diesem Ort kamen auf. Dabei war ein wunderschöner Freistoß aus 20 Metern über die Mauer von Sebastian Tyrala zu bewundern, der in der 48. Minute unhaltbar für Marcel Höttecke in seinem linken Torwinkel einschlug. In der ersten Halbzeit hatte es schon einmal im Uniontor geklingelt, als Osnabrücks Innenverteidiger Tobias Nickenig das Netz flattern ließ. Die Osnabrücker glaubten sich schon auf der Siegerstraße. Ihre etwa 200 mitgereisten Anhänger sangen vom Auswärtssieg.

Trotzdem peitschten die übrigen etwa 14 000 Unionfans ihr Team nach vorn. Das ist eben der Geist an der Alten Försterei. Hier gibt niemand auf, bevor der letzte Pfiff gepfiffen. Und nun wachten die Eisernen auf. Christian Stuff machte es seinem Kollegen auf der anderen Seite nach und köpfelte in der 62. Minute aus dem Gewühl heraus ins gegnerische Tor. Nur eine Minute später legte Santi Kolk nach. Das Stadion tobte. Inzwischen hatte Union-Trainer Uwe Neuhaus den quirligen Ede für den erschöpften Michael Parensen eingewechselt. Der wirbelte immer wieder auf der linken Seite in Richtung Strafraum. In der 72. Minute ließ er ein halbes Dutzend Gästespieler wie Slalomstangen stehen und stocherte den Ball durch die Beine des Osnabrücker Torhüters Tino Berbig. Das Spiel war gedreht, auf den Tribünen flippten alle aus.

Aber an diesem Freitagabend hatte der Fußballgott noch lange nicht Feierabend. Gerade mal sechs Minuten, nach dem scheinbaren Siegestreffer für die Hausherren, vertändelte Unions Innendecker Daniel Göhlert den Ball und schenkte so Nicky Adler den Ausgleich. Das indes schockte die Unioner kaum. Sie berannten wütend das Tor von Berbig. Kolk hämmert aus 17 Metern den Ball aufs Tor, Berbig lenkte den Ball noch an die Latte. Nur wenig später krachte ein Hammerschuss von Stuff ebenfalls an die Latte. Und in der 85. Minute schien es dann doch sicher – das Siegestor für Union. Lindemann hatte im Sechzehner die Hand am Ball, und Geoerg Schalk, der Mann mit der Pfeife, zeigte auf den Punkt. Das Publikum stimmte sein Lied für Torsten Mattuschka an, für den Mann, der alles kann. Das musste er nun beweisen. Nur drei Schritte Anlauf nahm der als Kunstschütze bekannte Kicker. Dann drosch er den Ball über den in die linke Ecke fliegenden Torwart – über die Latte. Auch das kann er also. Ein kurzes Aufstöhnen auf den Traversen, und dann sangen sie weiter: Torsten Mattuschka, du bist der beste Mann”¦

Keine Ahnung, was der Besungene in diesen Sekunden dachte. Am liebsten hätte er sich wohl unter die kaum vorhandene Grasnarbe gewünscht. Wenig später dann der Abpfiff. Die Gesänge der Fans klangen noch lange durch das Gehölz der Wuhlheide. Es war eben mal wieder ein verrückter Fußballabend – typisch für die Alte Försterei. Denn eigentlich sind wir das gewöhnt von Union. Auch wenn sie nicht siegen – Hauptsache der Unterhaltungswert stimmt.

Vorheriger ArtikelÄgyptens Präsident Hosni Mubarak zurückgetreten
Nächster Artikel61. BERLINALE: Das Mädchen Rosemarie in Erinnerung an Bernd Eichinger